Am Sonntag schlug die TSG 1899 Hoffenheim beim Kurznachrichtendienst X versöhnliche Töne gegenüber ihren Fans an. Dass da in Bochum mehr schiefgelaufen war als nur das Spiel, konnte man gut herauslesen. «Noch immer enttäuscht. Genau wie Ihr. Noch immer genervt. Genau wie Ihr. Am Freitag muss mehr kommen. Mit euch im Rücken!», schrieb der Fußball-Bundesligist. Die Selbstkritik war nach der 2:3-Niederlage beim Abstiegskandidaten durchaus berechtigt – und die Störgeräusche bei den Kraichgauern sind mittlerweile nicht mehr zu überhören.
Nach dem enttäuschenden Auftritt mit einem zwischenzeitlichen 0:3-Rückstand hatten die TSG-Anhänger am Freitagabend nach dem Abpfiff ihren Unmut kundgetan. Deren Frust wollten die Spieler keineswegs einfach so über sich ergehen lassen. «99 Prozent (der Fans) verstehen Fußball nicht, da braucht man gar nicht zu reden. Natürlich war ich in diesem Moment ein bisschen sauer», sagte Andrej Kramaric bei DAZN, nachdem der Streamingdienst den kroatischen Offensivmann wütend Richtung Gästeblock gestikulierend gezeigt hatte.
Zuschauer-Schelte – so etwas ist sehr selten bei den Hoffenheimern, die oft um volle Ränge kämpfen müssen. «Die Fans waren enttäuscht, was grundsätzlich mal in Ordnung ist. Ich erwarte schon, dass sie aber auch irgendwo umswitchen, weil wir letztes Jahr fast abgestiegen sind und dieses Jahr eine deutlich bessere Runde spielen als letztes Jahr», erklärte Torwart und Kapitän Oliver Baumann: «Es war ein bisschen emotional, von ihrer Seite, von unserer Seite. Und damit belassen wir es jetzt.»
Die Szene mit Kramaric stand aber auch für das ständige Auf und Ab der Hoffenheimer in dieser Saison: Eine Woche zuvor war der TSG-Rekordtorjäger nach dem Sieg gegen Borussia Mönchengladbach und seinem 250. Bundesliga-Spiel noch auf dem Zaun im Sinsheimer Stadion gefeiert worden. «Wir wussten, was uns erwartet, wir waren auch darauf vorbereitet. Aber wir sind nicht die erste Mannschaft, die hier bei dieser Atmosphäre in Bochum Probleme bekommen hat», erklärte Kramaric. «Wir haben viel zu spät angefangen, Fußball zu spielen.»
Auch für Trainer Pellegrino Matarazzo gab es nichts zu beschönigen, nachdem sich sein Team wieder einmal gegen eine wild entschlossene Mannschaft schwergetan und seine Wankelmütigkeit unter Beweis gestellt hatte. Der hohe Druck und dieser permanente Stress, den die Bochumer an den Tag gelegt hatten, hätte dazu geführt, «dass wir oft falsche Entscheidungen getroffen haben». Bemüht sei seine Mannschaft gewesen – «aber unterm Strich steht einfach zu wenig», so Matarazzo.
Von einer Teilnahme an der Conference League spricht momentan niemand mehr bei den Hoffenheimern. Zu sehr ist der Tabellenneunte vor der nächsten Herausforderung am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) gegen RB Leipzig damit beschäftigt, dass das Saisonfinale nicht zu einer Durststrecke wird.
Ein großes Gesprächsthema in der Fanszene ist und bleibt auch die Personalie Alexander Rosen. Nach Medienberichten über interne Kritik an dem Sportvorstand hing in Bochum ein Banner: «Ohne Rosen – Ohne Uns.» (dpa)