So, 19.01.2025 , 10:22 Uhr

Zuzenhausen: Brandrede zeigt Wirkung: Hoffenheim wächst zusammen

Fußball-Star Andrej Kramaric ließ diesmal andere sprechen. Nach seiner bemerkenswerten Brandrede nach dem 0:5 beim FC Bayern verließ der kroatische Stürmer diesmal kommentarlos die Arena. Umso mehr sprachen andere über den Führungsspieler der TSG Hoffenheim, der noch vor wenigen Tagen gewütet hatte – und damit offenbar eine Reaktion in seiner Mannschaft ausgelöst hat.

Baumann: «Ich fand es gut!»

«Es war viel Druck auf dem Spiel, aber wir haben das in Energie umgewandelt», sagte Nationaltorwart Oliver Baumann nach dem wegweisenden 3:1-Erfolg bei Holstein Kiel dem Pay-TV-Sender Sky. «Wir kennen Andrej. Der hat schon mal so was Ähnliches gemacht. In ihm brennt es halt. Ich fand es gut!» Statt mit dem zehnten sieglosen Pflichtspiel in Serie noch stärker unter Druck zu geraten, hat die TSG Aufsteiger Kiel zunächst einmal auf sechs Punkte distanziert.

Die Kramaric-Aussagen beim amerikanischen Sender ESPN wirkten unter der Woche wie ein Rundumschlag nach schweren Monaten im Kraichgau. «Ich fühle eine große Scheiße im Club. Wenn niemand das ändern wird, werde ich versuchen, es zu ändern», hatte der 33-Jährige gesagt, der seit 2016 bei der TSG spielt.

Einen Rüffel oder gar eine Strafe bekam Kramaric nicht, im Gegenteil. Denn der Kroate ging nicht nur verbal, sondern auch sportlich voran und erzielte das zwischenzeitliche 2:0. Zudem glänzte Stürmer Adam Hlozek mit einem Doppelpack.

Ilzer lobt die Energie

Auch der schwach gestartete Trainer Christian Ilzer bewertete die Situation ähnlich wie Baumann. «Es sind aus dem Frust heraus einmal Dinge gesagt worden. Das befreit ja. Wir haben in langen Gesprächen gemeinsam nach Lösungen gesucht, um Dinge zu verbessern. Das hat sich heute ausgewirkt», sagte der Österreicher. «Die Mannschaft hat heute gezeigt, was möglich ist, wenn sie Dinge gemeinsam erledigt, wenn sie mit einer guten Energie und einer guten Körpersprache auf dem Platz ist.»

Die sportliche Befreiung kam genau zur richtigen Zeit. Die TSG hat nicht nur einen direkten Widersacher im Abstiegskampf auf Distanz gehalten, sondern auch Selbstvertrauen mit Blick auf vier schwere Spiele getankt. «Die Richtung ist klar und auch die Bedeutung vom Sieg heute. Ich bin erleichtert, das muss uns Selbstvertrauen und Mut geben», sagte Baumann.

Tottenham, Eintracht und Leverkusen warten

In den kommenden beiden Wochen werden die Aufgaben nämlich deutlich kniffliger. Die Europa-League-Saison könnte nach dem Heimspiel gegen Tottenham Hotspur (23. Januar) und beim RSC Anderlecht (30. Januar) schon beendet sein. In der Bundesliga geht es im eigenen Stadion gegen den formstarken Dritten Eintracht Frankfurt (26. Januar) und im Anschluss am 2. Februar zu Meister Bayer Leverkusen.

«Für mich ist es wichtig, dass wir als Mannschaft geschlossen aufgetreten sind. Das war sehr gut. Ich hoffe, dass wir weiterhin gute Ergebnisse liefern», sagte Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker, der im Herbst quasi im Doppelpack mit Ilzer von Sturm Graz zur TSG kam. Zum Saisonauftakt hießen die Verantwortlichen noch Pellegrino Matarazzo und Alex Rosen – und das Wort Abstiegskampf tauchte in keiner Saisonplanung auf. (dpa)

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