Walldorf/Stuttgart. Die Gewerkschaft Verdi kritisiert die bekannt gewordenen Maßnahmen im Rahmen des Konzernumbaus bei SAP. Dazu gehören der Abbau von 8000 Stellen sowie die Rückkehr zur Büropräsenz an mindestens drei Tagen die Woche.
Das Stellenabbauprogramm übertreffe dabei mit betroffenen 8 000 Jobs beträchtlich das erst im vergangenen Jahr durchgeführte Programm mit damals rund 3 000 betroffenen Stellen. Das sei angesichts des stetigen Umsatzwachstums in den vergangenen Jahren und der hohen Gewinne nicht nachzuvollziehen, kritisierte Christine Muhr, SAP-Unternehmensbetreuerin von Verdi. „Wir fordern mehr Budget für Weiterbildung, um Mitarbeitende in die neuen Wachstumsbereiche ohne Personalabbau zu entwickeln“, teilte sie mit.
Der „Schlingerkurs“ des Vorstandes bei vielen Themen lasse das Vertrauen der Belegschaft in die Unternehmensführung schwinden. Ein Beispiel dafür sei das Versprechen flexibler Home-Office-Konzepte, das nach weniger als zwei Jahren wieder zurückgezogen werde. Zudem sei die Väterzeit, deren Ankündigung öffentlich viel beachtet wurde, nicht eingeführt worden. Auch beim Thema Altersprogramm setze sich der Schlingerkurs fort. Hier sei zwei Jahre lang verstärkt auf Altersteilzeit gesetzt worden, jetzt werde aber doch wieder ein Vorruhestandsprogramm angekündigt.
Die Mitarbeiter seien bei diesen wichtigen Themen der Lebensplanung sehr verunsichert. Deshalb fordert Verdi verlässliche Vereinbarungen, wie sie Tarifvereinbarungen garantieren. Veränderungen dürften nicht auf Kosten der Belegschaft geschehen. Verdi sehe die Notwendigkeit zusätzlicher Investitionen – etwa bei Gehalt, Weiterbildungen und nicht-finanziellen Anreizen.
Weiterhin seien die angekündigten Neuzuschnitte von vielen Unternehmensbereichen mit Neubesetzungen bis in höchste Managementbereiche aktuell nur grob skizziert. Die betroffenen Mitarbeitenden aus den Bereichen mit angekündigten Veränderungen seien im Unklaren über die Zukunft ihrer Stellen. Auch hier wäre eine klare und verlässliche Strategie des Vorstandes wichtig. „Weder Beschäftigten noch Kunden noch Anteilseignern ist damit gedient, die Firma im Zustand konstanter Unruhe und Unsicherheit zu halten“, betonte Muhr.
Europas größter Softwarehersteller SAP will mit einem Großumbau die Geschäfte mit Künstlicher Intelligenz (KI) vorantreiben. Von dem Vorhaben seien rund 8000 Mitarbeitende betroffen. Etwa zwei Drittel der 8000 betroffenen Beschäftigten sollen laut Klein mit freiwilligen Maßnahmen wie etwa Vorruhestand zum Gehen bewegt werden. Die Walldorfer hatten vor rund einem Jahr bereits 3000 Jobs gestrichen, um sich schlanker aufzustellen und sich wieder mehr auf das Kerngeschäft rund um die Software zur Unternehmenssteuerung zu konzentrieren. Ebenfalls hat SAP nicht wie im September vergangenen Jahres angekündigt, ein Modell zur Freistellung von Vätern oder anderen Partnern oder Partnerinnen ab der Geburt ihres Kindes eingeführt. Eigentlich sollten diese ab Jahresbeginn dann sechs Wochen bezahlt freigestellt werden. SAP verwies auf Anfrage auf Pläne der Bundesregierung, die nicht wie geplant umgesetzt worden seien. Das Thema hatte für große Aufmerksamkeit in den Medien gesorgt. (dls/dpa)