Die Afrikanische Schweinepest alarmiert Landwirte und Jäger im Südwesten. Sie ist aber nicht die einzige Tierseuche, die derzeit in Baden-Württemberg grassiert. Bei Schafen im Rems-Murr-Kreis wurde jüngst die Blauzungenkrankheit nachgewiesen, auch in anderen Bundesländern ist diese Erkrankung auf dem Vormarsch. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten dazu:
Die Blauzungenkrankheit ist eine Viruserkrankung, die vor allem Schafe und Rinder betrifft. Befallen werden können auch Ziegen, Lamas und Alpakas sowie weitere Wiederkäuer. Übertragen wird die Krankheit durch bestimmte Stechmücken, sogenannte Gnitzen. Besonders häufig tritt die Krankheit nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts in der warmen Jahreszeit bei feuchtwarmem Wetter auf. Vor allem in der Dämmerung würden die Stechmücken die Schafe und Rinder angreifen. Entdeckt wurde die Erkrankung Anfang des 20. Jahrhunderts im südlichen Afrika, inzwischen ist sie weltweit verbreitet.
Schwere Symptome löst die Krankheit laut Friedrich-Loeffler-Institut vor allem bei Schafen aus. Rund sieben Tage nach der Infektion kann bei diesen eine erhöhte Körpertemperatur, ein apathisches Verhalten und eine Absonderung von der Herde auftreten. Später schwellen dann auch die Mundschleimhäute der Tiere an, es komme zu einem vermehrten Speichelfluss und zu Schaumbildung vor dem Maul. Zudem schwillt die Zunge an und kann aus dem Maul hängen. Die namensgebende Blaufärbung der Zunge sei dagegen sehr selten und trete nur bei besonders anfälligen Schafrassen und bei besonders schweren Verläufen auf. Dem Friedrich-Loeffler-Institut zufolge kann das Virus für die Tiere auch tödlich enden.
Weniger schwer verläuft eine Infektion demnach bei Rindern. Bei diesen sei eine Entzündung der Zitzen und der Schleimhäute im Bereich der Augenlider, der Maulhöhle und der Genitalien zu beobachten. Die Symptome könnten auch der Maul- und Klauenseuche ähneln, schreiben die Experten des Instituts für Tiergesundheit.
Einen wirksamen Schutz vor schweren Verläufen der Blauzungenkrankheit bietet eine Impfung. Darum seien zukünftig bei den Nutztieren möglichst flächendeckende Impfungen unerlässlich, teilte das Landwirtschaftsministerium mit. So soll ein vorbeugender Schutz aufgebaut und die Zahl der Ausbrüche auf ein Minimum begrenzt werden. Das Land und die Tierseuchenkasse Baden-Württemberg unterstützen die Impfungen gegen die Blauzungenkrankheit finanziell.
«Ich appelliere an alle viehhaltenden Landwirtschaftsbetriebe im Land, das Impfangebot zu nutzen und ihre Rinder, Schafe und Ziegen gegen alle Blauzungenvirusvarianten zu impfen», sagt Agrarminister Peter Hauk (CDU).
Mit dem ersten Fall im Rems-Murr-Kreis verliert Baden-Württemberg den Freiheitsstatus in Bezug auf die Tierseuche. Das ganze Bundesland ist laut Ministerium nun Restriktionsgebiet. Landwirte können innerhalb des Gebietes und in andere BTV-belastete Bundesländer Tiere aber noch ohne vorherige Impfung oder Laboruntersuchung bringen, sofern die Tiere beim Verbringen keine Krankheitssymptome aufweisen oder der Tierbestand nicht gesperrt ist.
In Bundesländer, die bisher nicht von der Seuche betroffen sind, dürfen Tiere jedoch nur noch gebracht werden, wenn sie mindestens 14 Tage vorher mit Repellentien behandelt wurden. Danach müssen die Tiere mit einem PCR-Test untersucht werden. Ebenso muss eine Tierhaltererklärung beiliegen. Bei einer Schlachtung sind die Regeln jedoch noch einmal anders.
Für Menschen ist die Krankheit ungefährlich, heißt es beim Friedrich-Loeffler-Institut. «Fleisch und Milchprodukte empfänglicher Tiere können ohne Bedenken verzehrt werden», schreiben die Experten.
In den letzten Wochen wurden auch in anderen Bundesländern Fälle der Blauzungenkrankheit bekannt. Unter anderem Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern verloren den Status «seuchenfrei». In Nordrhein-Westfalen nehmen die Krankheitsfälle rasant zu. Es ist von einer «explosionsartigen Ausbreitung» die Rede. Auch in Niedersachsen breitet sich die gefährliche Krankheit weiter aus.
Bundesländer, die bislang nicht betroffen sind, ergriffen darum teils Maßnahmen gegen die Blauzungenkrankheit. So empfiehlt etwa das Sozialministerium in Sachsen, Tiere vor Stechmücken zu schützen und Impfungen durchzuführen.