Für herausragende Leistungen erhalten mehrere Persönlichkeiten den Landesverdienstorden. Der Ministerpräsident dankt den Geehrten, unter denen auch prominente Gesichter sind.
Stuttgart. Für herausragende Leistungen unter anderem in Wissenschaft, Kunst und Kultur oder im Bereich Natur- und Artenschutz hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) 22 Persönlichkeiten den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg verliehen. Unter den Geehrten sind unter anderem drei Personen aus dem Rhein-Neckar Kreis.
Waltraud Eschelbach aus Mannheim hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kindern von der Schattenseite des Lebens auf die Sonnenseite zu helfen. Als Bereitschaftspflegerin hat sie vielen verängstigten und vernachlässigten Kindern in ihrer Familie Halt und Stabilität gegeben. Bereitschaftspflege bedeutet, sich zu jeder Tages- und Nachtzeit – oft innerhalb weniger Stunden – auf ein neues kleines Familienmitglied einzulassen, ohne zu wissen, was dieses erleben musste. Es bedeutet viele Termine bei Ärzten, beim Jugendamt und oft mehrmals die Woche Besuchskontakte zwischen Kind und Herkunftsfamilie. Aber auch immer wieder Abschied und Trennung, wenn ein Dauerpflegeplatz gefunden wurde, und einem das Kind bereits ans Herz gewachsen ist. Eschelbach hielt zu vielen der Kinder auch weiterhin Kontakt, setzte sich für sie ein und er-kannte so beispielsweise die Notlage eines misshandelten Kindes. Waltraud Eschelbach ist ein Vorbild für das Gemeinwesen.
Volker Schwender aus Buchen (Odenwald) hat bereits früh erkannt, dass soziale Teilhabe der Schlüssel für Integration ist. Um jungen Menschen mit Migrationshintergrund eine Perspektive zu geben, rief er 1999 das „Integrationsprojekt Hiphop-Breakdance“ mit dem Slogan „Weg von der Straße, hinein in die Halle…“ ins Leben. Er organisierte einen Trainingsraum und hat schnell die Begeisterung der Jugendlichen geweckt. Anfänglich präsentierte die damals fünfköpfige Tanzgruppe auf Buchens Straßen und Plätzen, was sie in den Trainingsstunden gelernt hatte. Im Laufe der Jahre ist die Zahl der Tänzerinnen und Tänzer so angewachsen, dass inzwischen mehrere Tanzgruppen existieren. Auch Jugendliche ohne Migrationshintergrund machen mit. Heute sind sie Deutscher Meister und Weltmeister. Sie treten bei Kulturfestivals im In- und Ausland auf und schafften es im vergangenen Jahr ins Finale der Talentshow „Got Talent España“ in Madrid. Das beispielhafte Projekt ist heute in den TSV 1863 Buchen integriert. Aus vielen Jugendlichen, die oft am Rande der Gesellschaft standen, hat Volker Schwender mit seinem Engagement mutige und selbstbewusste Jugendliche gemacht.
Gudrun Sidrassi-Harth aus Heidelberg studierte Amerikanistik und Hispanistik in Kolumbien. In den 1970er Jahren arbeitete sie als Englischlehrerin in einem Flüchtlingslager in Jordanien. Sie brachte sich lange Jahre in die Flüchtlingsarbeit bei Amnesty International ein und hat ihr Engagement für internationale und lokale Flüchtlingsprojekte stetig vertieft. Seit über 30 Jahren ist sie in Heidelberg in der Flüchtlingshilfe engagiert, lange Zeit als Vorsitzende des Asylarbeitskreises Heidelberg. Auch wenn Sidrassi-Harth dort nicht mehr im Vorstand aktiv ist, ist sie weiterhin für geflüchtete Menschen da. Sie begleitet entwurzelte Menschen im Alltag, ist emotionaler Beistand oder stärkt ihnen den Rücken in oft verzweifelten Lebenslagen. Sie initiierte zahlreiche Kooperationen, Projekte und Aktivitäten. Damit hat sie einen enorm wichtigen Beitrag für eine offene und tolerante Willkommenskultur geleistet. Gudrun Sidrassi-Harth ist ein großes Vorbild für das zivilgesellschaftliche Engagement in der Flüchtlingshilfe im Land. (dpa/lsw/stmbw)