Speyer. Das Tierheim Speyer hat im Januar einen Herdenschutzhund der Rasse Kangal aufgenommen, der erhebliche Bissverletzungen aufwies. Der Hund musste operiert werden – Kosten: etwa 2000 Euro, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Der Hund namens Argo sei in etwa drei Stunden wieder zusammengeflickt worden, hieß es auf der Facebookseite des Tierheims Ende Januar.
Der Hund habe mehrere oberflächliche Bisswunden am ganzen Körper gehabt, ein großes Loch an der Augenbraue bis zur Lefze und unsauber abgeschnittene Ohren mit massiver Entzündung. Der Gehörgang eines Ohres sei durch einen Biss abgeknickt worden – es drohte ein dauerhafter Hörverlust.
Was genau passiert ist, sei noch nicht klar, sagte die Sprecherin am Montag. Es sei möglich, dass die Verletzungen bei einem Hundekampf zugefügt wurden – klar sei jedoch, dass es sich um Hundebisse handelte. Die Verletzungen sollten nochmals von einem Experten begutachtet werden.
Der Hund sei einem Mann in einem Waldstück zugelaufen, der habe das Tier ins Tierheim gebracht. Es sei bereits vorher versucht worden, die Wunden zu desinfizieren, stellten Tierpfleger fest.
Für den Hund solle nun ein Gehege mit Zaun und Hütte gebaut werden – die Kosten betragen etwa 8000 Euro. Der Hund stehe noch nicht zur Vermittlung, da er sich Fremden gegenüber misstrauisch zeige. Für einen anderen Kangal suche das Tierheim bereits seit sieben Jahren ein neues Zuhause.
Weitere Kangal-Fälle in Deidesheim und Lambsheim
Es ist nicht der einzige Fall mit türkischen Herdenschutzhunden, der in der Vergangenheit in der Region für Aufsehen gesorgt hat. Im vergangenen Jahr wurde eine Kangal-Mischlingshündin in einem Weinberg bei Deidesheim ausgesetzt, sie gebar 14 Welpen – zehn überlebten und wurden mittlerweile vom Tierheim Frankenthal vermittelt (wir berichteten). Erst im Februar berichtete RNF.de über einen Fall in Lambsheim: Hier brachen immer wieder Kangals aus einem Zwinger aus, ein Hund verletzte im Oktober eine Frau sowie einen anderen Hund, im Februar mussten sich Passanten im Gebiet Am Kappenacker zum Schutz vor einem ausgebüxten Hund in einem Auto verstecken.
Herdenschutzhunde wie Kangals landen häufig in Tierheimen, da ihnen häufig kein artgerechtes Leben geboten werden kann. Diese Hunde brauchen Freiheit und viel Platz. Sie übernehmen Aufgaben in der Türkei autark und gelten als sehr sozial und intelligent. In Deutschland werden sie oft in Wohnungen gehalten, nicht richtig sozialisiert und können dadurch eine Gefahr für Menschen werden. Sie wurden ursprünglich gezüchtet, um Menschen und Tiere vor Raubtieren zu schützen – diesen Instinkt können sie kaum abschalten. (dls)