Historisches Glamourpaar oder kalkulierte Allianz? Die Liaison von Caesar und Kleopatra beflügelte schon immer die Fantasie. Nun lotet ein Museum in Rheinland-Pfalz die Legende aus.
Speyer. Legendäre Liebesgeschichte, erbitterter Machtkampf, historischer Politthriller: Die Geschichte von Julius Caesar und Kleopatra hat alle Aspekte eines mitreißenden Dramas. In diesem Jahr stehen der römische Feldherr und die ägyptische Königin im Mittelpunkt einer großen kulturhistorischen Ausstellung in Rheinland-Pfalz.
Mehr als 200 Exponate von mehr als 30 Leihgebern aus acht europäischen Ländern kündigt Kurator Lars Börner an. «Dank generöser Leihzusagen können viele fantastische Objekte gezeigt werden.» Börner spricht von einem großen logistischen Aufwand, der viele Monate Recherche und Planung in Anspruch genommen habe. «Es kommen einmalige Kunstwerke aus den bedeutenden Museen Europas für begrenzte Zeit zusammen», betont Direktor Schubert.
Dolce Vita in Alexandria
Kleopatra (69-30 v.Chr.) war die letzte Königin aus dem Geschlecht der Ptolemäer, das fast 300 Jahre lang Ägypten beherrschte. Caesar (100-44 v.Chr.) traf sie 48 vor der Zeitenwende in Ägypten. Anhand historischer Fakten, schriftlicher Quellen und archäologischer Funde erzählt die Ausstellung vom 13. April bis 26. Oktober die Geschichte des wohl berühmtesten Liebespaares der Antike in Episoden nach.
Ein Kernthema wird die Gegenüberstellung von Alexandria und Rom, den Heimatstädten der Protagonisten. «Das bedingt virtuelle Rekonstruktionen, die von der Thematik her noch in keiner Ausstellung so umgesetzt wurden», sagt Börner. Eine virtuelle kaiserzeitliche Rom-Rekonstruktion sei zwar Teil mancher Ausstellungen. «Aber ein republikanisches Rom zur Zeit Caesars unterscheidet sich zum Beispiel schon noch deutlich von dem prächtigen kaiserzeitlichen Rom und ist unseres Wissens noch nie so gezeigt worden.»
Der Kurator spricht von einer eigenen «Philosophie» in Speyer. «Wir realisieren unsere Ausstellungen seit vielen Jahren nicht nur auf der reinen Objektebene. Wir setzen darüber hinaus eine Erzählung auch in Raum und Bild um. Das bedingt zusätzlich digitale Medien.»
Wohl berühmtestes Liebespaar der Antike
Ob Richard Löwenherz, Marilyn Monroe oder die Habsburger: Immer wieder leuchtet Speyer große Menschheitsthemen und besondere Persönlichkeiten aus. «Noch nie», sagt Direktor Schubert, «waren Caesar und Kleopatra gleichzeitig Protagonisten einer großen kulturhistorischen Ausstellung.» Zögern solle man nicht mit dem Besuch: Eine Schau mit internationalen Leihgaben, die in ihren Stammhäusern Lücken reißen, könne nicht verlängert werden.
Oft wird Personalisierung von Zeitgeschichte der Komplexität historischer Entwicklungen nicht gerecht. Wie verhindert man das in Speyer? «Das ist eine spannende Herausforderung», sagt Börner. «Wir gehen ganz transparent damit um, dass es sich bei der Liebesgeschichte nach unserer Auffassung in erster Linie um einen Mythos handelt.» Darin mag ein wahrer Kern stecken. «Aber dieser Mythos hat sich über zwei Jahrtausende selbstständig entwickelt. Das bildet auch nur einen Teil des Erzählstrangs durch die Ausstellung.»
Hollywood in Speyer
Als Quelle nutzt Speyer klassische Autoren wie Plutarch, die über die Zeit von Kleopatra und Caesar berichten. «Vor allem bei Kleopatra zeigt sich deutlich, dass hier der Sieger die Geschichte geschrieben hat», sagt der Kurator. Bei Kleopatra müsse man sich stets bewusst sein, dass fast alle Quellen erst nach ihrem Tod geschrieben worden seien. «Auch bei Caesar muss die klassische Quellenkritik greifen. Nichts darf man ungefiltert übernehmen.»
Eine der berühmtesten Verfilmungen des Dramas war 1963 der Monumentalfilm «Cleopatra» mit Elizabeth Taylor und Richard Burton. Die Ausstellung biete «selbstverständlich» Hinweise auf den Filmklassiker, sagt Börner. «Eine ganze Generation hat bei Kleopatra sicher das Bild von Liz Taylor im Kopf.» Der Kurator schmunzelt. «Die darauffolgende Generation denkt wahrscheinlich eher an die Kleopatra aus Asterix.» In dem Comic reisen Asterix und Obelix nach Ägypten, um Kleopatras Baumeister beim Palastbau zu helfen. (dpa, Wolfgang Jung)