So, 02.01.2022 , 07:43 Uhr

Speyer: Aufstieg einer Dynastie - Habsburger als große Ausstellung

Die einstige Macht ist vergangen, aber der Mythos lebt. Die schillernde Geschichte des Hauses Habsburg fasziniert noch immer Historiker und auch Laien. Rund 600 Jahre lang regierten die Habsburger bedeutende Teile Europas. Dank geschickter Heiratspolitik stiegen sie in der frühen Neuzeit zur Großmacht auf und beherrschten bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918 weite Gebiete des Kontinents. Sie stellten über Jahrhunderte deutsche Könige und römisch-deutsche Kaiser. Eine große Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz zeichnet in diesem Jahr in Speyer den Aufstieg der Dynastie nach.

«Es gab es zu fast allen Dynastien, die das europäische Mittelalter geprägt haben, große Überblicksausstellungen», sagte Museumsdirektor Alexander Schubert der Deutschen Presse-Agentur. «Ausgerechnet den Habsburgern, die vom späten Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert das Heilige Römische Reich Deutscher Nation regierten, wurde eine solche Ehre bisher in Deutschland nicht zuteil.» Es gab zwar einzelne Schauen, aber keine Gesamtdarstellung. «Das mag daran liegen, dass man die Habsburger vor allem mit Österreich assoziiert», meint Schubert. Das Historische Museum will nun das ganze Bild zeichnen.

«Die Ausstellung hat ihren besonderen Reiz dadurch, dass sie regionale und europäische Geschichte verbindet. Als Stätte der Reichsgrablege der mittelalterlichen Könige und Kaiser und als wichtiger Begegnungsort ist Speyer prädestiniert, sich den verschiedenen Herrschern des Mittelalters zu widmen», betont der Direktor. Mit Rudolf I. von Habsburg und Albrecht I. von Österreich liegen zwei Herrscher aus der Dynastie im örtlichen Dom begraben.

Weitere Repräsentanten des Hauses waren etwa der Kunstmäzen Kaiser Rudolf II. (1552-1612), die Reformkaiserin Maria Theresia (1717-1780) und der letzte Langzeitkaiser Franz Joseph I. (1830-1916) mit seiner Frau Sissi (1837-1898). Karl V. war als König von Spanien – samt dessen Kolonialbesitz in Amerika – der Herrscher, «in dessen Reich die Sonne nie unterging». In Österreich lockt der einstige Glanz noch immer ungezählte Touristen nach Wien. So war die Hofburg bis zum Ende der Monarchie 1918 das politische Zentrum der Habsburger.

«Viele Besucher haben zu einzelnen Abschnitten der Geschichte fundierte Kenntnisse, aber oft ein gewisses Inselwissen», meint Schubert. «Die Ausstellung soll diese Inseln verbinden. Sie soll auch einen Eindruck verschaffen, wie viele Umwälzungen geschahen in einer Zeit, die man mit dem statischen Begriff Mittelalter umschreibt.»

Für die Ausstellung vom 16. Oktober 2022 bis 16. April 2023 laufen derzeit letzte Leihverhandlungen. «Sicher ist, dass wir insbesondere aus der Schweiz ganz außergewöhnliche und teilweise unbekannte Objekte bekommen, die einen faszinierenden Einblick in die Frühphase dieser Herrscherfamilie ermöglichen», kündigt der Direktor an. Die Schau «Die Habsburger im Mittelalter – Aufstieg einer Dynastie», werde komplett in Speyer konzipiert und sei nur dort zu sehen.

«Manche Objekte sind besonders fragil oder lichtempfindlich, können nur eine begrenzte Zeit ausgestellt und nur nach Speyer und zurück transportiert werden», betont Schubert. Da es bisher keine Gesamtdarstellung zu den Habsburgern in Deutschland gegeben habe, könne der Begleitkatalog zum Standardwerk über die Dynastie werden.

Bundesweite Aufmerksamkeit hatte das Museum auch mit der Ausstellung «Medicus» auf sich gezogen. Mit rund 50 000 Besuchern in den ersten zehn Wochen 2020 war die Schau auf dem Weg zu einem der größten Erfolge des Hauses – bis die Corona-Pandemie alles zum Erliegen brachte. «Mein Alptraum wäre, wenn sich das wiederholt», räumt Schubert ein. «Normal haben wir durchschnittlich 200 000 Besucher pro Jahr. Durch die Pandemie blieben wir bei knapp 90 000 stehen.»

Das habe natürlich Auswirkungen auf die Finanzen. «Wir mussten mit Kurzarbeit dagegen steuern – was für einen Museumsbetrieb ein schwieriges Werkzeug ist. Und vom Land Rheinland-Pfalz erhielten wir 225 000 Euro für coronabedingte Maßnahmen. Das half uns über die gröbsten Probleme hinweg.» Im Moment plane das Museum die Habsburger-Ausstellung losgelöst von Corona. «Wir sind nach wie vor optimistisch, dass die Pandemie im Herbst 2022 überwunden sein wird.»

Das Infektionsgeschehen beeinträchtige aber die Leihverhandlungen. «Erst gestern mussten wir eine Wien-Reise stornieren», sagt Schubert. «Die Lage hat sich zuletzt hier wie dort dramatisch verschlechtert.»

Habsburger Historisches Museum der Pfalz speyer

Das könnte Dich auch interessieren

31.12.2023 Speyer: Drache, Dom und Drama - Museum Speyer mit Kunst für die ganze Familie Im Museum können Besucher in fremde Sphären, in die Vergangenheit und in Kinderwelten reisen. Speyer plant gleich drei große Ausstellungen. Etwas gedulden muss man sich in der Dom-Stadt am Rhein aber noch. Speyer. Eines der berühmtesten Liebespaare der Geschichte sowie ein kleiner Drache und der Blick eines weitgereisten Fotografen auf den Dom stehen 2024/25 auf 27.10.2024 Speyer: Bericht zu sexuellem Missbrauch kommt im Frühjahr Zu sexuellem Missbrauch im Bistum Speyer erscheint 2025 ein Zwischen- und 2027 ein Endbericht. Bischof Wiesemann erhofft sich von der Analyse auch Hinweise für eine noch bessere Prävention. Speyer. Der Zwischenbericht zu sexuellem Missbrauch im Bistum Speyer soll nach Angaben von Bischof Karl-Heinz Wiesemann wie geplant im Frühjahr 2025 vorliegen. Die angekündigte Strukturanalyse der Unabhängigen 06.09.2024 Speyer: Tag des offenen Denkmals wird am Sonntag in Rheinland-Pfalz eröffnet Einmal im Jahr öffnen Kulturdenkmäler, die sonst nicht allgemein zugänglich sind. Die einst in Frankreich gestartete Aktion wirbt für Denkmalschutz – seit mehr als 30 Jahren auch in Deutschland. Speyer. Der bundesweite Tag des offenen Denkmals wird in diesem Jahr in Rheinland-Pfalz eröffnet. Die Veranstaltung startet am Sonntag (8.9.) in der Domstadt Speyer. Architektur- und Geschichtsliebhaber 02.09.2024 Speyer: Geschichte greifbar machen - Auftakt zum Tag des offenen Denkmals in Speyer am Sonntag Speyer ist Welterbe-Stadt – Geschichte ist hier greifbar. Passend für den bundesweiten Auftakt des Tages des offenen Denkmals, findet der Landesinnenminister. Er hat Geld für ein Denkmal im Gepäck. Mainz/Speyer. Wenige Tage vor dem bundesweiten Auftakt des Tages des offenen Denkmals in Speyer hat der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling die Bedeutung von Denkmälern betont. Sie