Von Ulrike John, dpa
Sinsheim. Jubilar Andrej Kramaric sprach von einer «super Show» und die TSG 1899 Hoffenheim durfte sich nach dem Last-Minute-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach ausgiebig feiern lassen. Die Diskussionen um die Zukunft von Alexander Rosen, der erst im Vorjahr zum Geschäftsführer Sport befördert worden war, sorgen aber weiter für Unruhe beim nordbadischen Fußball-Bundesligisten. Das ließen auch Trainer Pellegrino Matarazzo und Pirmin Schwegler, Leiter Profifußball, am Samstagabend mit ihren Äußerungen durchblicken.
Schwegler sprach von einer «überragenden Reaktion» der Hoffenheimer Profis auf die Pleite in Mainz – «trotz der vielen Widerstände innerhalb des Spiels, die immer wieder kommen. Auch teilweise von innen.» Das 4:3 sei «ein großes Zeichen nach innen, aber auch nach außen».
Der «Kicker» hatte zuvor berichtet, dass Rosens Zukunft beim einstigen Dorfclub ungewiss sei. Vieles werde demnach «von der Frage abhängen, ob die Qualifikation fürs internationale Geschäft gelingt». Dies bestritt ein Club-Verantwortlicher am Donnerstag auf Anfrage. Es gebe demnach weder ein Ultimatum noch einen direkten Zusammenhang der Endplatzierung mit der weiteren Zusammenarbeit der TSG mit dem bis Sommer 2025 vertraglich gebundenen Rosen.
Im Innenleben der TSG gehen die Bewertungen über den 45-Jährigen, seit über zehn Jahren Verantwortlicher im Profibereich, jedenfalls schon länger auseinander. Einerseits glänzt Hoffenheim weiter als Ausbildungsverein und hatte auch gegen Gladbach drei hochtalentierte Eigengewächse in der Startelf: EM-Kandidat Maximilian Beier (21), Umut Tohumcu und Tim Drexler (beide 19). Auf die Erfolge der eigenen Akademie verwies zuletzt auch Rosen selbst wieder ausführlich.
Andererseits hatte Rosen nach Jahren mit überaus einträglichen Toptransfers zuletzt auch einige Flops bei den Einkäufen. Und: Nach dem Abstiegskampf im vergangenen Jahr ist nun das Ziel Europacup-Teilnahme, das von den Verantwortlichen lange nicht nach außen kommuniziert wurde, bei den Hoffenheimern stark gefährdet. «Europa League auf jeden Fall nicht. Ich glaube, da sind wir sechs Punkte zu weit weg», sagte Kramaric nach seinem 250. Bundesliga-Spiel für die Kraichgauer und sprach von der Conference League.
Die andauernde Wankelmütigkeit der Mannschaft und die schwache Defensive – nur Schlusslicht Darmstadt hat mit 72 Gegentreffer mehr als Hoffenheim (60) – gehen vor allem auf das Konto der Spieler und von Trainer Pellegrino Matarazzo. Andererseits erweckt der gut bestückte Kader auch in dieser Saison den Eindruck, unter seinen Möglichkeiten zu spielen.
Auf das Schwegler-Zitat mit den Widerständen angesprochen meinte Matarazzo vielsagend: «Meine Aufgabe ist natürlich, wenn es irgendwelche Unstimmigkeiten oder Unruhe im Verein gibt, das auch abzuschirmen, zu filtern, dass es nicht an die Mannschaft rankommt – so gut wie möglich. Es ist auch klar: Umso ruhiger es im Verein ist, desto höher sind die Chancen für einen mittelfristigen Erfolg.»
Die Spieler jubelten am Samstag nach dem glücklichen Ende gegen Gladbach. Anton Stach erzielte in der Nachspielzeit das 4:3, nachdem die Hausherren einen 3:1-Vorsprung verspielt und drei Treffer durch den früheren TSG-Stürmer Robin Hack kassiert hatten. Nach dem Schlusspfiff riefen die Fans Kramaric, der nun seit über acht Jahren im Kraichgau spielt, auf den Zaun.
Der kroatische WM-Zweite von 2018 und WM-Dritte von 2022 meinte später lachend: «Ich kann noch zehn Jahre spielen.» Der 32-Jährige bedankte sich im Interview bei allen im Verein und – ungefragt – besonders bei einem: Alexander Rosen. «Ohne ihn wäre das unmöglich gegangen. Wegen ihm fühle ich mich hier wie zu Hause.» (dpa/lsw)