Sinsheim/Frankfurt/Main. Zehn Jahre nach dem Phantomtor von Stefan Kießling in Sinsheim ist Hoffenheims Sportchef Alexander Rosen davon überzeugt, dass der denkwürdige Treffer den Fußball nachhaltig verändert hat. «Die Situation war auf jeden Fall sehr skurril. Aber so bitter diese Niederlage und vor allem der Spielverlauf für uns damals auch war, so sehr hat dieses zweite Phantomtor der Bundesliga-Geschichte den Grundstein für die heutige Torlinientechnik gelegt, die nur rund ein Jahr nach dem vermeintlichen Kießling-Treffer von den Liga-Vertretern beschlossen wurde», sagte der 44-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.
Leverkusens Stürmer Kießling hatte am 18. Oktober 2013 bei der Partie TSG 1899 Hoffenheim gegen Bayer Leverkusen (1:2) durch ein Loch im Außennetz geköpft. Der Ball lag deshalb im Tor und der Treffer wurde von Schiedsrichter Felix Brych auch gegeben. Dennoch gab das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) dem Einspruch der Hoffenheimer und der Forderung eines Wiederholungsspiels nicht statt. Der Vorsitzende Richter Hans E. Lorenz berief sich damals auf die Tatsachenentscheidung des Referees, die im FIFA-Reglement vorgegeben ist.
«Ich würde heute genauso urteilen, wenn wir den Sachverhalt so zu prüfen hätten, wie er vor zehn Jahren vorgelegen hat. Durch die Einführung des Videoassistenten kann es solche Irrtümer heute nicht mehr geben», sagte Lorenz. Kießling selbst will sich nicht mehr zu dem Vorfall äußern.
Das erste sogenannte Phantomtor hatte es 1994 durch Thomas Helmer für den FC Bayern München gegen den 1. FC Nürnberg (2:1) gegeben. Der Nationalspieler hatte den Ball am Tor vorbei bugsiert und durch ein Missverständnis zwischen Schiedsrichter Harm Osmers und seinem Assistenten Jörg Jablonski wurde der Treffer anerkannt. Hier gab es allerdings später ein Wiederholungsspiel. (dpa)