Patrick Reichardt, dpa
Sinsheim. Für die Fußball-Funktionäre Christian Ilzer und Andreas Schicker hätte es ein schönes und entspanntes Weihnachtsfest werden können. Das Duo aus Österreich hätte sich auf weitere Champions-League-Spiele im Januar und eine realistische erfolgreiche Titelverteidigung in der Bundesliga freuen können. Doch Trainer Ilzer (47) und Manager Schicker (38) entschieden sich im Herbst nacheinander, Sturm Graz als Königsklassen-Club in der laufenden Saison zu verlassen und zur TSG 1899 Hoffenheim zu wechseln.
Dort sieht die Realität am vierten Advent entschieden trister aus. Die TSG ist im DFB-Pokal ausgeschieden, überwintert in der Bundesliga auf Tabellenplatz 15 und rangiert in der Europa League auf Platz 26 – irgendwo zwischen Elfsborg und Malmö.
«Wir haben zu wenig Punkte, das bedeutet Abstiegskampf. Da müssen wir uns alle darauf einstellen», sagte Schicker, als er am Samstag in wenig weihnachtlicher Stimmung letztmals 2024 vor die versammelte Presse trat. Die Meistermacher befinden sich nun im sportlichen Überlebenskampf.
Ilzer und Schicker zog es raus aus Österreich – ein möglicher nächster Titel und potenzielle Spiele gegen Real Madrid oder den FC Liverpool in der nächsten Saison waren offenbar nicht mehr genug.
Stattdessen geht es in Hoffenheim darum, Clubs wie Holstein Kiel und den VfL Bochum hinter sich zu halten, um zunächst die Klasse zu halten und dann sukzessive den Kader zu verbessern. «Das eine oder andere Transferfenster brauchen wir. Das ist kein Geheimnis, dass wir die Augen offen haben», beschrieb Schicker.
Dabei war das 1:2 gegen Borussia Mönchengladbach ein sportlicher Mutmacher. Hoffenheim war teilweise drückend überlegen und vergab zahlreiche Chancen. Einen Lohn für den couragierten Auftritt gab es aber nicht. «Effizienz ist eine große Tugend. Nicht das glücklichere Team hat gewonnen, sondern das effizientere. Der Gegner ist in einem Flow. Wir müssen uns durch die Saison arbeiten», sagte Ilzer.
Sein überragendes Debüt mit einem 4:3 gegen RB Leipzig ist längst verblasst, schließlich hat Hoffenheim seither wettbewerbsübergreifend sieben Spiele nicht gewonnen. «Du läufst immer hinterher, das tut derzeit weh. Mit der Leistung an sich kann man den Jungs nicht vorwerfen», sagte Schicker. Der Sturm ist mit Torschütze Andrej Kramaric, Marius Bülter und Talent Max Moerstedt stark besetzt. Trotzdem möchte Hoffenheim genau auf dieser Position im Winter nachlegen.
«Wir machen zu wenige Tore, wir hatten heute auch wieder viele Torchancen, die wir aber nicht gut genutzt haben. Die aktuelle Punktzahl ist einfach nicht genug», monierte der WM-Dritte Kramaric, der einen Foulelfmeter verwandelte.
Doch wegen der Treffer von Philipp Sander und Alassane Pléa reichte es nicht für Zählbares. Nationaltorhüter Oliver Baumann konstatierte voller Frust: «Wir stehen auf einem Tabellenplatz, der uns völlig unzufrieden macht.» (dpa/lsw)