Sinsheim. Die TSG 1899 Hoffenheim schlittert immer mehr in eine Krise – auch wenn Chefcoach Pellegrino Matarazzo selbst das Wort nicht in den Mund nehmen will. «Ich weiß nicht, von was ihr sprechen wollt», sagte der 46-Jährige auf eine entsprechende Frage in der Pressekonferenz nach dem 1:1 (1:1) am Samstag gegen Bundesliga-Neuling 1. FC Heidenheim. Nach nur einem Sieg in den vergangenen zehn Spielen müssen die Kraichgauer am kommenden Sonntag beim zuletzt ebenfalls enttäuschenden VfL Wolfsburg liefern – wenn sie nicht eine Trainer-Debatte lostreten wollen.
«Ich spreche von Leistung über eine längere Phase, die nicht belohnt wird mit Punkten. Wir haben viele Spiele gehabt, die du auch mal gewinnen musst. Jetzt geht es darum, das Ding zu kippen», erklärte Matarazzo seine Sicht der Dinge und prophezeite: «Wenn es einmal kippt, dann kippt es richtig.»
Seit fünf Spielen ist seine Mannschaft sieglos, eine längere Negativserie gab es unter dem Amerikaner in seiner einjährigen Amtszeit noch nie. Die Hoffenheimer haderten mal wieder mit ihrem Chancenwucher und hatten das Pech, dass FCH-Keeper Kevin Müller mit mehreren Glanzparaden glänzte. Aber ist es nur Pech – oder auch Unvermögen? «Wir müssen das viel besser machen», forderte Andrej Kramaric. Auch Matarazzo fehlte die «notwendige Überzeugung und die letzte Gier» beim Tabellenachten.
Seinen Begriff «fehlendes Spielglück» wollte Heidenheims Trainer Frank Schmidt allerdings nicht hören. «Rino hat jetzt zwei-, dreimal Spielglück gesagt. Es ist kein Spielglück, dass du da den Elfmeter gegen uns bekommst. Es ist kein Spielglück, dass du den Elfmeter selbst nicht bekommst im 16er, als der Ball an die Hand geht. Es ist kein Spielglück, wenn man mal Jan Schöppners Fuß anschaut.»
Die Verabschiedung zwischen den beiden Trainern fiel nach Schmidts Aussagen ziemlich kurz aus. Seine Mannschaft habe es «richtig gut gemacht», so der FCH-Trainer deutlich. Der Aufsteiger landete vor 20 120 Zuschauern in Sinsheim das dritte 1:1 in Serie und hält sich weiter deutlich von den Abstiegsplätzen entfernt. Eren Dinkci hatte das Team von der Ostalb mit einem Klassetor (29. Minute) in Führung gebracht, Andrej Kramaric glich per Handelfmeter aus (45.+7).
Schmidt bemängelte zudem, dass der Gegentreffer «in der Nachspielzeit der Nachspielzeit» der ersten Halbzeit gefallen war. Schiedsrichter Tobias Welz ließ auch am Ende des zweiten Durchgangs mehr als die vier angezeigten Minuten nachspielen. So scheiterte Marius Bülter in der 97. Minute per Kopf an Schlussmann Müller und am Aluminium.
Der dieses Mal ebenfalls glücklose Maximilian Beier ist ebenso wie sein Coach davon überzeugt: «Wenn wir wieder drei Punkte holen, dann kommen wir wieder in den Flow, dann läuft’s auch wieder.» Was der erneute Rückschlag bedeute? «Das bedeutet, dass wir unsere Köpfe jetzt aus dem Sand stecken und endlich mal anfangen, super zu spielen, damit wir auch punkten», sagte der U21-Nationalspieler und siebenmalige Torschütze.
Wie so oft in dieser Saison enttäuschten die Hoffenheimer in Sinsheim ihre Fans, die ihren Unmut nach dem Abpfiff teilweise in Pfiffen äußerten. Von neun Heimspielen haben die TSG-Profis nur zwei gewonnen. Da half gegen Heidenheim auch nicht, dass sich Anton Stach die Haare wasserstoffblond gefärbt hatte: «Hat leider nicht geklappt – wieder nicht gewonnen.» (Ulrike John, dpa)