Zuzenhausen/Sinsheim. Keine Unterstützung von den Rängen und am Ende auch keine Punkte auf dem Konto: Die TSG 1899 Hoffenheim befindet sich nach dem 1:4 (1:2) gegen Meister Bayer Leverkusen im Stimmungstief. «Irgendwann muss eine Lösung her. Am Ende sind wir auf dem Platz die Leidtragenden. Wir haben ohnehin nicht das lautstärkste Publikum und deswegen sind die umso wichtiger», sagte TSG-Torwart Oliver Baumann über den stillen Protest der Anhänger gegen die Vereinspolitik.
Es rumort gewaltig im Umfeld der TSG nach dem fast kompletten Austausch der sportlichen Führungsriege um Geschäftsführer Alexander Rosen. «Die Unruhe spüren wir schon länger, seit mehr als einem Jahr, und sie hat sich nun in der Sommervorbereitung zugespitzt. Es ist eine Eskalation dessen, was vorher schon präsent war», sagte Trainer Pellegrino Matarazzo in einem Interview der «Süddeutschen Zeitung» (Samstag) über die Situation im Kraichgau.
Zuletzt sorgten Gerüchte um eine Anfrage des Vereins beim Deutschen Fußball-Bund über eine Verfügbarkeit von Sandro Wagner für noch mehr Unruhe. Der Co-Trainer der Nationalmannschaft wird als möglicher Nachfolger von Matarazzo, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, gehandelt. Nicht gerade ein Zeichen für Vertrauen in die Arbeit des 46-Jährigen.
Es verwundert daher kaum, dass Baumann nach der verdienten Niederlage im Duell mit dem Double-Gewinner aus Leverkusen die momentane Situation in Hoffenheim als die «vielleicht wildeste» während seiner zehnjährigen Vereinszugehörigkeit bezeichnete. «Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen, auch da durchzukommen. Aber wir dürfen gerne vorwärtskommen», sagte Baumann.
Sein 464. Bundesligaeinsatz, mit dem der Nationaltorwart mit Lothar Matthäus und Toni Schumacher gleichzog, rückte dadurch völlig in den Hintergrund. Vielmehr richtete der 34-Jährige einen dringlichen Appell an die Fans. «Grundsätzlich» helfe die Unterstützung von den Rängen einfach, «es kommt eine Energie auf und du kriegst es einfach mit. Trotzdem haben wir noch drei andere Tribünen, die auch dürfen – es gibt ja kein Verbot. Ich wünsche mir eine Lösung», sagte Baumann.
Trotz der vier Gegentore gehörte er auch gegen die Werkself wieder zu den Besten im Team, das sich insgesamt zu viele Defensivschwächen leistete. «Wir hatten mehrere gute Phasen im Spiel. Aber am Ende des Tages war es zu wenig, um eine Mannschaft wie Bayer Leverkusen zu besiegen. Wir kassieren unsere Gegentore auf zu einfache Art und Weise», monierte Matarazzo.
Ein kleiner Lichtblick war lediglich das erste Tor von Mergim Berisha im TSG-Trikot zum zwischenzeitlichen 1:2. Der im Sommer 2023 vom FC Augsburg gekommenen Stürmer war in der Vorsaison wegen eines Kreuzbandrisses monatelang ausgefallen. «Es war ein sehr langer Weg, ich bin aber zu 100 Prozent fit. Es macht mich stolz, dass ich schmerzfrei auf dem Platz stehen konnte», sagte Berisha und dankte Matarazzo dafür, «dass er mir das Vertrauen geschenkt hat.» (dpa)