Mi, 02.10.2024 , 10:26 Uhr

Saarbrücken: Nach Messerangriff in Mannheim mehr Schutz für saarländische Polizisten durch Schnittschutzschals

Auf den ersten Blick sehen sie aus wie ein ganz normaler Schlauchschal. Doch die neue Ausrüstung hat es in sich – und soll saarländische Polizisten bei Messerangriffen schützen.

Saarbrücken. Mit sogenannten Schnittschutzschals sollen saarländische Polizisten künftig besser gegen Messerangriffe geschützt sein. Innenminister Reinhold Jost (SPD) reagierte damit auf die tödliche Attacke eines mutmaßlichen Islamisten Ende Mai in Mannheim auf einen Polizisten. Die saarländische Polizei ist nach Darstellung des Leiters des Bekleidungswesens der Landespolizei, Oliver Kuhn, die Erste in Deutschland, die landesweit mit den Schutzschals ausgestattet wurde.

Die Schlauchschals sind mit einer besonderen Fiberfaser verstärkt. «Stärker als Stahl», sagte Kuhn. Sie schützen vor allem bei Messerangriffen, die in Wisch- und Schnittbewegungen ausgeführt werden. Die ersten 1.000 von insgesamt 3.000 Schals, die rund 63.000 Euro kosten, werden nun an die Einsatzkräfte ausgegeben.

Neue Dienstwaffen

Dazu kommen neue Dienstwaffen: Die SFP9 ersetzt die bisherige Dienstpistole P10, die seit 1998 im Einsatz war. Für rund 1,6 Millionen Euro werden bis zum Jahr 2027 insgesamt 3.000 Pistolen beschafft, die nach den Worten Josts dem neuesten technischen Standard entsprechen.

Die neuen Waffen seien leichter in der Handhabung und sicherer, sagte Landespolizeivizepräsidentin Natalie Grandjean. Das polizeiliche Gegenüber werde nicht mehr in der Lage sein, dem Vollzugsbeamten die Waffe aus dem Holster zu ziehen. Außerdem könne sich kein Schuss mehr lösen, wenn die Waffe hinfalle, und man müsse nicht mehr vorspannen.

Gewerkschaft GDP begrüßt neue Ausstattung

Lob für die neue Dienstpistole gab es auch von der Gewerkschaft der Polizei (GdP). «Die bisherigen Rückmeldungen der Kolleginnen und Kollegen, die bereits darauf umgeschult wurden, sind durchweg positiv», sagte der Landesvorsitzende Andreas Rinnert der Deutschen Presse-Agentur.

Außerdem begrüße die GdP «ausdrücklich», dass der Innenminister nach dem «furchtbaren Verbrechen» in Mannheim mit der Anschaffung der Schnittschschutzschals schnell gehandelt habe. Die Gewerkschaft forderte zudem einen Schutz des ebenfalls besonders gefährdeten Achselbereichs.

«Mindestens genauso unerlässlich» wie die Schals sei aus Sicht der GdP die Einführung und flächendeckende Ausstattung der Polizei mit Abbindesystemen zum Stoppen des Blutflusses, etwa nach Messerangriffen. Diese sogenannten Tourniquets seien zuletzt auch in Solingen und Mannheim durch die Polizei bei mehreren Opfern erfolgreich eingesetzt worden. (dpa/lrs)

Mannheim Marktplatz polizei Saarbrücken

Das könnte Dich auch interessieren

27.08.2024 Mannheim: Anzeigen gegen Polizisten nach Messerattacke auf Marktplatz ohne Folgen Ende Mai erstach ein Afghane in Mannheim den Polizisten Rouven Laur und verletzte fünf Männer. Videos der Tat im Netz lösten Kritik am Verhalten der Polizei aus – mehrere Anzeigen wurden gestellt. Mannheim. Knapp drei Monate nach dem tödlichen Messerangriff auf dem Mannheimer Marktplatz verfolgt die Staatsanwaltschaft mehrere Anzeigen gegen am Einsatz beteiligte Polizisten nicht 07.08.2024 Karlsruhe: BGH bestätigt Freispruch für Polizisten nach tödlichem Einsatz am Mannheimer Marktplatz 2022 Ein Fall in Mannheim im Mai 2022 löste eine politische Diskussion über den Umgang von Polizisten mit Menschen in psychischen Ausnahmesituationen aus. Eine Entscheidung des BGH dazu stand noch aus. Mannheim/Karlsruhe. Im Fall eines tödlichen Polizeieinsatzes in Mannheim vor mehr als zwei Jahren hat der Bundesgerichtshof (BGH) den Freispruch eines der Beamten durch das zuständige 02.08.2024 Mannheim: Polizeigewerkschaft legt Gedenktag für getöteten Polizisten Rouven Laur fest Mannheim. Um an den getöteten Polizisten Rouven Laur zu erinnern, hat die Gewerkschaft der Polizei (GdP) den 31. Mai als Gedenktag festgelegt. An diesem Tag dieses Jahres wurde Rouven Laur am Mannheimer Marktplatz von einem Afghanen mit einem Messer attackiert und tödlich verletzt. „Wir werden Rouven Laur niemals vergessen. Von Politik und Gesellschaft erwarten wir, 19.07.2024 Baden-Württemberg: „Entwicklung beängstigend“ - Polizeigewerkschaft fordert mehr Schutz vor Messerangriffen Immer häufiger gibt es im Südwesten Straftaten, bei denen Messer eingesetzt werden. Aus Sicht der Deutschen Polizeigewerkschaft muss die Politik darauf reagieren. Stuttgart. Am Stuttgarter Hauptbahnhof sticht ein Mann mit einem Messer auf zwei Wartende ein und verletzt sie schwer, Anfang Juni wird in Mannheim ein Polizist bei einer Messerattacke getötet: Weil es in Baden-Württemberg