Wenn der Handball-Bundestrainer von einer „logischen Nominierung“ spricht, muss das schon etwas heißen. Denn für dicke Komplimente ist Alfred Gislason keinesfalls bekannt. Erst recht nicht, wenn es um einzelne Spieler geht. Doch zuletzt machte der Isländer eine Ausnahme. Er lobte, nein schwärmte sogar, als er sich zu Patrick Groetzki äußerte. Der Rechtsaußen der Rhein-Neckar Löwen befinde sich in der „Form seines Lebens“, sagte Gislason. Weshalb Groetzki nach seiner Rückkehr in die Nationalmannschaft bei den Länderspielen im Oktober nun auch beste Chancen auf eine Teilnahme an der Weltmeisterschaft im Januar hat. Denn weiterhin bringt er beim in Mannheim beheimateten Bundesliga-Club Topleistungen. „Es geht darum, das Woche für Woche zu bestätigen“, sagte Groetzki, der das Gefühl hat, „noch einmal ein, zwei Schritte vorangemacht zu haben“. Und zwar auch, weil er selbst viel dafür tat. Um noch besser zu werden, arbeitete der 33-Jährige zuletzt mit einer Mentaltrainerin zusammen. Ohnehin ist der Linkshänder seit jeher bestrebt, eventuelle Schwachstellen zu beheben und extrem fit in die Saison zu gehen. Dieses Gesamtpaket zahlt sich nun aus. Für ihn persönlich. Und auch für die Löwen, die nach der enttäuschenden Vorsaison mit dem zehnten Platz jetzt ein wenig überraschend zu den Topteams gehören und am Donnerstag im Spitzenspiel als Tabellendritter auf den Tabellenersten Füchse Berlin treffen. Ausgerechnet vor diesem brisanten Duell plagen die Nordbadener allerdings Personalsorgen. Der kroatische Rückraumstar Halil Jaganjac fällt mit einer Schulterverletzung mindestens für den Rest des Jahres aus. Vier bis sechs Wochen wird Linksaußen Uwe Gensheimer fehlen. Der ehemalige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft hat sich einen Muskelfaserriss zugezogen, was für ihn und die Löwen besonders bitter ist. Denn nach einem Saisonstart mit Höhen und Tiefen präsentierte sich Gensheimer in den vergangenen Wochen in blendender Verfassung, erzielte 31 Tore in fünf Spielen bei einer Wurfquote von 78 Prozent – ein Traumwert. Mal abgesehen davon, dass er der Mannschaft nicht nur Tore, sondern auch besondere Momente gab. Löwen-Trainer Sebastian Hinze weiß, dass er den Routinier mit dem feinen Handgelenk gegen Berlin nicht adäquat ersetzen kann. „Sowohl als Typ als auch mit Blick auf seine Leistung“, sagte der Coach. Von Woche zu Woche stieg die Form des Weltklasse-Linksaußen Gensheimer an, sogar seit dem ersten Spieltag agiert Groetzki auf einem hohen Level. Hinze bestätigt das. Er sei jedoch niemand, der gerne in Superlativen spreche. „Aber in welcher Konstanz Patrick seine Leistung in Abwehr und Angriff abruft, das ist schon stark“, so Hinze. Und erinnert an erfolgreiche Zeiten, die Gensheimer und vor allem auch Groetzki prägten. Beide sind aufgrund ihrer Verdienste die großen Aushängeschilder und Identifikationsfiguren dieser Löwen-Mannschaft. Und das aus gutem Grund. Der waschechte Mannheimer Gensheimer spielte bereits im Jahr 2003 in der Jugend für seinen selbst ernannten „Herzensclub“, den er zwischendurch nur für ein dreijähriges Intermezzo bei Paris Saint-Germain verließ. Der gebürtige Pforzheimer Groetzki schloss sich 2007 den Nordbadenern an, reifte dort vom Talent zum gestandenen Nationalspieler und hält dem Verein seitdem die Treue. Längst ist er der Bundesliga Rekordspieler der Löwen und steht vor einer erneuten Vertragsverlängerung. Seit dieser Saison führt die Club-Ikone den zweifachen deutschen Meister sogar als Kapitän aufs Feld. Sein Vorgänger war Gensheimer. (lsw/mj)