Mainz/Ludwigshafen. Wenn Hunderte verkleidete Menschen mit Süßigkeiten, lauter Musik und guter Laune durch die Straßen ziehen, dann ist Rosenmontag. Doch die Wagen, die Kostüme, die Sicherheitsvorkehrungen – all das kostet Geld. Und die Kosten sind in den vergangenen Jahren gestiegen.
Beispiel Mainz: In der Landeshauptstadt und Fastnachtshochburg sind die Kosten für die Sicherheit des Rosenmontagszugs von 40 000 Euro im Jahr 2015 auf 250 000 in diesem Jahr gestiegen, wie der Präsident des Mainzer Carneval-Vereins (MCV), Hannsgeorg Schönig, sagt. Die Stadt beteiligt sich daran in dieser Kampagne und voraussichtlich auch in den nächsten mit 200 000 Euro. Die Stadt koste der närrische Lindwurm inzwischen rund eine Million Euro pro Jahr, denn etwa 800 000 Euro seien für Sicherheit, Toiletten, Organisation und Reinigung ohnehin schon angefallen, sagte eine Stadtsprecherin.
Der MCV trage alle weiteren Infrastrukturkosten wie einen Teil der öffentlichen Toiletten, die Stände, Bühne, Licht, Ton, das Programm sowie die Verpflegung für mehrere Hunderte Menschen auf der Bühne. «Und alles wird teurer.» Dieses Plus trage aber der MCV und setze dabei auf ein «erweitertes Sponsoring», Spenden, Merchandising und die Einnahmen aus Aktionen. Trotz allem werde es beim Rosenmontagszug 2024 erstmals zwei Bühnen geben – auf dem Schiller- und dem Marktplatz – und die Bühnen würden mit großen LED-Wänden deutlich modernisiert.
Rund eine halbe Million Besucher werden zu dem Zug mit rund 10 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern erwartet. Höhere Sicherheitsanforderungen und allgemeine Kostensteigerungen hätten dem MCV trotz einer Unterstützung der Stadt von 75 000 Euro in der vergangenen Kampagne ein Defizit von rund 130 000 Euro eingebracht, heißt es in einer Entscheidung vom Stadtrat.
Wegen der Geldprobleme rollen am Rosenmontag (12. Februar) nur neun Motivwagen durch die Stadt. 2010 sei es – dank der Unterstützung der anderen Vereine – einer mehr gewesen, sagte Schönig. Viele Jahre hatten sich elf Wagen – entsprechend der närrischen Zahl – um 11.11 Uhr auf den Weg durch Mainz gemacht.
Mit Köln oder Düsseldorf sei die Situation in Mainz nicht zu vergleichen, sagt Schönig. «Dort gibt es andere Strukturen.» In Köln beispielsweise bezahlten laut Präsident des MCV die Jecken für ihre Teilnahme am Zug. Ehrenamtliche finde der MCV hingegen noch ausreichend. In den närrischen Tagen seien 200 bis 250 im Einsatz, «manche von morgens bis abends».
Die finanziellen Belastungen für Vereine seien stark gestiegen, sagt auch der Präsident vom Bund Deutscher Karneval (BDK), Klaus-Ludwig Fess, im saarländischen Bexbach. Als Beispiel nennt er Mehrausgaben für Energie, Auflagen und Gema-Gebühren. «Das hat zur Folge, dass der ein oder andere nicht mehr weiß, wie er die Kosten umlegen soll.» Es gebe daher Vereine, die die Zahl ihrer Veranstaltungen bei der Saalfastnacht reduzieren würden. «Die machen dann statt wie vorher 8 bis 10 nur noch 4 Veranstaltungen», sagt Fess.
Bei etlichen Vereinen vor allem in ländlichen Raum mache sich zudem der Wegfall von Sponsoren bemerkbar. Und insgesamt merke man einen Rückgang bei den Ehrenamtlichen. «Die Helfer, die morgens helfen, die Halle aufzubauen, die sind nicht mehr so da wie vor zehn Jahren», sagte Fess. Bei den Karnevalisten, die auf die Bühne wollten, sei der Zuspruch aber wieder so stark wie vor Corona.
Wichtig sei die Unterstützung der Politik. «Politik muss möglich machen, damit das Brauchtum nicht am Ende auf der Strecke bleibt.» Fess riet Vereinen, die knapp bei Kasse sind, rechtzeitig auf Kommunen zuzugehen, um Zuschüsse zu beantragen. «Die Politik ist ja stark interessiert, dass diese Dinge stattfinden.» Sie müsse auch das Ehrenamt fördern. Umzüge stünden seines Wissens nach in Rheinland-Pfalz nicht auf der Kippe. «Das hat sich zum Glück im Vergleich zum Vorjahr stabilisiert.»
Im Saarland sei die Situation besser. «Wir haben viel ländlichen Raum und starke Gemeinschaften», sagte Fess. Ehrenamtliche brächten sich viel ein, auch finanziell. «Die bezahlen teils ihre eigenen Kostüme.»
Ludwigshafen erwartet zum gemeinsamen Fastnachtsumzug mit Mannheim am 11. Februar mehrere Zehntausend feierfreudige Karnevalisten. Beim 69. Umzug sollen 69 Zugnummern und etwa 2300 Teilnehmer durch die zweitgrößte Stadt in Rheinland-Pfalz ziehen. Die Kosten beziffert Geschäftsführer Christoph Keimes von der Kongress- und Marketing-Gesellschaft Lukom auf etwa 150 000 Euro, die durch Sponsoring und Spenden zusammenkommen. «Mit der größte Kostentreiber sind die Sicherheitsmaßnahmen.»
So errichte man in Absprache mit den Behörden eine Absperrung auf beiden Seiten entlang der zwei Kilometer langen Strecke. Ohne Ehrenamtler sei eine Veranstaltung dieser Größe nicht zu stemmen, meint Keimes. «Die Vereine sind zuständig für die Mottowagen, die Tanzgruppen und die Garden. Und natürlich gibt es die ehrenamtlichen Sanitäter. Es ist wichtig, dass sich diese Menschen engagieren, sonst wäre es viel schwieriger.» (dpa)