Die Sommerferien sind Vergangenheit, das neue Schuljahr ist die Gegenwart – aber 45 Schulen in Rheinland-Pfalz haben sich schon auf den Weg in die Zukunft gemacht. Mit der breit angelegten Initiative «Schule der Zukunft» will die Schullandschaft in Rheinland-Pfalz neue Lernformen erkunden, die vor Ort jeweils unterschiedlich entwickelt werden sollen. In der jetzt begonnenen Phase der «Planungstische» werden erste konkrete Schritte zu den Entwicklungsvorhaben skizziert, wie das Bildungsministerium auf Anfrage mitteilte. Beteiligt daran sind Schulen, Schulaufsicht, Pädagogisches Landesinstitut und Ministerium.
Im Anschluss an eine Online-Befragung mit 3650 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie einer ersten Diskussionsveranstaltung («Town Hall») in Kaiserslautern haben sich erste Schwerpunkte von geplanten Vorhaben ergeben. Zu ihnen gehören selbstgesteuertes, individualisiertes Lernen, fach- und jahrgangsübergreifendes Lernen, Partizipation und Demokratiefähigkeit, digitale Bildung, flexiblere Unterrichtszeiten und alternative Formen der Leistungsbeurteilung.
«Wir wollen nicht nur Deutsch und Mathe lernen – wir wollen mehr vom echten Leben erfahren», hatte ein Schüler der dritten Klasse an der Grundschule Gau-Odernheim im Juli erklärt, als Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Bildungsministerin Stefanie Hubig zur Vorstellung der an der Initiative teilnehmenden Schulen in die Einrichtung kamen. Andere Kinderstimmen lauteten: «Da brauchen wir keine alten Klassenräume mehr – und auch keine Noten.»
Beteiligt sind neun Grundschulen, acht Realschulen plus, elf Integrierte Gesamtschulen, elf Gymnasien, fünf Berufsschulen und eine Förderschule. Für ihre Vernetzung und neue Impulse ist am 30. September eine Veranstaltung in Mainz geplant. Weitere «Town Halls» sind im November geplant, zunächst zur Inklusion, also dem gemeinsamen Lernen von jungen Menschen mit und ohne Behinderung, sowie danach zum Unterricht in mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern (MINT) und zur Frage der baulichen Gestaltung von Schulen.
Die Initiative ist auf mehrere Jahre angelegt. Sie soll nach Angaben des Ministeriums «die bereits vorhandenen Stärken der Schulen sichtbarer machen und gleichzeitig Raum für neue Entwicklungen schaffen». In welchen Bereichen eine Schule für sich Entwicklungspotenzial sehe, könne durchaus unterschiedlich sein, erklärte ein Sprecher. Der Prozess ist als «Bottom-up»-Bewegung angelegt, soll also aus den Schulen selbst vorangetragen und durch das Ministerium, die Schulaufsicht der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) und das Pädagogische Landesinstitut begleitet werden.