So, 18.06.2023 , 06:56 Uhr

Rheinland-Pfalz: Mehr Familien mit Kindern gehen zu den Tafeln - Experten sollen beim Energiesparen helfen

Mehr Familien mit Kindern kommen zu den Tafeln in Rheinland-Pfalz und im Saarland und bitten um Lebensmittel. Die Zahl der geflüchteten Menschen aus der Ukraine sei weiterhin sehr hoch, sagte die Vorsitzende des Landesverbands Tafel Rheinland-Pfalz/Saarland, Sabine Altmeyer-Baumann, der Deutschen Presse-Agentur in Bad Kreuznach. «Aber wir bekommen noch mal erhöhte Nachfragen von Menschen mit deutschem Pass.» Darunter seien sehr viele Anfragen von Familien mit Kindern.

In der Flüchtlingssituation im Jahr 2015 hätten sich oft junge Männer und Einzelhaushalte bei den Tafeln gemeldet, erklärte die Verbandsvorsitzende. «Wenn sich jetzt ein Haushalt anmeldet, dann sind das teilweise zwölf Personen. Das ist neu für uns.» Wegen der deutlich gestiegenen Nachfrage, müssten auch immer wieder Menschen vertröstet werden. «Das haben wir noch nie gehabt, dass wir an solche Grenzen geraten sind.»

Lebensmittel werden von den Tafeln nur an für das Angebot registrierte Personen verteilt. «Sobald Menschen aus dieser Situation rausgekommen sind oder nicht mehr kommen können, werden sofort diese freien Abholnummern neu besetzt», berichtete Altmeyer-Baumann.

Die Zahl der Gäste bei den 55 Tafeln in Rheinland-Pfalz war zuletzt auf rund 70 000 und bei den 11 Tafeln im Saarland auf etwa 23 000 gestiegen. Die Nachfrage sei aber deutlich höher, betonte die Verbandsvorsitzende. «Wir haben nur die Spitze des Eisbergs in den Tafeln.»

Da die Tafeln aber nicht unbegrenzt Lebensmittel haben, sei die Akquise beim Handel, aber auch direkt bei den Produzenten verstärkt worden, sagte Altmeyer-Baumann. Der Landesverband habe bis Mai dieses Jahres bereits so viele Lastwagen-Paletten an die Tafeln vor Ort weitergeleitet wie im gesamten Jahr 2022. Auch von Privatpersonen gebe es weiterhin viel Unterstützung mit Sachspenden. «Und auch auf der Ehrenamtsseite sind wir nicht eingebrochen.»

Durch die hohe Akquise für Lebensmittel seien die Kraftstoffkosten für die spendenfinanzierte Organisation immens gestiegen. Um diese Kosten zu senken und auch beim Energieverbrauch in den Gebäuden, der Technik sowie bei den Fahrzeugen Verbesserungen zu erreichen, sei nun ein Nachhaltigkeitsprojekt zusammen mit der Else Schütz Stiftung in Montabaur und dem Umwelt-Campus Birkenfeld ins Leben gerufen worden.

Bei dem Vorhaben gehe es darum, anhand eines Datenerfassungsbogens und einer Bewertung vor Ort in den einzelnen Tafelstandorten in Rheinland-Pfalz und im Saarland eine Bestandsaufnahme vorzunehmen, um gezielter innerbetriebliche Nachhaltigkeitsmöglichkeiten zu erkennen. Auf dieser Grundlage sollen dann Entscheidungen für energieeffizientere Anschaffungen getroffen oder Anträge von Fördermitteln für Vorhaben zum Energieeinsparen gestellt werden.

«Wir haben viele große Kühlsysteme bis hin zu begehbaren Gefrierschränken. Unsere Helfer und Helferinnen sind mit kostenintensiven Kühlfahrzeugen unterwegs. Außerdem stellen sich Fragen zu Einsatzmöglichkeiten von Photovoltaik, zur Dämmung und Verglasung an den Gebäuden», skizzierte Altmeyer-Baumann mögliche Ansatzpunkte. «Unsere gesamte Arbeit ist einfach sehr energielastig.»

Die Else Schütz Stiftung stelle bei dem auf acht Monate angelegten Vorhaben die Finanzmittel bereit und der Umwelt-Campus führe die Bestandsaufnahme durch. Im Februar nächsten Jahres sollen die Ergebnisse vorliegen. Jede Tafel werde ein eigenes Ergebnis haben und könne dann auch entscheiden, ob Projekte umgesetzt werden und wie es weitergeht, erklärte die Landesvorsitzende. «Dieses Projekt ist das erste seiner Art deutschlandweit in der Tafelbewegung und ich hoffe, dass es für die rheinland-pfälzischen und saarländischen Tafeln einen ressourcenschonenden Mehrwert hat.» (Von Bernd Glebe, dpa)

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