Sa, 24.06.2023 , 07:23 Uhr

Rheinland-Pfalz: Länder wappnen sich gegen steigende Waldbrandgefahr

In vielen Regionen haben Waldbrände die Einsatzkräfte schon im Frühjahr in Atem gehalten. Und angesichts der öfter auftretenden, klimabedingten Trockenheit ist absehbar mit noch mehr Vegetationsbränden zu rechnen. Auch im Südwesten wappnet man sich dagegen.

Gibt es im Saarland und in Rheinland-Pfalz ein ähnlich hohes Risiko für Waldbrände wie etwa in Brandenburg?
Die Wälder in beiden Bundesländern gelten als nur gering brandgefährdet. Verantwortlich dafür ist auch der hohe Laubholzanteil. «Laubbäume enthalten anders als Nadelbäume keine Harze und Öle», sagt Waldschutzreferent Tobias Stubenazy vom Landesbetrieb Forsten in Rheinland-Pfalz. Hier liege der Laubwaldanteil bei 60 Prozent, bei Bäumen unter vier Metern sogar bei drei Vierteln. Tatsache sei aber auch, dass nach vier Trockenjahren rund 80 Prozent der Bäume krank seien. «Auch in Mischwäldern sehen wir zunehmend Absterbeerscheinungen. Das macht uns Sorge», so der Forstwissenschaftler. Ziel sei es, die Bäume zu mehr Resilienz zum Klimawandel zu begleiten.

Im Saarland ist Innenminister Reinhold Jost (SPD) stolz auf einen Laubwaldanteil von 75 Prozent: «Damit sind wir bundesweit spitze.» Das Motto: «Wir haben die Wälder, die andere sich wünschen», das er als Umweltminister geprägt hatte, gelte zwar noch immer. Auf der anderen Seite bewahre es auch nicht automatisch vor «Unbill».

Welche Maßnahmen können das Ausbreiten der Flammen verhindern?
Ein dichtes Wegenetz kann einen schnellen Zugang für die Feuerwehren sicherstellen und auch als Brandschneisen-System fungieren. Zusätzliche baumfreie Streifen wollen beide Länder jedoch nicht schaffen. «Der Wald soll Wald bleiben», sagt die saarländische Umweltministerin Petra Berg (SPD). Schon jetzt seien alle Bereiche sehr gut zugänglich, an ein weiteres Wegenetz werde daher nicht gedacht. Gleiches gilt für Rheinland-Pfalz: «Wir haben ein großes Wegenetz mit ganzjährig und periodisch befahrenen Wegen. Das wird jährlich nachgehalten und auch kartiert», sagt Stubenazy. Auch ein Weg mit einem «ordentlichen Lichtraumprofil» – also ein begrenzter Bereich, in dem Bäume und Sträucher wachsen können – sei eine Möglichkeit, ein Feuer zu verlangsamen.

Was hilft den Einsatzkräften vor Ort?
In Rheinland-Pfalz wurden schon vor einigen Jahren Waldbrandgefahrenkarten erstellt, das Bundesland ist damit einer der Vorreiter. Das Saarland ist gerade als achtes Bundesland nachgezogen. Die Karten zeigen neben dem Waldbestand an, wo welche Wege mit welchen Fahrzeugen genutzt werden können oder wo sich Rettungspunkte und Wasserentnahmestellen befinden. Das «Mainzer Modell» sei dabei «absolut Goldstandard», meint Stubenazy.

Wie sind die Feuerwehren technisch auf Einsätze vorbereitet?
Im Saarland gibt es laut Jost rund 400 Löschfahrzeuge und 80 geländegängige Tanklöschfahrzeuge. Petra Berg weist darauf hin, dass auch der Saar-Forst Landesbetrieb die Feuerwehr mit schwerem technischem Gerät wie Rückeschleppern und Harvestern unterstützt. Rheinland-Pfalz hat nach Angaben des Innenministeriums mit einem Sonderförderprogramm in Höhe von 2 Millionen Euro im vergangenen Jahr 35 geländegängige Fahrzeuge gefördert. Derzeit würden acht Tanklöschfahrzeuge zur Waldbrandbekämpfung, sogenannte TLF 3000-Waldbrand, beschafft. Für eine ergänzende Brandbekämpfung aus der Luft stehen laut Ministeriumssprecher Matthias Bockius zwei landeseigene Polizeihubschrauber mit Außenlastbehältern zur Verfügung. Mit neuen Hubschraubermodellen werde man zukünftig sogar noch leistungsfähiger sein und bis zu 900 Liter Löschwasser transportieren können.

«Auch wenn Rheinland-Pfalz von größeren zusammenhängenden Waldbränden bislang verschont geblieben war, sieht man an der jüngsten Lage im Bereich zwischen Pirmasens und Rodalben, wie schnell es gehen kann», sagt Innenminister Michael Ebling (SPD). Von Wald- und Vegetationsbränden gehe eine erhebliche Gefahr aus: nicht nur für die Umwelt, sondern auch für das Leben und Eigentum der Bevölkerung.

Wie sieht es mit dem Wissen der Einsatzkräfte aus?
Für die Feuerwehrleute gibt es spezielle Fort- und Weiterbildungen zur Vegetationsbrandbekämpfung. «Wichtig ist auch, dass die Wälder als Übungskulisse geöffnet werden», sagt Waldschutzreferent Tobias Stubenazy. Etwa für Fahrtrainings oder auch grenzüberschreitende Übungen.

Wie lautet die Devise für die Zukunft?
Der saarländische Innenminister setzt auf «die 3 V» Vorbeugung, Vorbereitung und Verantwortung. «Wir dürfen nichts unversucht lassen, um Brände zu verhindern. Die Vorkommnisse haben gezeigt, wir sind nicht geschützt davor. Aber wenn, dann haben wir Mittel, um Schlimmeres zu verhindern.» Tobias Stubenazy meint: «Das Allerwichtigste ist, wir lassen es erst gar nicht brennen.» Viel Wert müsse man auch auf die Aufklärung über das richtige Verhalten im Wald legen, denn: «Der größte Risikofaktor ist der Mensch.» (Von Katja Sponholz, dpa)

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