Nastätten/Saarbrücken. Ob «Avatar 2», «Der Super Mario Bros. Film», «Barbie» oder «Oppenheimer»: Die Kino-Branche verzeichnet in diesem Jahr einen guten Start, Überraschungserfolge und volle Säle. «Das Kino ist zurück», bilanzierte Peter Dinges, Vorstand der Filmförderanstalt FFA, die Halbjahresbilanz. Doch in Rheinland-Pfalz und dem Saarland gibt es trotz steigender Besucher-Zahlen nach der Corona-Pandemie auch skeptische Töne.
«Mir wird ein bisschen flau um den Magen, wenn ich an das Ende des Jahres denke und ob alles so bleibt», sagte Ralf Holl, Betreiber des Kino-Centers Nastätten im Rhein-Lahn-Kreis und Mitglied im Hauptausschuss Hauptverband Deutscher Filmtheater.
Nach Ansicht der saarländischen Kinobotschafterin Claudia Ziegler bleibe auch abzuwarten, wie sich die Streiks in Hollywood auswirken. Klar sei aber: «Die Menschen haben Lust auf Kino! Stimmen die Filme, kommen auch die Besucher», sagte sie.
Um noch mehr Menschen neugierig zu machen und in die Säle zu locken, findet zum zweiten Mal die Aktion «Das Kinofest» statt: in zahlreichen Kinos im Saarland und in Rheinland-Pfalz werden am 9. und 10. September die Filme zu allen Spielzeiten für nur fünf Euro gezeigt.
Auch das CineStar beteiligt sich mit seinen bundesweit 46 Standorten (darunter Saarbrücken, Mainz und Ludwigshafen) daran. «Der Erfolg des letzten Jahres hat gezeigt, was für einen Impuls so ein bundesweiter Event setzen kann», sagte Geschäftsführer Oliver Fock. Diesen hätten die Kinos genutzt, um nicht nur Filme für einen außergewöhnlich günstigen Preis zu zeigen, sondern ihr Publikum auch durch ein umfangreiches Rahmenprogramm für sich zu begeistern. «All dies hat deutlich gemacht, dass die Kinos eben viel mehr als nur eine Filmabspielstätte sind und als kulturelles und gesellschaftliches Erlebnis eine wichtige Rolle spielen», so Fock.
Patin beim Kinofest im Saarland ist Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD). Ihrer Ansicht nach erlebe das Kino mit den aktuell sehr erfolgreichen Filmen derzeit ein regelrechtes Revival. «Wie ausgesprochen verdient für eine Branche, die in der Corona-Zeit so gelitten hat», sagte sie.
«Einnahmeverluste, die Verschiebung von Kinoproduktionen auf Streaming-Dienste sowie die nur zögerliche Rückkehr des Publikums nach der Pandemie stellen das Kino auf eine harte Probe», meint Nils Dettki, Sprecher des Kultusministeriums in Mainz. Mehrkosten in Kombination mit dem Besucherrückgang seien «alarmierend, zum Teil existenzbedrohend.»
Gleichwohl sind die Halbjahreszahlen im Vergleich zum Ticketverkauf 2022 deutlich gestiegen: laut FFA in Rheinland-Pfalz um 32,7 Prozent, im Saarland um 29,7 Prozent. Der durchschnittliche Zuwachs lag bei 36,2 Prozent. Doch die Einbußen sind noch nicht überwunden. «Im Moment liegen wir bei den Umsätzen noch immer 25 bis 30 Prozent unter den Werten von 2019», sagt Ralf Holl.
Sorgen bereiten Holl zudem die Anforderungen durch die neue Technik: «Wir haben einen großen Investitionsstau in den Kinos und müssen alle sehen, dass wir mit unseren Betrieben klimaneutral werden.» Die Umstellung der Projektoren zu Laser-Projektoren halte er für zwingend notwendig. Zudem benötige es Solaranlagen auf den Kinodächern – und wegen der Betriebszeiten zwischen 18 und 24 Uhr auch Energiepanels und entsprechenden Platz dafür.
Auch im Saarland sieht Claudia Ziegler neue Herausforderungen auf die Branche zukommen: «Die Intervalle, in welchen in Kinotechnik investiert werden muss, haben sich stark verkürzt», sagte sie. Zum einen müsse in erneuerbare Energien und Heiztechnik investiert werden, zum anderen kämen mit den wärmeren Sommern weitere Investitionen für Klimatisierung auf die Betreiber zu.
Nach Ansicht ihrer Kollegin Anna Reitze werde es ohne Förderungen für die digitale Vorführtechnik und effiziente Belüftungs- und Heizanlagen schwierig, weiterhin ein Angebot aufrechtzuerhalten, «das für den Gast bezahlbar bleibt und gleichzeitig für den Betreiber kostendeckend ist».
Umso mehr hoffen die Betreiber weiterhin auf Hilfe von den Ländern. Man habe die Erwartung insbesondere an die Kulturpolitik, dass sie endlich Kunst und Kultur ausreichend unterstütze, so Ingrid Kraus vom Kino achteinhalb in Saarbrücken. Die Filmförderung werde derzeit überarbeitet, da sollte ihrer Ansicht nach «auch für kleine Länder wie das Saarland mehr Spielraum sein».
Die saarländische Staatskanzlei hat nach Angaben von Regierungssprecher Julian Lange in diesem Jahr 200 000 Euro im Rahmen des Zukunftsprogramms Kino bereitgestellt. «Das ist auch die Summe, die wir für das kommende Jahr andenken», so Lange. Darüber entscheide jedoch noch der Haushaltsgesetzgeber.
Das rheinland-pfälzische Kultusministerium geht davon aus, dass auch 2024 wieder der Kinoprogrammpreis in Höhe von 100 000 Euro ausgeschrieben werden könne. Außerdem seien für die Kofinanzierung des Zukunftsprogramms Kino – ein mehrjähriges Investitionshilfsprogramm für Landkinos und Kinos mit programmatischem Anspruch – 150 000 Euro im Haushalt eingestellt. (dpa)