Die Tarifverhandlungen für die rund 69 000 Beschäftigten der Chemie- und Pharmaindustrie in Rheinland-Pfalz und dem Saarland sind ergebnislos vertagt werden. Beim Auftakt am Donnerstag in Mainz gab es nach Angaben von Arbeitgebern und der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) keine Annäherung. Die Verhandlungen sollen am 21. März in Hannover auf Bundesebene fortgesetzt werden.
Die Gewerkschaft fordert unter anderem eine Lohnerhöhung oberhalb der Inflationsrate, die zuletzt bei 5,1 Prozent lag. Beide Seiten seien sich nicht einig gewesen, welche Rolle die gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten bei den Verhandlungen spielen sollten, sagte IG-BCE-Verhandlungsführer Roland Strasser. «Die Unternehmen können einen Großteil der Kosten an die Verbraucher weitergeben. Die Beschäftigten erwarten, dass ihre Reallöhne nicht weiter sinken.» Wichtig sei auch, dass die Arbeitgeber in Ausbildung, Fachkräfte und Qualifizierung investierten. Nach wie vor gebe es zu wenig Ausbildungsplätze. Er rechne mit zähen Verhandlungen, weil die Positionen weit auseinander lägen, sagte Strasser.
Die Branche ist nach Angaben von Hendrik Müller, dem Verhandlungsführer der Arbeitgeber, sehr unterschiedlich aus der Corona-Krise gekommen. Dies müsse bei den Tarifverhandlungen ebenso berücksichtigt werden wie die Zukunftsinvestitionen beispielsweise in Klimaschutz und Digitalisierung. Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine und der Sanktionen seien noch gar nicht abschätzbar und daher erst einmal ausgeklammert worden. Er erwarte von den Gewerkschaften, die Forderungen nach mehr Lohn mit einer konkreten Zahl zu benennen, sagte Müller.
Die chemische Industrie erwirtschaftet nach Angaben des Arbeitgeberverbandes rund ein Drittel des Umsatzes im verarbeitenden Gewerbe und ist damit der mit Abstand umsatzstärkste Wirtschaftszweig in Rheinland-Pfalz. Die Hauptstandorte liegen entlang des Rheins zwischen Ludwigshafen und Lahnstein sowie in Bad Kreuznach und Pirmasens. Zu den Verbandsmitgliedern zählen auch Pharmaunternehmen, Gummi- und Kunststoffverarbeiter, Farben- und Lackhersteller sowie Reinigungsmittelhersteller.