Mainz/Ludwigshafen/Worms. Rund 16 Jahre nach dem Start des ersten Gründungsbüros an einem rheinland-pfälzischen Hochschulstandort hat sich die Arbeit der Einrichtungen nach Einschätzung des Wirtschaftsministeriums bewährt. Lob kommt auch von der Industrie- und Handelskammer Rheinessen – die Opposition sieht Potenzial für Verbesserungen.
Die Büros würden von zahlreichen Studierenden bei verschiedenen Fragestellungen rund um Gründungen im akademischen Umfeld konsultiert, heißt es aus dem Ministerium. Teilweise seien die Gründungsbüros bei Lehrinhalten eingebunden. Ihre Arbeit habe mit zu dem recht guten Abschneiden der rheinland-pfälzischen Hochschule im letzten «Gründungsradar» des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft aus dem Jahr 2022 beigetragen.
Kaiserslautern machte 2008 den Anfang
Darin hieß es seinerzeit, besonders gründungsaffin zeigten sich Studierende der teilnehmenden Hochschulen aus Brandenburg (29,9 Gründungen je 10.000 Studierende), dem Saarland (26 Gründungen je 10.000 Studierende), Berlin (21,5 Gründungen je 10.000 Studierende) und Rheinland-Pfalz (21,4 Gründungen je 10.000 Studierende).
Das erste Gründungsbüro in Rheinland-Pfalz startete 2008 in Kaiserslautern. Mittlerweile sind es sechs Standorte. 2011 folgten Koblenz und Mainz, 2012 Trier und 2018 schließlich Worms und Ludwigshafen. Insgesamt arbeiten in den Büros 19 Personen, wie aus einer Antwort des Wirtschaftsministeriums in Mainz auf eine Anfrage aus der CDU-Landtagsfraktion hervorgeht.
Grundsätzlich sollen die Büros Ausgründungen aus Hochschulen heraus fördern. Hilfe sollen sie unter anderem bei der Entwicklung von Ideen für eine Neugründung, bei der Erstellung eines Geschäftsmodells, bei ersten Schritten hin zu einem Businessplan und beim Aufbau einer Organisation geben. Außerdem sollen sie angehende Gründer vernetzen.
IHK: Schritt in Selbstständigkeit als Chance wahrnehmen
Häufig sind die Büros für mehrere Hochschulen zuständig: In Kaiserslautern für die Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau einschließlich der Standorte Pirmasens und Zweibrücken, in Trier für die Uni und die Hochschule, in Mainz für die Johannes Gutenberg-Universität, die Universitätsmedizin sowie die Hochschule Mainz.
Kooperationspartner sind etwa Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, Unternehmen, Kommunen oder die Förderbank ISB. Verbindungen bestehen laut Ministerium im Rahmen der Allianz der Rhein-Main-Universitäten auch zu Gründungsbüros der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt und der Technischen Universität Darmstadt.
Positiv blickt auch die IHK für Rheinhessen auf die Arbeit der Gründungsbüros. «Die Zusammenarbeit zwischen den Industrie- und Handelskammern und den Gründungsbüros der rheinland-pfälzischen Hochschulen ist ein wichtiger Bestandteil der regionalen Startup-Ökosysteme, um Pioniergeist und Gründungen aus der Forschung heraus zu fördern und innovativen Geschäftsmodellen im akademischen und wirtschaftlichen Umfeld einen Nährboden zu geben», sagte Hauptgeschäftsführerin Karina Szwede.
CDU-Fraktion sieht Rheinland-Pfalz bei Startup-Neugründungen hinterherhinken
Der besondere Charakter von Ausgründungen aus Unis und Hochschulen bestehe darin, dass dabei wissenschaftliche Forschung und deren Ergebnisse Grundlage für unternehmerische Geschäftsmodelle seien. Darauf ausgerichtete Förderleistungen müssten noch breiter in der Studierendenschaft bekannt gemacht werden.
«Es braucht mehr Anreize, um Gründungsvorhaben zu begleiten, aber auch bessere Rahmenbedingungen für Studierende, um zu gründen», sagte der hochschulpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Matthias Reuber. Das Land müsse sich hier deutlich breiter aufstellen. Rheinland-Pfalz liege im bundesweiten Vergleich bei Startup-Neugründungen weit zurück und drohe, immer mehr den Anschluss zu verlieren. (dpa/lrs)