Fr, 12.04.2024 , 13:02 Uhr

Rhein-Neckar: Kriminalitätsstatistik des Polizeipräsidiums Mannheim - Mehr Raub, Gewalt und Sexualstraftaten

Rhein-Neckar. Die Polizei Mannheim hat am Freitag die Polizeiliche Kriminal- und Verkehrsstatistik für das Jahr 2023 vorgestellt. Die Zahlen gelten für die Stadtkreise Mannheim und Heidelberg sowie den Rhein-Neckar-Kreis. Die Beamten zählten deutlich mehr Delikte in den Bereichen Sexualstraftaten, Raub und Gewaltkriminalität. Auch der Anteil von Nichtdeutschen und Asylbewerbern an Verbrechen stieg an.

Allgemeine Kriminalitätsentwicklung

2023 wurden insgesamt 68 843 Straftaten im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Mannheim registriert. Das bedeutete im Vergleich zum Vorjahr 2022 eine Zunahme um 5,7 Prozent. Diese lag damit fast gleichauf mit jener des Bundes mit einem Plus von 5,5 Prozent, aber deutlich unter der Steigerung des Landesdurchschnitts Baden-Württemberg von 8,1 Prozent. Gemessen am Zehnjahresmittelwert von 69 320 Straftaten lagen die Zahlen für 2023 um 0,7 Prozent unter dem Durchschnitt. 2014, im ersten Jahr des neu geschaffenen Polizeipräsidiums Mannheim, lag die Zahl der Gesamtstraftaten bei 68 333, also nur knapp unterhalb des Niveaus von 2023. Bis zum Vor-Corona-Jahr 2019 wuchsen die Straftaten aus 70 115 Fälle an. Damals lag die Gesamtzahl folglich um über 1200 Straftaten höher. Pandemiebedingt sanken die Werte auf 65 744 Fälle im Jahr.

Straftaten gegen das Leben

In diesem Bereich sanken die Zahlen um 25,5 Prozent. Am stärksten zeigte sich dieser Trend in Heidelberg mit -35,7 Prozent, gefolgt vom Rhein-Neckar-Kreis (-26,7 Prozent) und Mannheim (-18,2 Prozent). Bedeutsam hierbei sei die hohe Aufklärungsquote von 92,1 Prozent, die gegenüber 2022 um 5,8 Prozent gesteigert werden konnte. Bei den vollendeten Tötungsdelikten sei es gelungen, alle Fälle aufzuklären. Bei knapp drei Viertel der Taten handelte es sich um Beziehungstaten und bei fast der Hälfte der Fälle (44,7 Prozent) wurde ein Messer eingesetzt.

Sexualstraftaten

2023 setzte sich der Trend der Zunahme bei den Sexualstraftaten der letzten Jahre fort. Die Gesamtzahl stieg um 9,8 Prozent an. Hierbei sei zu beachten, dass die Steigerung zum überwiegenden Teil durch das Verbreiten pornografischer Inhalte durch Jugendliche und Kinder im Internet oder über Messenger-Dienste zu Stande kam. So zeigte sich in diesem Bereich bei der Tatverdächtigengruppe Kinder ein Zuwachs von 47,8 Prozent. Bei den Jugendlichen erhöhte sich die Zahl um 7,5 Prozent. Bei den Sexualstraftaten im öffentlichen Raum sank die Zahl hingegen um 9,3 Prozent, darunter Vergewaltigungen (-14 Prozent) und sexuelle Belästigungen (- 6 Prozent). Die Aufklärungsquote verbesserte sich um 2,6 Prozent auf 86 Prozent.

Raub und Räuberische Erpressung

Bei den Raubstraftaten gab es einen deutlichen Anstieg um 51,8 Prozent auf 495 Fälle. In diesem Deliktbereich werden auch räuberische Diebstähle erfasst. Hierunter fallen beispielsweise Ladendiebstähle, bei denen eine auf frischer Tat festgehaltene Person Gewalt anwendet, um sich im Besitz des gestohlenen Guts zu bleiben. Räuberische Diebstähle hatten mit 149 Fällen einen signifikanten Anteil an den Gesamtzahlen des Deliktbereichs. In Heidelberg erhöhte sich die Zahl der räuberischen Diebstähle um 73,3 Prozent auf 52 Delikte. In Mannheim waren es 67 Fälle bei einem Zuwachs von 52,3 Prozent. Im Rhein-Neckar-Kreis stiegen die Zahlen um 87,5 Prozent auf 30 Delikte an. Die die Gesamtschadenssumme aller Raubstraftaten nahm um 7,1 Prozent zu und erhöhte sich auf 594 212 Euro.

Eigentumsdelikte

Zwar stiegen die Eigentumsdelikte 2023 um 6,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 23 486 Fälle an, jedoch lagen die Fallzahlen noch unter dem Zehnjahresdurchschnitt von 24 623 Fällen, teilte die Polizei mit. Analog sei die Entwicklung bei den Wohnungseinbrüchen erkennbar. Einerseits ergab sich hier ein Zuwachs von 31,2 Prozent auf 601 Fälle, andererseits liege dies weit unter dem Niveau des Zehnjahresdurchschnitts von 941 Fällen. Zunehmend gingen diese Straftaten auf das Konto von überregional agierenden Tätergruppierungen. Zu beachten sei, dass ein Großteil der Taten der Fälle (42,2 Prozent) im Versuchsstadium blieben. Die Aufklärungsquote im Polizeipräsidium Mannheim liege 3,2 Prozent über dem Landesschnitt Baden-Württembergs.

Straßenkriminalität

Nicht nur gegenüber dem Vorjahr sanken die Fälle der Straßenkriminalität um 5,9 Prozent, sondern auch gegenüber dem Zehnjahresdurchschnitt, nämlich mit einer Abnahme von 13,7 Prozent. Besonders signifikant sei der Rückgang bei den Sachbeschädigungen um 32,3 Prozent und bei den besonders schweren Fällen des Diebstahls aus Kraftfahrzeugen um 27,4 Prozent gewesen. In diesem Deliktsbereich kam der Gruppe der Jugendlichen eine gesonderte Rolle zu. Sie machten hier 15,8 Prozent aller Tatverdächtigen aus, wohingegen ihr Anteil bei den Gesamtstraftaten lediglich bei 9,2 Prozent lag. Der Alkoholkonsum spiele bei der Tatbegehung eine große Rolle. So standen 22 Prozent aller Tatverdächtigen bei der Tat nachweislich unter Alkoholeinfluss.

Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum

Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum machten mit 3 244 Fällen nur einen sehr kleinen Teil der Gesamtstraftaten aus. Gegenüber 2022 stieg die Zahl der Delikte um 12,7 Prozent. Bei den Tatverdächtigen zeigte sich eine deutliche Zunahme bei den Jugendlichen mit einem Plus von 19,3 Prozent und bei den Heranwachsenden mit einem Plus von 23,1 Prozent. In 8 Prozent der Delikte, also in 260 Fällen, kam ein Messer zum Einsatz. Die Gruppe der tatverdächtigen Jugendlichen bei den Messerdelikten wies mit 58,3 Prozent einen erheblichen Zuwachs auf. Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum wurden überwiegend von männlichen Tatverdächtigen verübt. Ihr Anteil betrug 85 Prozent, bei Messerdelikten sogar 92,6 Prozent. Auch hier, ähnlich wie im Bereich der Straßenkriminalität, spiele der Alkoholkonsum bei der Tatbegehung eine gewichtige Rolle. So standen 27,8 Prozent aller Tatverdächtigen bei der Tat nachweislich unter Alkoholeinfluss.

Gewaltkriminalität

Die Gewaltkriminalität verzeichnete 2023 im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs von 9,9 Prozent. Damit lag er leicht über dem landesweiten Trend von 8,8 Prozent. Bei den Tatverdächtigen handelte es sich mit einem Anteil von 87,5 Prozent hauptsächlich um Männer. Bezogen auf das Alter der Tatverdächtigen waren Jugendliche und Heranwachsende überproportional vertreten. Insbesondere bei den Heranwachsenden zeigte sich mit einem Plus von 16,4 Prozent eine deutliche Zunahme gegenüber dem Vorjahr. Mit 26 Prozent war mehr als ein Viertel aller Tatverdächtigen bei der Tatausübung alkoholisiert.

Rauschgiftdelikte

Die Zahl der Rauschgifttoten sank 2023 deutlich um 34,8 Prozent und somit auf 15 Personen. Trotz der um 10,6 Prozent gesunkenen Fallzahlen erhöhten sich die Mengen der sichergestellten Betäubungsmittel. So stiegen sie bei Amphetamin um 87 Prozent auf 36 Kilogramm, bei Haschisch um 377 Prozent auf 57 kg und bei Marihuana um 74 Prozent auf 101 kg. Auch die sichergestellte Bargeldmenge wuchs an und zwar um 74 Prozent auf 231 788 Euro. Die Aufklärungsquote lag beim Polizeipräsidium Mannheim mit 93,9 Prozent über der landesweiten Quote von 92,1 Prozent.

Gewalt gegen Polizeibeamte

Die Gewalt gegen Polizeibeamte nahm auch 2023 zu. Sie stieg gegenüber dem Vorjahr um 8,5 Prozent. Bei den Taten wurden 333 Beamtinnen und Beamte leicht verletzt, drei von ihnen schwer. Obwohl es einen Zuwachs in der Tatverdächtigengruppe der Jugendlichen um 10,7 Prozent und der Heranwachsenden um 18,8 Prozent gab, blieben Erwachsene mit einem Anteil von 84,1 Prozent an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen die dominierende Gruppierung. Alkohol spiele auch bei dieser Tatbegehung eine signifikante Rolle. So standen 46,7 Prozent aller Verdächtigen bei der Tat nachweislich unter Alkoholeinfluss.

Tatverdächtige 

Die Altersgruppe der Erwachsenen bildete mit 79,2 Prozent den größten Teil der Tatverdächtigen. Bei der Differenzierung nach dem Geschlecht stellte die Gruppe der männlichen Tatverdächtigen mit 75,7 Prozent den höchsten Anteil. Während die Gesamtzahl der Tatverdächtigen um 9,3 Prozent anstieg, ergaben sich deutliche Unterschiede im Vergleich der Altersgruppen. Den deutlichsten Zuwachs verzeichneten die Kinder mit +14,2 Prozent und die Jugendlichen mit +13,5 Prozent, während die Heranwachsenden mit +7,6 Prozent unter dem Durchschnittswert blieben.

Bei 2 491 der 30 813 Tatverdächtigen handelte es sich um Konsumenten harter Drogen, was einem Anteil von 8,1 Prozent entspricht.

Der Anteil der Nichtdeutschen stieg im Vergleich zum Jahr 2022 deutlich um 18,6 Prozent auf 46,8 Prozent an. Der Wert lag unter dem Landesdurchschnitt von 48 Prozent an nichtdeutschen Tatverdächtigen. Der Anteil der tatverdächtigen Asylbewerber erhöhte sich auch dieses Jahr und erreichte eine Quote von 16,8 Prozent. Diese Zahl liege damit deutlich unter dem Wert für ganz Baden-Württemberg, welcher mit 19,3 Prozent angegeben wird.

Allgemeine Verkehrsunfallentwicklung

Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Mannheim stieg 2023 um 4,2 Prozent auf 28 611 an. Bei der Zahl der Verletzten war ein Rückgang erkennbar. Es wurden 2 794 Menschen leicht verletzt und damit 81 weniger als noch im Jahr zuvor. Auch die Zahl der Schwerverletzten reduzierte sich. Mit 377 Personen waren dies 14,5 Prozent weniger als im Jahr 2022. Entgegen der Entwicklung bei Verletzten stieg die Anzahl der Unfalltoten im Vergleich zum Vorjahr von 15 auf 28 an. Bei diesen Zahlen sind Unfälle, die sich auf den Bundesautobahnen ereigneten, nicht berücksichtigt, da sie gesondert ausgewiesen werden, teilten die Beamten mit.

Verkehrsunfallschwerpunkte

Insgesamt ereigneten sich im Jahr 2023 1,8 Prozent weniger Unfälle mit Fußgängern als noch im Vorjahr. Die Anzahl reduzierte sich von 333 auf 327. Unfälle. Bei den Getöteten kam es 2023 erneut zu einem Anstieg von 5 auf 8 Personen. Unter den 277 verletzten Personen waren auch 49 mit schweren Verletzungen.

Bei den Fahrrad-Unfällen – inklusive E-Bikes – war eine Reduzierung um 1,1 Prozent, von 1 349 auf 1 334 festzustellen. 2023 verletzten sich bei diesen Unfällen 1026 Personen, was eine geringfügige Abnahme gegenüber dem Vorjahr mit 1 068 Verletzten bedeute. Die Zahl der Schwerverletzten sank von 136 auf 132. Eine Steigerung gab es allerdings bei den tödlichen Fahrradunfällen. 2023 kamen neun Personen dabei ums Leben. 2022 lag die Zahl noch bei drei.

Der gestiegene Anteil von E-Scootern im Straßenverkehr machte sich auch in der polizeilichen Verkehrsunfallstatistik bemerkbar. So kam es insgesamt zu 159 Verkehrsunfällen mit Beteiligung eines E-Scooters, was einem Zuwachs von 33,6 Prozent entspricht. Dabei wurden dabei 13 Menschen schwer und 87 leicht verletzt. Es kam 2023 niemand bei einem Unfall mit einem E-Scooter ums Leben.

Zu den Hauptunfallursachen 2023 gehörte eine nicht angepasste Geschwindigkeit mit einem Anteil von 19,7 Prozent. Dadurch kamen 13 Personen ums Leben, was 46,4 Prozent aller tödlichen Verkehrsunfälle entspreche. Weitere Hauptunfallursachen waren ein mangelnder Sicherheitsabstand mit einem Anteil von 11,1 Prozent, die Missachtung der Vorfahrt mit 10,1 Prozent und die Beeinflussung durch Alkohol mit 9,1 Prozent. Bei Alkoholunfällen kamen im Jahr 2023 fünf Menschen ums Leben, was bedeutet, dass bei 17,8 Prozent aller tödlichen Verkehrsunfälle Alkohol im Spiel war.

(pol/dls)

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