Mannheim. Nach einer Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar (IHK) zum Jahresbeginn bleibt die Stimmung der Unternehmen in der Region angespannt. Die Unternehmen empfinden nach Angaben von Hauptgeschäftsführer Alex Nitschke die weitere Entwicklung als sehr unsicher. Jedes dritte von 430 befragten Unternehmen in der Region empfinde die Wirtschaftspolitik zudem als gefährdend für das Geschäft, hieß es in einer Mitteilung.
Neben der Konsumzurückhaltung der Verbraucher und der schwächelnden Weltwirtschaft macht Nitschke vor allem sprunghafte politische Entscheidungen im Inland, geopolitische Konflikte und hohe Kosten dafür verantwortlich, dass viele Unternehmen zu kämpfen haben. Hinzu kämen die sich verschärfenden Herausforderungen Bürokratie sowie Arbeits- und Fachkräftemangel. Die konjunkturelle Entwicklung werde somit von standortbedingten, strukturellen Faktoren dominiert. Einen Hoffnungsschimmer gebe es in der Industrie: Hier seien die Einschätzungen in der Region nicht mehr ganz so negativ wie zuletzt.
Der IHK-Konjunkturklimaindex, Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung in der Rhein-Neckar-Region, beträgt aktuell 105 Punkte. Damit sei der Wert seit der Umfrage im Herbst 2023 nur geringfügig um einen Punkt gestiegen. 21 Prozent der Unternehmen meldeten eine gute Geschäftslage, was im Vergleich zur Herbst-Umfrage ein leichtes Plus von 2 Prozentpunkten bedeute. Die Geschäftsaussichten gingen seit Herbst zwar nicht weiter zurück, seien jedoch weiterhin im negativen Bereich. „Wachstumssignale sind leider nicht erkennbar“, wird Nitschke zitiert. An der Umfrage beteiligten sich vom 2. bis 22. Januar 2024 insgesamt 430 Unternehmen der Region aus allen Wirtschaftszweigen.
Der Mangel an Fach- und Arbeitskräften sei für mehr als 6 von 10 Unternehmen das größte Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Die Sorge vor einem Rückgang der Inlandsnachfrage treibe aktuell 56 Prozent der Unternehmen um. Die Bedenken im Hinblick auf Energiepreise und Arbeitskosten sind im Vergleich zum Herbst wieder etwas angestiegen. Aktuell sehen 51 Prozent der Betriebe in hohen Energie- und 48 Prozent in hohen Arbeitskosten ein Risiko. Der deutlichste Zuwachs zeigt sich bei den Faktoren „Wirtschaftspolitik“ und „geopolitische Spannungen“. „Dass jedes dritte Unternehmen die Wirtschaftspolitik als geschäftsgefährdend empfindet, muss bei den Entscheidungsträgern in der Politik die Alarmglocken läuten lassen“, so Nitschke.
Die Exporterwartungen verharrten zu Jahresbeginn im negativen Bereich, seit Herbst zeige sich nur eine geringfügige Verbesserung. Die Großhändler der Region schätzten ihre Geschäftslage etwas schwächer ein als im Herbst, Einzelhändler dagegen besser. Im Vergleich mit den anderen Sektoren schätzten Dienstleister nach Angaben der IHK ihre Lage am günstigsten ein. (dls)