Rhein-Neckar. Die Kaufkraftanalyse der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar prognostiziert für das Jahr 2024 in Städten und Gemeinden zwischen 10 000 und 50 000 Einwohnern steigende Umsätze vor Ort. In vielen dieser Städte arbeiten die IHK-Innenstadtberater zusammen mit Bürgermeistern und Verwaltung sowie den Handels- und Gewerbevereinen daran, künftig noch mehr Kaufkraft in den Innenstädten und den Ortszentren zu binden, hieß es in einer Mitteilung.
Kaufkraft: Walldorf und Schwetzingen belegen Spitzenplätze
Beim regionalen Vergleich der Kaufkraftkennzahlen von Städten dieser Größe belegen Walldorf und Schwetzingen Spitzenplätze bei der vorhandenen Kaufkraft, den Einzelhandelsumsätzen und der Kaufkraftbindung. In Sinsheim wurde laut den diesjährigen Prognosen der Kaufkraftabfluss gestoppt. Der Wert von 104 Prozent (+6 Prozentpunkte) zeige, dass mehr Kaufkraft vor Ort erwirtschaftet werde als von der eigenen Bevölkerung an anderen Standorten oder im Online-Handel ausgegeben wird.
„Gut erreichbare und attraktive Innenstädte und Fachmarktzentren in den Mittelzentren der Region stellen aus Sicht der Kunden eine gute Alternative zu den City-Lagen der Oberzentren dar“, sagte André Trendl von der IHK-Innenstadtberatung. Gleichzeitig müsse gemeinsam darauf hingearbeitet werden, dass die Innenstädte von touristischen Attraktionen und Frequenzbringern am Stadtrand profitieren können, wurde Trendl weiter zitiert. In Sinsheim mache sich darüber hinaus die hohe Einwohnerzahl bemerkbar: Zum ersten Mal habe das Kaufkraftvolumen dort eine Milliarde Euro erreicht.
Als attraktive Wohnorte haben nach IHK-Angaben viele kleine und mittlere Kommunen dank ihrer hohen Kaufkraft eine wesentliche Bedeutung für den regionalen Einzelhandel. Mit Ladenburg nehme seit diesem Jahr eine Stadt am Innenstadtberatungs-Prozess teil, deren einzelhandelsrelevante Kaufkraft (8 265 Euro) zu den höchsten der Region zählt. „Ladenburg ist durch neue Wohngebiete stark gewachsen. Diese Neubürger gilt es ebenso wie die Besucher aus nah und fern für die enorm attraktive Altstadt zu begeistern und dadurch einen Mehrwert für Handel sowie Gastronomie zu schaffen“, ordnete Timo Cyriax als IHK-Innenstadtberater für Ladenburg das Potenzial der Römerstadt ein.
IHK-Angebote zu Geschäftsmodellentwicklung, Storytelling, Marketing und Workshops
Um die vorhandene Kaufkraft zukünftig stärker vor Ort zu binden, dienten den Einzelhändlern umfassende IHK-Angebote zu Themen wie Geschäftsmodellentwicklung, Storytelling, Marketing sowie Workshops für Gewerbevereine. Der Bedarf werde am Beispiel Leimen ersichtlich: Mit einer Kaufkraftbindungsquote von 47 Prozent wird weniger als die Hälfte der vorhandenen Kaufkraft vor Ort gehalten. „Es ist wichtig, das vorhandene Angebot in Leimen Mitte sichtbar zu machen. Neben Online-Marketing machen auch Aktionen und kleine Events auf die Betriebe in der Innenstadt aufmerksam“, sagte Regina Ellenbracht, die als IHK-Innenstadtberaterin die Stadt Leimen berät. Auch sollte der Treffpunkt Leimen als neues Kernstück der Stadt schnellstmöglich gebaut werden, um die Erreichbarkeit und die Aufenthaltsqualität wiederherzustellen und Betriebsschließungen zu verhindern.
Online-Anteil der Kaufkraft sinkt weiter
Steigende Umsätze seien auch mit einem sinkenden Online-Anteil der Kaufkraft in Verbindung zu bringen. Im IHK-Bezirk Rhein-Neckar sinkt der Online-Anteil auf 13 Prozent (2023: 15,6 Prozent). Unter dem Durchschnitt liegen mit Walldürn (11,7 Prozent), Mosbach (11,9 Prozent) und Buchen (12,1 Prozent) die größten Städte im Neckar-Odenwald-Kreis. „Für den stationären Einzelhandel ist erfreulich, dass die Ausgaben wieder vermehrt vor Ort ausgegeben werden und den lokalen Geschäften die Treue gehalten wird“, sagte André Trendl.
Neben der steigenden Kaufkraftbindungsquote habe Wiesloch einen starken Arbeitsmarkt zu bieten. Das Pendlersaldo von mehr als 6 000 zeige den deutlichen Überhang an Arbeitskräften, die in der viertgrößten Stadt des Rhein-Neckar-Kreises arbeiten. Außerdem profitiere Wiesloch von einem großen Einzugsgebiet aus dem Süden. Timo Cyriax erhofft einen Aufwärtstrend für die Weinstadt: „Nun gilt es zu kommunizieren, dass die Innenstadt nach einer sehr langen Baustellen-Phase wieder deutlich besser erreichbar ist. Das könnte sich positiv auf die Unternehmen auswirken, die eine Leidenszeit hinter sich haben.“
In Eppelheim hänge die Kaufkraftbindung von 59 Prozent mit der unmittelbaren Nähe zum Oberzentrum Heidelberg zusammen. Seit diesem Jahr wird dort bei der IHK-Innenstadtberatung das Zentrum in den Blick genommen. „Ziel sollte es sein, Neues auszuprobieren, um die Menschen vor Ort für den Stadtkern zu begeistern. Voraussetzung hierfür ist ein Wir-Gefühl, die Zusammenarbeit aller, um die Innenstadt zu stärken“, sagte Regina Ellenbracht. (dls)