Es ist schon eine große Erleichterung, endlich wieder Kunst und Kultur genießen zu dürfen. Man könnte meinen, dass ganz viele Menschen jetzt in die Theater und Konzerthäuser der Region strömen, um sich mal wieder richtig fallen zu lassen. Damit ist ja dann auch die Krise der Kultur wieder gelöst, oder? Ist das wirklich so? Diese Frage stellte Kollegin Angela Schrödelsecker ihren Gästen in einer neuen Ausgabe der Diskussionsrunde RNF Intensiv zum Thema „Nach der Krise ist vor der Krise - Die Kulturbranche am Limit“.
Das Hauptproblem ist, dass die großen Konzerte zwar ausverkauft sind, aber die kleineren Produktionen wegen schlechter Vorverkaufszahlen immer wieder abgesagt werden. Hinzu kommen die steigenden Nebenkosten und der Fachkräftemangel. In Deutschland müssen Umfragen zufolge 65 Prozent aller Veranstaltungen abgesagt werden. Künstler und Intendant des Rhein Neckar Theaters Markus Beisel befürchtet, dass die kleinen Häuser nach und nach schließen.
Capitol-Geschäftsführer Thorsten Riehle verfasste gemeinsam mit anderen Kultureinrichtungen Mannheims einen Brief an Baden-Württembergs Sozialminister Manne Lucha, der bereits im Sommer offen über mögliche Corona-Beschränkungen im Herbst sprach. Es geht ihm darum zu verdeutlichen, dass die Politik die Kulturbranche nicht sabotieren darf, in dem Besucher verunsichert werden.
Die Kultur ist nicht der Infektionstreiber der Pandemie - das beweisen auch die Ergebnisse der SAFE-Studie, die von der m:con, Betreiber des Mannheimer Rosengartens, in Auftrag gegeben wurde. Deshalb setzt sich m:con Geschäftsführer Bastian Fiedler für individuelle Lösungen ein. Corona-Beschränkungen, die ohne Blick auf die einzelnen Häuser beschlossen werden, seien nicht vertretbar.
Letztendlich verdeutlicht die Sendung, dass aber auch wichtig ist, den Humor nicht zu verlieren. Gayle Tufts wünscht sich den Austausch mit anderen Künstlern, das man spürt, dass man mit einem schlechten Vorverkauf nicht allein nicht. Zudem solle sich jeder die Frage stellen, ob alle Streaming-Dienst-Abos tatsächlich nötig sind. Dann sind möglicherweise auch am Ende noch ein paar Euro übrig, um sich ein Theaterticket zu leisten.
Abschließend wird deutlich, dass die Kulturbranche mit vier großen Themen kämpft: Der noch unsichere Corona-Herbst, der Fachkräftemangel, schlechte Ticketverkäufe und die steigenden Energiepreise. Das alles ist nur zu bewältigen, wenn Land und Kommune sowohl die Häuser als auch die Künstler unterstützen. Aber: Es ist auch an der Gesellschaft, die Kultur nicht zu vergessen.