Mosbach / Walldürn. Die Staatsanwaltschaft Mosbach hat Ende Oktober Anklage gegen einen 38-jährigen deutschen Staatsangehörigen und dessen 24-jährigen Bruder zum Landgericht Mosbach erhoben. In ihrer mehrere hundert Seiten umfassenden Anklageschrift legt die Staatsanwaltschaft dem älteren Mann unter anderem Geiselnahme in drei Fällen, besonders schwere Vergewaltigung in einer Vielzahl von Fällen sowie vielfache gefährliche Körperverletzung und Bedrohung zur Last. Wie die Staatsanwaltschaft Mosbach weiter mitteilte, wird dem Bruder des Hauptangeklagten unter anderem Beihilfe zur Geiselnahme und zur besonders schweren Vergewaltigung sowie täterschaftliche Vergewaltigung und gefährliche Körperverletzung in mehreren Fällen vorgeworfen.
38-Jähriger nach Notruf aus „Boot Camp“ festgenommen
Der Hauptangeklagte war als sogenannter „Life Coach“ tätig, veranstaltete Online-Seminare und betrieb in seinem Wohnhaus in Walldürn ein sogenanntes „Boot Camp zur Persönlichkeitsentwicklung“. Nachdem es am 18.Oktober 2022 einem Opfer gelungen war, einen Notruf abzusetzen, erfolgten bereits in der Nacht auf den 19.Oktober die Durchsuchung der Wohnräume und die vorläufige Festnahme der Angeschuldigten.
Frauen bewusst erniedrigt und durch Gewalt gebrochen?
Die Staatsanwaltschaft geht nach dem Ergebnis ihrer umfangreichen Ermittlungen davon aus, dass der Hauptangeschuldigte entschlossen war, seine Coaching-Angebote dazu zu nutzen, den Kontakt zu jungen Frauen aufzunehmen und diese systematisch zu verunsichern. Diese habe er sodann zu einem „Boot Camp“ zu sich nach Hause eingeladen, um anschließend deren Widerstand durch verbale Erniedrigungen und routinemäßige schwere Gewaltanwendungen zu brechen und sie wiederkehrend sexuell zu missbrauchen.
Sieben Frauen sexuell missbraucht
In Umsetzung dieses Tatplans habe der 38-Jährige insgesamt sieben Frauen sexuell missbraucht und körperlich misshandelt. Zudem habe er darüber hinaus zwei weitere Frauen, ein Kind und drei Männer, einschließlich seines jüngeren Bruders, körperlich misshandelt. Der Tatzeitraum erstreckte sich von September 2019 bis zur Festnahme der Angeschuldigten im Oktober 2022.
Der Hauptangeklagte war nach seiner Festnahme zunächst in einer psychiatrischen Einrichtung vorläufig untergebracht und sitzt seit dem 10. Mai 2023 in Untersuchungshaft. Sein Bruder befand sich bis zu der auf Antrag der Staatsanwaltschaft erfolgten „Außervollzugsetzung des Haftbefehls“ am 6. Oktober 2023 in Untersuchungshaft.
(dls)
Video (7.11.2022):