Die Metropolregion Rhein-Neckar beheimatet zahlreiche Institutionen von wissenschaftlicher Exzellenz, und das Europäische Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg ist ein herausragendes Beispiel dafür. In der RNF-Sendereihe MetroVision sprach Ralph Kühnl mit Prof. Dr. Matthias Hentze, dem Direktor des EMBL, über die spannenden Forschungsarbeiten und die bedeutende Rolle des Instituts.
Prof. Hentze beschreibt das EMBL als eine Institution, die sich der Erforschung des „Wunders Leben“ widmet. Die Forschung reicht von der Untersuchung kleinster Moleküle und Zellen bis hin zu ganzen Organismen und Ökosystemen. Ein Beispiel für die praktische Anwendung dieser Grundlagenforschung ist die Analyse des Coronavirus, um dessen Eindringen in Zellen zu verstehen und mögliche Medikamente zu entwickeln.
Während der Corona-Pandemie spielte das EMBL eine zentrale Rolle in der internationalen Forschungsgemeinschaft. In Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Heidelberg, dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und weiteren Instituten konnten entscheidende Erkenntnisse gewonnen werden. Besonders erwähnenswert ist die Zusammenarbeit mit BioNTech in Hamburg, um die RNA-Technologie für Impfstoffe zu optimieren.
Das EMBL ist eine zwischenstaatliche Organisation mit 29 Mitgliedstaaten. Diese internationale Struktur ermöglicht Spitzenforschung auf europäischer Ebene und darüber hinaus. Das Institut arbeitet nicht nur mit den besten Talenten aus Europa, sondern auch weltweit, um bahnbrechende Forschungsergebnisse zu erzielen.
Prof. Hentze betont die Bedeutung der künstlichen Intelligenz (KI) für die Zukunft der molekularen Wissenschaften. Das EMBL nutzt KI, um große Datenmengen zu analysieren und daraus neue Erkenntnisse zu gewinnen. Dies ist besonders relevant für die Generierung und Verarbeitung von Daten aus verschiedenen biologischen und ökologischen Systemen.
Ein besonderes Highlight der EMBL-Projekte ist das TREC-Projekt, das die Küstenlinien Europas untersucht. Mit mobilen Labors und Forschungsfahrzeugen werden Proben gesammelt und analysiert, um die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Umwelt zu verstehen. Diese Feldforschung ist ein Novum und zeigt die Innovationskraft des EMBL.
Ein zentrales Anliegen von Prof. Hentze ist die Förderung der Grundlagenforschung. Diese bildet die Basis für spätere Anwendungen und Innovationen. Ohne grundlegende Erkenntnisse über biologische Prozesse wären viele der heutigen medizinischen Fortschritte nicht möglich gewesen.
Das EMBL feiert sein 50-jähriges Bestehen und blickt optimistisch in die Zukunft. Trotz der Herausforderungen der letzten Jahre, wie der Corona-Pandemie und wirtschaftlichen Krisen, bleibt das Institut bestrebt, herausragende Forschung zu betreiben und zur Lösung globaler wissenschaftlicher Fragen beizutragen.
Interessierte haben die Möglichkeit, das EMBL in Heidelberg zu besuchen. Die Ausstellung „Die Welt der Molekularbiologie“ bietet spannende Einblicke in die Forschungsarbeit des Instituts und ist kostenlos zugänglich. Eine perfekte Gelegenheit, um Wissenschaft hautnah zu erleben.