Fr, 26.07.2024 , 12:22 Uhr

Die Wirtschaft in der Metropolregion Rhein-Neckar ist im Wandel

MetroVision: Im Gespräch mit Manfred Schnabel, Präsident der IHK Rhein-Neckar: Große Herausforderungen, aber auch viele Chancen

Im Interview mit RNF-Geschäftsführer Ralph Kühnl spricht Manfred Schnabel, Präsident der IHK Rhein-Neckar, über die wirtschaftlichen Perspektiven und Herausforderungen der Metropolregion. Trotz Unsicherheiten zeigt sich Schnabel optimistisch und betont die Stärken der vielfältigen Wirtschaftsstruktur.

Der IHK-Präsident eröffnet das Gespräch mit einem optimistischen Blick auf die regionale Wirtschaft: „Die größte Zuversicht schöpfe ich aus den Unternehmen selbst, denn sie machen nach wie vor einen tollen Job.“ Trotz der aktuellen Herausforderungen hebt er die Stärke und Vielfalt der hiesigen Unternehmen hervor. Die Region profitiert von einer breiten Branchenvielfalt und einer guten Mischung aus unterschiedlichen Unternehmensgrößen.

Die Rolle der Politik

Schnabel sieht Anzeichen dafür, dass die Politik die Zeichen der Zeit erkennt: „Es gibt erste positive Moves, vor allem vom Bund.“ Er erinnert daran, dass Deutschland schon einmal als „kranker Mann Europas“ gilt und durch mutige Reformen wieder auf die Beine kommt. Dies gibt Hoffnung, dass auch die aktuellen Herausforderungen gemeistert werden können.

Strukturelle Probleme und Wettbewerbsfähigkeit

Ein zentraler Punkt des Interviews ist die Analyse der aktuellen wirtschaftlichen Lage in der Region. „Wir leiden unter den Faktoren, die aus Deutschland und Europa kommen, vor allem unter der Wettbewerbsschwäche und dem Unvermögen, schnell genug zu reagieren,“ erklärt Schnabel. Trotz dieser Herausforderungen ist die Region gut aufgestellt, weil sie nicht von einer einzelnen Branche abhängig ist, wie es beispielsweise in Stuttgart mit der Automobilindustrie der Fall ist.

Herausforderungen durch hohe Energiekosten

Ein besonders heiß diskutiertes Thema ist die Ankündigung der BASF, in den kommenden Jahren eine Milliarde Euro jährlich am Standort Ludwigshafen einzusparen. Schnabel erläutert, dass hohe Energiekosten eine zentrale Rolle spielen: „Das ist auch der Grund, warum wir als IHK die Stromstudie bei Fraunhofer ISE beauftragen.“ Die Studie soll aufzeigen, wie die Region durch erneuerbare Energien besser versorgt werden kann, doch selbst optimistische Szenarien reichen nicht aus, um den Bedarf der Industrie zu decken.

Bürokratie und Regulatorik als Bremsklötze

Ein weiteres großes Thema ist die Bürokratie. Schnabel kritisiert die überbordende Regulatorik: „Wir brauchen eine bessere Regulatorik, weniger Bürokratie und vor allem eine, die besser aufeinander abgestimmt ist.“ Als Beispiel nennt er die neue Lkw-Maut für Lieferfahrzeuge ab 3,5 Tonnen, die seiner Meinung nach wenig sinnvoll ist und nur zusätzliche Bürokratie verursacht.

Infrastruktur und Verkehr

In Bezug auf die regionale Infrastruktur betont Schnabel, dass bereits Fortschritte erzielt werden, beispielsweise durch den Handwerkerparkausweis, der für die gesamte Region gilt. Dennoch gibt es weiterhin große Herausforderungen, insbesondere bei der Verkehrsanbindung und dem ÖPNV. „Wir brauchen dringend die Viergleisigkeit zwischen Mannheim und Heidelberg, aber die Signale von der Bahn sind deprimierend,“ sagt er.

Einzelhandel und Kaufkraft

Schnabel gibt auch Entwarnung bezüglich der Kaufkraft in der Region: „Die Menschen haben grundsätzlich mehr Geld im Portemonnaie und es landet auch nach wie vor viel Geld im Handel.“ Er sieht die aktuelle Konsumflaute eher als Folge einer allgemeinen Verunsicherung.

Kooperation und gemeinsame Strategien

Ein Lichtblick ist für Schnabel die gute Zusammenarbeit innerhalb der Region. Die Gründung der IHK-Metropolregion Rhein-Neckar und gemeinsame Projekte wie die Stromstudie zeigen, dass eine enge Kooperation von Vorteil ist. „Das stärkt uns sehr und bringt uns voran,“ so Schnabel.

Zum Abschluss des Interviews betont Schnabel die Komplexität der wirtschaftlichen Herausforderungen und die Notwendigkeit, die Wirtschaft als ein Ökosystem zu betrachten: „Es geht darum, unsere Wirtschaft wie ein Ökosystem zu begreifen, wo die Räder ineinandergreifen.“ Sein Wunsch ist, dass die Politik die Rahmenbedingungen für Unternehmertum auf Grün stellt und das gesamte System im Blick behält.

Ausblick Bürokratie IHK Rhein Neckar industrie- und handelskammer Infrastruktur Manfred Schnabel Metropolregion Rhein-NEckar metrovision Regulatorik wirtschaft Zukunft

Das könnte Dich auch interessieren

01.07.2024 32:07 Min MetroVision: Innovation und Problemlösung - im Gespräch mit Thomas Kilimann von io-consultants In der neuesten Ausgabe von MetroVision, moderiert von Ralph Kühnl, stellt sich Thomas Kilimann, Geschäftsführer und Partner der io-consultants in Heidelberg, den Fragen rund um die Herausforderungen und Erfolge seines Unternehmens. Die io-consultants sind ein führendes Beratungs- und Planungsunternehmen, das weltweit komplexe Industrieprojekte realisiert. Ihr Tätigkeitsbereich umfasst die Gebäudeplanung, Produktion und Logistik bis hin zur 15.05.2024 30:51 Min MetroVision: Die Generation Z im Fokus - Herausforderungen und Chancen für die Gesellschaft der Zukunft Im RNF-Gespräch beleuchtet Experte Felix Behm die Einflüsse, Hoffnungen und Zukunftsaussichten der Generation Z. Warum die Generation Z wichtig ist In der aktuellen Ausgabe von MetroVision sprechen Moderator Ralph Kühnl und Buchautor Felix Behm über die komplexen Charakteristika der Generation Z. Behm, der sich intensiv mit den Lebensumständen und der Psyche dieser Altersgruppe beschäftigt, teilt 21.10.2024 03:31 Min Die Zukunft der Innenstädte - Die Rhein-Neckar Region blickt positiv nach vorne Es ist ein Thema, das die IHKs seit Jahren bewegt. Wie überall in Deutschland stehen auch in der Region die Innenstädte unter Druck. Das wachsende Online-Geschäft, die Konkurrenz auf der grünen Wiese und der demographische Wandel sind nur drei Faktoren, die dem stationären Einzelhandel das Leben schwer machen. Jetzt vereinbaren Kommunen, Kreis und IHKs eine 11.11.2024 33:05 Min Ein neues Bewusstsein für Mode und Inklusion: Claire Common im Gespräch bei MetroVision Die neueste Folge von MetroVision beleuchtet einen Aspekt der Mode, der selten ins Rampenlicht tritt: inklusive Mode, die Barrieren überwindet und Menschen mit und ohne Behinderungen verbindet. Gastgeber Ralph Kühnl begrüßte Claire Common, Gründerin eines einzigartigen Modelabels in Mannheim, das Mode auf eine neue Weise denkt und gestaltet. Die Designerin, die den diesjährigen Mannheimer Existenzgründungspreis