9 000 waren es also, die gestern in Mannheim auf die Straße gingen, um für etwas einzutreten, was die Grundlage unseres Staates ist: Demokratie, Religions- und Meinungsfreiheit, überhaupt: Freiheit. Bei uns sitzt niemand im Gefängnis, nur weil seine Meinung der Regierung nicht passt. Und doch war es irgendwie an der Zeit, auch mal FÜR etwas zu demonstrieren: Für unsere grundgesetzlich verankerte Gesellschaftsordnung. Den die erlaubt Sorgen: Da spielt der Berliner Koalitionszank all jenen in die Hände, die ohnehin Politik verdrossen sind. Und die Populisten von AfD bis Trump verfangen mit ihren eloquent vorgetragenen Thesen mehr, als viele von uns bereit sind zuzugeben. Die kommenden Wahlen, auch im hessischen Teil unserer Region, werden den nächsten Denkanstoß liefern. Letztlich aber sind es wohl die braunen Aufmärsche und Übergriffe in Chemnitz gewesen, die auch die sogenannte schweigende Mehrheit aus dem gemütlichen Beobachter-Sessel hochgebracht hat. Mannheim, das schon aufgrund seiner Historie als wichtige Hafenstadt und als Kreuzung von bedeutenden Handelswegen mit allen Fremden neugierig und auch erfahren umzugehen weis, steht auch heute als Zentrum einer Metropolregion vergleichsweise unaufgeregt zu all dem Polit-Getöse. Keine heile Welt – aber Kurpfälzische Lebensart kommt auch mit anderen Farben, Religionen, Neigungen und Nationalitäten klar – mal rauh, mal herzlich – immer aber selbstbewußt und offen. Das belegte der Umzug der 9 000 durch die Innenstadt. Das war ein lebender Querschnitt durch die Gesellschaft, der da für unsere Grundwerte eintrat. Ich denke aber, wir sollten, wir müssen auch weiter wachsam bleiben. Nicht nur am Tag der Deuitschen Einheit.