Der Kommentar von Ralph Kühnl im Transkript:
Mannheims Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz – er ging ins Detail. Seine Rede – 20 Seiten lang – war keine leichte Kost. Vielmehr war sie komplex, vielschichtig, differenziert. Sie machte sich die Mühe, die Abhängigkeiten zu erklären, unter denen Entscheidungen in der Stadt oftmals fallen. Da ging es um das Anliegen, die Vielfalt und den sozialen Frieden zu sichern, die europäische Idee zu schützen, Aktivitäten zur Minderung des Klimawandels einzubeziehen und gleichzeitig die Wirtschaftskraft zu fördern. Ein solcher Ansatz ist nicht sehr populär und schon gar nicht populistisch – weil er keine einfachen Antworten gibt, sondern die Welt in all ihren komplizierten Verflechtungen beschreibt.
Warum hat sich der Oberbürgermeister ein solch vergleichsweise kompliziertes Thema zu Jahresbeginn gewählt? Weil es im großen Rahmen um das Leitbild der Stadt für das Jahr 2030 ging – im Einklang mit den internationalen Zielen der United Nations, deren Untergeneralsekretärin Maimunah Mohd Sharif sogar eine Videobotschaft geschickt hatte – und es musste dem Letzten klar werden: Das Leitbild wird ein hoch vernetztes sein, ein ganzheitliches. „Isolierte Antworten auf Herausforderungen sind nicht mehr erfolgreich“, sagte Peter Kurz – und damit hat er recht. Er stellt soziale Aspekte und den Schutz aller Bürger in den Mittelpunkt seiner Überlegungen – eine grundsätzliche Bedingung dafür, dass die notwendigen Veränderungen Akzeptanz in der Bevölkerung finden und die Menschen nicht denjenigen, die einfache Lösungen versprechen, anheim fallen.
Er wie auch sein Amtskollege Eckart Würzner in Heidelberg blicken weit über die eigenen Stadtmauern hinaus, sie suchen die internationale Anbindung. Kirchturmdenken hat hier keinen Platz mehr. Ein „Mannem first“ oder „Heidelberg first“ wäre langfristig zum Scheitern verurteilt – das haben beide erkannt und bringen sich in internationalen Gremien ein. Davon kann die Region in ihrem Streben nach Attraktivität, Lebensqualität und internationaler Anerkennung nur profitieren. Aber es ist aufwändig, die Zusammenhänge zu erklären, den Kontext mit einzubeziehen, damit die Bevölkerung versteht, was in der Stadt vor sich geht. Das ist auch eine Aufgabe für uns Medien.