Überall in der RNF-Region gedenken Menschen heute der Opfer des Holocaust. Auch Ralph Kühnl blickt auf den Tag gegen das Vergessen. Eindringlich und schonungslos müssten wir daran erinnern, welch unsagbare Gräuel mit der Nazi-Herrschaft in Deutschland verbunden waren.
Vor genau 30 Jahren, zum 50. Jahrestag, war ich Student der Geschichte und Politik an der Universität Mannheim. Gerade war noch Schindlers Liste im Kino gelaufen. Jegliche Relativierung des Nazi-Schreckens stand völlig außer Frage. Im Gegenteil: In der Rückschau ist das die Zeit, in der vielfach das Schweigen überhaupt erst gebrochen wurde. Noch in der Generation meiner Großeltern wurde über die NS-Zeit nicht geredet. “Lasst doch die alten Zeiten ruhen”, hieß es da – aber man sah in den Gesichtern die Scham, die Unsicherheit, das Trauma. Ihnen erschien die dunkle deutsche Vergangenheit noch greifbar nah. Die so wichtige Aufarbeitung begann da erst richtig, das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus wurde erstmals überhaupt erst 1996 unter dem damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog begangen.
Deutschland war zu jener Zeit schon wieder Teil der internationalen Staatengemeinschaft, integriert, anerkannt. Der Wohlstand, der nach dem Zweiten Weltkrieg gewachsen ist, war nur durch internationale Bündnisse möglich – nicht durch Abgrenzung, Ausgrenzung und Ächtung. In einer von National-Konservativen regierten Welt wäre Deutschland nicht das geworden, was es ist. Auch dessen sollten wir uns immer bewusst sein. Unser demokratisches Miteinander, auch im föderalen und europäischen Verbund, ist anstrengend, manchmal zermürbend und frustrierend. Aber: Demokratie und wuchernde Bürokratie sind zwei paar Stiefel. Die wieder erstarkten rechtsextremen Kräfte wollen uns das Gegenteil glauben machen und schüren so die Unzufriedenheit. Jene Kräfte, die, gepeitscht von völkischem Wahn, schon einmal maßloses Unglück über unser Land gebracht haben.
Nochmal: Demokratie ist ein Erfolgsmodell, Bürokratie, vor allem da, wo sie übergriffig und sinnlos wird, ein Bremsklotz. Deshalb sind diese Tage “Gegen das Vergessen” unbedingt notwendig. Selten war es wichtiger als heute, den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz und damit den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus zu begehen. Es bleibt dabei: Nie wieder ist jetzt.
An diesem Tag widmete RNF nicht nur den Thementag #GegenDasVergessen im Hauptprogramm, sondern auch große Teile des Nachrichtenmagazins RNF Life – mit Bildern des Gedenkens aus Ludwigshafen, einer Zusammenfassung der zentralen Gedenkfeier des Landtags in Mainz, Eindrücken der zurzeit in Dresden gastierenden Ausstellung „Gegen das Vergessen“ des Mannheimer Künstler Luigi Toscano, einem historischen Rückblick und einem Kommentar von Ralph Kühnl. Maximilian Peter moderiert.