Ein ausgerissener Zirkuselefant hat am Samstag in Buchen im Neckar-Odenwald-Kreis einen Spaziergänger getötet. Nach Angaben der Polizei wurde er am frühen Morgen von der 34 Jahre alten Afrikanischen Elefantendame angegriffen. Der Mann war demnach sofort tot. Er erlitt, wie es heißt, offene Verletzungen. Wie das Tier aus dem Zelt entwich und warum es den Spaziergänger angriff, ist noch unklar. Die Ehefrau des Getöteten sagte der Polizei, ihr Mann sei wie üblich gegen 5 Uhr aufgestanden und spazieren gegangen, um Pfandflaschen und Dosen einzusammeln. Als er nicht zur gewohnten Zeit zurückkehrte, machte sich die 65-Jährige auf die Suche nach ihm. In der Nähe des Zirkusses sah sie mehrere Streifenwagen, dort fand sie dann ihren toten Mann. Der Zirkus gastiert in rund 100 Metern Entfernung vom Fundort der Leiche. Die Polizei schließt Fremdverschulden nicht aus. «Der Elefant kann sich nicht selber rauslassen. Also bleibt: Wurde er rausgelassen oder war er nicht richtig eingesperrt?», sagte Rainer Köller von der Polizei Heilbronn. Fraglich bleibe auch, warum „Baby“ in Rage geriet. Nach dem Unglück hatte ein Zirkus-Mitarbeiter das Tier, das in der Manege den Künstlername „Benjamin“ trug, beruhigt und in ein Zelt zurückgebracht, das von einem Elektrozaun umgeben ist. Der Vorfall war von einem Anwohner beobachtet und der Polizei gemeldet worden. Das Opfer wohnt seit über 10 Jahren in Buchen und hat die russische Staatsbürgerschaft. Die Tierschutzorganisation Peta dokumentiert bereits seit mehreren Jahren die Tierhaltung in dem Zirkus „Luna“. Wie es heißt, sollen die Tiere nicht artgerecht gehalten werden. Durch die Einzelhaltung der Elefantendame sei sie bereits verhaltensauffällig geworden. 2000 habe „Baby“ eine Frau im nordhessischen Melsungen schwer verletzt, berichtet Peta. 2010 habe ein Familienvater nach einer Attacke in Leutkirch eine Niere verloren, sein Sohn sei ebenfalls verletzt worden. 2012 habe ein 12-jähriger Junge in Burladingen im Zollernalbkreis durch einen Rüsselschlag einen Kieferbruch erlitten. Die Polizei bestätigte Vorfälle in der Vergangenheit, wollte aber keine Details nennen. „Wir wissen von zwei Vorfällen mit Verletzten, aber jeder stellt sie anders dar“, sagte ein Sprecher. Dies werde in die Ermittlungen einfließen. „Es gab aber unseres Wissens nach keine Vorfälle, die einer Behörde Anlass gaben, Auftritte des Elefanten zu verbieten“, sagte der Beamte. Peta will nun Anzeigen wegen fahrlässiger Tötung sowohl gegen die Zirkusverantwortlichen als auch gegen die zuständigen Behörden erstatten. „Die Tiere werden für die Dressur geschlagen und gequält“, kritisiert Peta-Wildtierexperte Peter Höffken. Ein Veterinär werde das Tier nun untersuchen und sich anschauen, „ob es eingeschläfert wird oder bleiben darf“. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden alle geplanten Vorstellungen des Zirkus in Buchen abgesagt.