Die Ankündigung der MVV Energie AG, das Gasnetz in Mannheim bis 2035 stillzulegen, hat hohe Wellen geschlagen. In einer Business-TV-Sendung haben wir mit Dr. Georg Müller, dem Vorstandsvorsitzenden der MVV, über die Hintergründe, Herausforderungen und Perspektiven dieser Entscheidung gesprochen. Moderator Ralph Kühnl führte durch ein ausführliches Gespräch, das viele offene Fragen der Mannheimer Bürgerinnen und Bürger aufgegriffen hat.
Dr. Müller machte gleich zu Beginn klar: Die Entscheidung ist nicht neu. Seit 2021 hat die MVV ihre Strategie kommuniziert, ab 2035 keine fossilen Energieträger mehr anzubieten. Der Klimawandel und die Notwendigkeit, CO₂-Emissionen massiv zu reduzieren, seien die treibenden Kräfte hinter diesem Kurs. Die MVV habe früh erkannt, dass Gasheizungen langfristig keine Zukunft haben – sowohl aus ökologischen als auch aus wirtschaftlichen Gründen.
Mit steigenden CO₂-Preisen und schrumpfenden Nutzerzahlen werde der Betrieb des Gasnetzes zunehmend unwirtschaftlich. Dr. Müller betonte, dass die MVV ihre Kunden frühzeitig informieren wolle, um unnötige Investitionen in neue Gasheizungen zu vermeiden.
Für die zukünftige Wärmeversorgung sieht die MVV zwei zentrale Lösungen: Fernwärme und Wärmepumpen.
Beide Lösungen seien, laut MVV, bei Berücksichtigung der gesamten Lebenszykluskosten gleichwertig, sodass keine der beiden Optionen pauschal bevorzugt werde.
Eine der am häufigsten gestellten Fragen betraf die Zukunft bestehender Gasheizungen, insbesondere wenn diese erst kürzlich installiert wurden. Dr. Müller zeigte Verständnis für die Betroffenen, betonte jedoch die Notwendigkeit, eine langfristige Perspektive einzunehmen. Für Härtefälle, die 2035 möglicherweise noch vom Gasnetz abhängig sind, plädierte er für eine bundeseinheitliche Lösung.
Die Kritik, dass Gasnetze alternativ mit Biogas oder Wasserstoff betrieben werden könnten, wies Dr. Müller zurück. Beide Optionen seien aufgrund mangelnder Verfügbarkeit und hoher Kosten keine praktikablen Alternativen für die flächendeckende Beheizung.
Während Privathaushalte vor allem auf Fernwärme und Wärmepumpen setzen sollen, sieht die MVV für den industriellen Sektor durchaus Potenziale im Wasserstoff. Unternehmen wie Olam, ein prominentes Beispiel aus Mannheim, hätten bereits erfolgreich auf klimafreundlichere Lösungen umgestellt.
Dr. Müller erklärte, dass die MVV eine Vorreiterrolle im Bereich der Wärmeplanung einnehmen wolle. Diese frühzeitige Entscheidung solle anderen Kommunen und Stadtwerken als Orientierung dienen. Der kommunale Wärmeplan Mannheims, der eng mit der MVV-Strategie abgestimmt ist, sei ein zentraler Baustein, um die Klimaziele zu erreichen.