In der aktuellen Ausgabe von MetroVision diskutiert Susanne Deß, Geschäftsführerin der Mannheimer Abendakademie, mit Moderator Ralph Kühnl über die Bedeutung von Erwachsenenbildung und die Rolle der Volkshochschule in einer sich wandelnden Gesellschaft. Deß, die gleichzeitig stellvertretende Vorsitzende des Landes- und Bundesverbands der Volkshochschulen ist, gibt einen umfassenden Einblick in die Herausforderungen und Potenziale der Erwachsenenbildung in Deutschland und zeigt, warum sie die Volkshochschule heute für wichtiger denn je hält.
Die Mannheimer Abendakademie bietet ein breites Bildungsangebot, das von beruflicher Weiterbildung über kulturelle Kurse bis hin zu Integrationsmaßnahmen reicht. Doch Deß betont, dass es ihr nicht allein um Wissensvermittlung geht. Die Abendakademie versteht sich auch als Begegnungsstätte – Ralph Kühnl umreißt sie als „urbaner Kommunikationsort“ in Mannheim – wo Menschen unterschiedlicher Herkunft und Interessen zusammenkommen. Sie beschreibt das Gebäude als offenen Raum, in dem sich Menschen begegnen, austauschen und gemeinsam lernen können, und hebt die Bedeutung von Barrierefreiheit hervor – sowohl physisch als auch ideell.
Inspiration durch Vielfalt: Kursleiter und Kreativität
Ein zentraler Punkt des Gesprächs sind die freiberuflichen Kursleitenden der Abendakademie. Sie sind nicht angestellt und bringen ihre eigenen Ideen und Perspektiven mit, was die Abendakademie zu einem lebendigen Ort der Vielfalt macht. Durch diese Offenheit entstehen neue Impulse für das Programm – eine Dynamik, die Deß als einen der größten Vorzüge der Volkshochschulen ansieht. Diese kreative Freiheit verleiht der Akademie eine unverwechselbare Vielfalt, die es ermöglicht, auf aktuelle Themen und gesellschaftliche Entwicklungen einzugehen.
Integrationskurse und gesellschaftliche Teilhabe
Ein wesentlicher Bestandteil des Angebots der Mannheimer Abendakademie sind die Integrationskurse. Gerade in einer Stadt wie Mannheim, die von kultureller Diversität geprägt ist, spielen sie eine entscheidende Rolle. Deß erklärt, dass es bei diesen Kursen um weit mehr geht als nur das Erlernen der deutschen Sprache. Die Teilnehmer lernen, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden, sich zu orientieren und eigenständige Entscheidungen zu treffen. Durch die Integrationskurse, die weit über das Sprachliche hinausgehen, leistet die Volkshochschule einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Teilhabe.
Finanzierung als Dauerherausforderung
Im Gespräch spart Susanne Deß die Problematik knapper werdender öffentlicher Mittel nicht aus. Die drohenden Kürzungen, insbesondere bei den Integrationskursen, sieht sie als Bedrohung für die Zukunft der Volkshochschulen. Besonders besorgt äußert sie sich über die geplanten Einsparungen im Regierungsentwurf, die eine Reduzierung um bis zu 50 % vorsehen. Dies würde nicht nur die Qualität der Integrationsangebote beeinträchtigen, sondern auch die gesamte Infrastruktur der Abendakademie und die freiberuflichen Kursleitenden in eine prekäre Lage bringen.
Ein Blick in die Zukunft: Offenheit, Begegnung und Unabhängigkeit
Für die Zukunft sieht Deß die Volkshochschulen vor der Herausforderung, noch offener und flexibler zu werden. Sie betont die Wichtigkeit, das Angebot an die Lebensrealitäten der Teilnehmenden anzupassen, mit kurzen, themenspezifischen Formaten, die auch für Menschen mit wenig Zeit zugänglich sind. Zudem betont sie die Notwendigkeit einer soliden institutionellen Förderung und lehnt eine „Projektitis“ ab, bei der Bildungseinrichtungen nur noch kurzfristige Projektmittel erhalten, ohne eine verlässliche Grundfinanzierung.
Motivation und Engagement aus Überzeugung
Abschließend spricht Deß über ihre persönliche Motivation, die sie seit über 35 Jahren in der Erwachsenenbildung hält. Ihre Leidenschaft für die Arbeit mit und für Menschen und ihre Überzeugung, dass Volkshochschulen Menschen einzigartige Lernmöglichkeiten bieten, treiben sie an, trotz der Widerstände weiterzumachen.