Mannheim. Präsident Bernd Beetz und Markus Kompp verfolgten beim SV Waldhof Mannheim ein klares Ziel: Mittelfristig visierte der Fußball-Drittligist unter der Führung der beiden Verantwortlichen die Rückkehr in die 2. Bundesliga an. Ex-Geschäftsführer Kompp ist nach massiver Kritik aus der Fanszene jedoch längst nicht mehr bei den Mannheimern angestellt und sportlich hinkt der Club den Erwartungen in dieser Saison weit hinterher. Das im Sommer 2021 ausgegebene Ziel scheinen die Kurpfälzer aus den Augen verloren zu haben.
Auch der erhoffte Effekt des Trainerwechsels ist vor dem Duell mit Spitzenreiter SSV Jahn Regensburg am Samstag (14.00 Uhr/Magenta Sport) wirkungslos verpufft. Marco Antwerpen, der Ende Januar auf Rüdiger Rehm gefolgt war, holte in vier Spielen nur einen Punkt. Und dieser eine Zähler kam gegen den SC Preußen Münster (2:2) mehr als glücklich zustande.
Nach dem jüngsten Rückschlag beim Tabellenletzten SC Freiburg II (0:1) mussten sich die Spieler des krisengebeutelten und stark abstiegsgefährdeten Clubs ihren unzufriedenen Fans stellen. Die Stimmung ist auf einem neuen Tiefpunkt angekommen. «Das ist nicht mehr diskutieren, das ist pure Emotionalität, die bei den Fans herausstürmt. Wenn dann das eine oder andere unschöne Wort fällt, dann gehört das dazu», sagte Kapitän Marcel Seegert.
In Freiburg ließen die Mannheimer wieder eine Chance für einen wichtigen Schritt aus, obwohl sie überlegen waren. Im Angriff fehlten die Ideen und die Durchschlagskraft, um beim bis Sonntag daheim noch sieglosen SC Freiburg das Spiel zu drehen. Und das in einer Partie, die die Fan-Vereinigung «Pro Waldhof» als das wichtigste Spiel der vergangenen Jahre bezeichnet hatte. Kein Wunder also, dass der Anhang aufgrund der sportlichen Talfahrt seinen Unmut immer deutlicher zum Ausdruck bringt. Der Abstieg in die Regionalliga nimmt beim Tabellen-17. immer konkretere Form an.
Vier Punkte beträgt der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz – bei elf ausstehenden Spielen. Lediglich zwei Teams haben seit der Saison 2008/09 mit dieser oder einer noch geringeren Punktzahl zu diesem Zeitpunkt die Klasse halten können. «Das kannst du aufholen. Das ist kein Problem», sagte Antwerpen. Mit dem 1. FC Kaiserslautern machte er in der Drittliga-Runde 2020/21 sogar sieben Punkte Rückstand wett.
Es bestehen jedoch große Zweifel, ob die Qualität des Kaders überhaupt ausreicht, um die Klasse zu halten. Angetreten mit dem Ziel mittelfristig wieder in die 2. Bundesliga zurückzukehren, tun sich immer mehr Problemstellen auf. Offensichtlich sind die Defizite in der Defensive und im Spielaufbau.
Hinzu kommt massive Kritik an der Transferpolitik. Im Fokus stand lange vor allem der ungeliebte Geschäftsführer Kompp, der nach einer turbulenten Mitgliederversammlung zunächst degradiert worden war. Anfang Februar folgte dann die endgültige Trennung.
Die Anhänger geben aber auch Sportgeschäftsführer Tim Schork eine Schuld am Absturz. Vor der Saison kamen 13 neue Spieler. 16 – darunter zahlreiche Leistungsträger – verließen die Kurpfälzer. Ein Umbruch, der den Waldhof sichtlich überfordert und ihm nach fünf Spielzeiten in der 3. Liga teuer zu stehen kommen könnte. (dpa)