Mannheim. Gegen Ende eines emotionalen Abends mit vielen Tränen und großen Gefühlen richtet Uwe Gensheimer den Blick nach oben. Der einstige Weltklasse-Linksaußen vom Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen hat seinen Sohn Matti, seinen «ganzen Stolz», wie er selbst sagt, bei sich. Und gemeinsam verfolgen der Papa und sein Junior, wie ein Banner mit dem Namen Gensheimer unter das Dach der Mannheimer SAP Arena gezogen wird.
Seine Trikotnummer 3 werden die Löwen nie mehr vergeben. Es ist die höchste Form der Anerkennung. Eine Auszeichnung, die nur wenigen zuteilwird. Wohl niemand hat diese Ehre bei den Löwen so sehr verdient wie Gensheimer, der sich am Donnerstagabend von der ganz großen Bühne verabschiedet. Nach 18 Jahren bei den Nordbadenern und drei Saisons bei Paris Saint-Germain ist Schluss.
«Es war eine megalange Reise», sagte Gensheimer nach 435 Spielen und 2438 Toren in der Bundesliga. 12 233 Zuschauer sind an diesem bewegenden Abend gekommen, um die Vereinsikone bei der 21:34-Niederlage gegen den neuen Meister SC Magdeburg zu feiern. Und um ihn, den Mann mit dem «Gummihandgelenk», ein letztes Mal spielen und zaubern zu sehen.
Drei Titel mit den Rhein-Neckar Löwen
Nach schwerer Knieverletzung steht Gensheimer erstmals in dieser Saison auf dem Feld und verabschiedet sich mit vier Treffern. Er beendet seine Laufbahn als Legende. Als ein Mann, der mit den Löwen den EHF-Pokal (2013), die Meisterschaft (2016) und den DHB-Pokal (2023) gewann. Und «der diesen Verein wie kein Zweiter geprägt hat», sagte der einstige Schweizer Weltklasse-Spielmacher Andy Schmid über seinen langjährigen Teamkollegen.
Keine Frage: Mit Gensheimer geht ein ganz Großer des deutschen Handballs. Weil er selbst Würfe kreiert und das Spiel des Linksaußen auf ein anderes Niveau, seine Position ganz einfach neu definiert und sogar revolutioniert hat. «Es wäre falsch, ihn allein daran zu messen, wie viele Titel Uwe gewonnen hat. Es ist viel wichtiger, wie sehr er Menschen begeistert und wie viele Kinder Uwe inspiriert hat», sagt Stefan Kretzschmar, eine weitere Legende des deutschen Handballs. Liga-Boss Frank Bohmann bezeichnet den langjährigen Kapitän der Nationalmannschaft gar als «ikonisches Gesicht der Bundesliga».
Hoffnungsträger abseits des Feldes
In der Stunde des Abschieds denkt Gensheimer den Tränen nahe auch an seinen Vater Dieter, der 2017 kurz vor der Weltmeisterschaft in Frankreich überraschend und plötzlich starb. «Es fehlt hier heute eine Person, die leider von uns gegangen ist», sagt der 37-Jährige mit stockender Stimme. Er ringt um Fassung, nachdem Deutschlands vierfacher Handballer des Jahres den ganzen Tag noch einmal eine «Gänsehaut» gespürt hatte. Weil Gensheimer wusste, dass dieses Ende bei den Löwen final ist. Zumindest als Spieler.
Denn künftig bleibt der waschechte Mannheimer seinem «Herzensverein» als Sportchef erhalten. Für viele Fans ist er nach dem sportlichen Niedergang in den vergangenen Jahren erneut der große Hoffnungsträger. Nur in anderer Funktion. «Ich werde alles dafür tun, dass positivere Zeiten für uns kommen», verspricht Gensheimer. Seine Geschichte bei den Löwen ist also nicht zu Ende. Es wird einfach nur ein neues Kapitel geschrieben. (dpa)