Mannheim. Lautes Hupen, wummernde Bässe, getunte Motoren und aggressives Auftreten sind für viele Bürger in Mannheim ein großes Ärgernis. Eine bei „FutuRaum“ entstandene Kampagne namens „Muss nicht sein“ ist mit der Premiere eines Kurzfilms gestartet, Plakate dazu sollen in Kürze im öffentlichen Raum zu sehen sein, hieß es in einer Mitteilung. Diese sollen für Respekt und Einsicht werben und richten sich gezielt an die Poser-Szene. Der einminütige Film wird im Vorprogramm des Cineplex Mannheim gezeigt und auf Social Media veröffentlicht. Ebenfalls hat die Stadt im Rahmen der Kampagne verstärkte Kontrollen angekündigt.
Kampagne im Dialog entstanden – „kein Heldenepos“
Die Kampagne sei mit direkter Beteiligung der Poser-Szene im intensiven Dialog zwischen Bürgern sowie Vertretern von Innenstadt-Gastronomie und -Handel entstanden, erklärte Sicherheits-Bürgermeister Volker Proffen. „Sie appelliert an die Bereitschaft, wieder mehr Rücksicht auf andere zu nehmen und im Zweifel dafür auch den eigenen subjektiven Spaßfaktor infrage zu stellen. Ich wünsche mir, dass die einprägsamen Botschaften von ‚Muss nicht sein‘ den einen oder die andere zum Nachdenken bewegen und so ihre Wirkung entfalten.“
„Muss nicht sein“ sei kein Heldenepos, sondern eine Kampagne, die lebensnah sei und Partei für die Leidtragenden der Poser ergreife. Im Film gebe es keine Helden, sondern die Aufforderung, Respekt zu zeigen. Alle Darstellenden sind Laien, die sich selbst an Orten spielen, an denen sie sich gerne aufhalten und wo auch die Poser unterwegs sind.
Anwohner: „Wir sind es leid“
Wolfgang Ockert zum Beispiel wohnt in der Innenstadt und vertritt seit vielen Jahren die Interessen der Anwohner. „Wir sind es leid, immer wieder lärmende Poser, hupende Autokorsos und fahrende Diskotheken zu ertragen. Ich finde es deshalb gut, dass die Kampagne entstanden ist, sie trägt hoffentlich zur Aufklärung bei.“ Als Filmdarsteller habe er Spaß gehabt – im Alltag, wenn die Poser wieder unterwegs sind, sei das nicht der Fall.
Benjamin Hopkins, Kenner der Poser-Szene und Darsteller im Kampagnenfilm, versteht den Frust der Bewohner. „Vor meiner Haustüre wollte ich auch nicht ständig beschallt werden. Deshalb versuchen wir auch seit Jahren, einen eigenen Platz außerhalb der Quadrate zu finden – leider ohne Erfolg.“ Er wolle die Kampagne bewerben, auch um nicht mit aggressiven und rücksichtslosen Zeitgenossen in einen Topf geworfen zu werden.
Die Materialien der Kampagne sollen eine breite Öffentlichkeit ansprechen, insbesondere auch die Poser aus dem Umland, die extra dafür in die Mannheimer Innenstadt kommen. Dafür werden Plakate im öffentlichen Raum, Kinowerbung sowie kurze Film-Sequenzen auf Social Media und online genutzt.
Verstärkte Kontrollen angekündigt
Begleitend zur aktuellen Kampagne werden Polizei und der städtische Fachbereich Sicherheit und Ordnung verstärkt gemeinsame Aktionen durchführen, um Verstöße gegen das Straßenverkehrsrecht schneller und in größerem Umfang zu erfassen. Kurzfristige Sperrungen haben bei der Fußball-EM Wirkung gezeigt, hieß es in einer Mitteilung – daher sollen bei vergleichbaren Stausituationen zukünftig ebenfalls Straßen gesperrt werden.
Bereits heute stimme sich die Mannheimer Zulassungsstelle mit der Polizei darüber ab, wie mit technischen Ein- und Anbauten an Fahrzeugen verfahren werden kann. Diese Abstimmung solle nun auf die Zulassungsstellen der Region ausgeweitet werden.
„FutuRaum“ – Projekt für Stadtentwicklung
„FutuRaum“ ist ein vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen im Rahmen des Programms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ gefördertes Projekt, das die Stadt Mannheim mit Kooperationspartnern umsetzt um die Innenstadt und Stadtzentren zu entwickeln.
(dls)