Die Rhein-Neckar Löwen haben einen Traumstart in die neue Saison der Handball-Bundesliga erwischt. Mit 12:0-Punkten stehen sie vor dem Heimspiel gegen GWD Minden am Donnerstag gemeinsam mit dem THW Kiel an der Tabellenspitze. „Dass es so gut läuft, war nicht zu erwarten. Momentan sind wir ein Topteam“, sagt Rückraumspieler Niclas Kirkeløkke. In der vergangenen Saison waren die Löwen nur Zehnter, mit Andy Schmid verloren sie zudem ihren Weltklasse-Spielmacher. Trotzdem haben die Nordbadener bislang alle Spiele gewonnen. Das hat seine Gründe. Wieder zwei Top-Torhüter: Der schwedische Nationaltorwart Mikael Appelgren und der deutsche Auswahlkeeper Joel Birlehm bilden eines der besten Bundesliga-Gespanne. „Bislang haben wir in jedem Spiel eine gute Torwartwartleistung, das hilft“, sagt der neue Kapitän Patrick Groetzki. Birlehm stieß erst im Januar vom SC DHfK Leipzig zu den Löwen, Appelgren kehrte nach fast zweijähriger Verletzungspause im Frühling zurück und befindet sich nun ebenso wie sein Kollege in Topform. Aus Sorgenkind wird Leistungsträger: Mit großen Vorschusslorbeeren kam Rückraum-Linkshänder Albin Lagergren vor knapp zwei Jahren zu den Löwen. Die riesigen Erwartungen erfüllte er zunächst nicht. Nun gehört Lagergren zu den Schlüsselspielern des neuen Trainers Sebastian Hinze, der einen ausgezeichneten Zugang zum bisweilen schweigsamen schwedischen Europameister gefunden hat. „Albins und meine Ideen vom Handball passen zusammen, diese Verbindung funktioniert sehr gut“, sagt der Coach. Mit 17 Assists und 24 Feldtoren ist Lagergren momentan der beste Angriffsspieler der Löwen. Die Neuzugänge passen: Das Herzstück jeder Abwehr ist der Innenblock. Und der funktionierte in den vergangenen Jahren überhaupt nicht. Entsprechend stellten sich die Löwen in diesem Bereich neu auf. Sie holten den kroatischen Nationalspieler Halil Jaganjac und Olle Forsell Schefvert vom Ligarivalen HSG Wetzlar. Das große Plus der beiden: Im Gegensatz zu ihren Vorgängern Mait Patrail und Ilija Abutovic können sie auch in der Offensive eingesetzt werden, weshalb es keine Abwehr-Angriff-Wechsel und stattdessen mehr Tempo im Spiel gibt. „Die Analyse der vergangenen eineinhalb Löwen-Jahre hat gezeigt, dass es zu wenig Spieler gab, die dieses Tempospiel aus der Abwehr heraus initiieren, gestalten und mitgehen können. Olle und Halil können das“, sagt Hinze. Sein Kollege Jamal Naji vom Bergischen HC adelt die Löwen als die „beste Erste-Welle-Mannschaft“ der Bundesliga. Trainer mit klarer Spielidee: Im Juli trat Hinze seinen Job bei den Löwen an. Vom ersten Tag an sprach der Trainer von seiner „Grundidee“, die er der Mannschaft vermitteln wollte. Und diese lautet: stabil verteidigen, Bälle gewinnen und schnell umschalten. „Torwart, Abwehr, Tempospiel – diese Dinge sind der größte Unterschied zur Vorsaison“, sagt Groetzki. Die Löwen haben den Plan des Trainers nicht nur verinnerlicht, sie glauben auch daran. Ruhe nach dem Chaos: Kristjan Andresson, Martin Schwalb, Klaus Gärtner, Ljubomir Vranjes. Seit 2019 und somit dem Ende der Ära von Meistermacher Nikolaj Jacobsen sind die Löwen auf der Suche nach der Ideallösung auf der Trainerposition. Im Frühjahr 2021 verpflichteten sie Hinze. Allerdings erst für den Sommer 2022. Die Übergangslösung Gärtner funktionierte nicht, weshalb der erfahrene Vranjes die vergangene Saison zu Ende brachte. „Wir wissen nun, dass nicht wieder ein neuer Trainer kommt und wir mit Sebastian etwas aufbauen können. Das sorgt für Ruhe in der Mannschaft“, sagt Groetzki. Hinze soll für die angepeilte Rückkehr in die Spitzengruppe drei bis fünf Jahre Zeit bekommen. Momentan sieht es danach aus, dass es ein wenig schneller gehen könnte. (dpa/mj)