Fr, 14.06.2024 , 12:39 Uhr

Mannheim: Familie von Rouven Laur von Anteilnahme "zutiefst berührt" - Strobl, Kretschmann und Specht halten Reden im Rosengarten

Die Familie des in Mannheim erstochenen Polizeibeamten Rouven Laur hat sich für die große öffentliche Anteilnahme bedankt. «Was in den letzten Tagen um uns herum passierte, diese riesige Welle der Anteilnahme, das berührt uns zutiefst», schrieb die Familie in einem Brief, den Thomas Seidelmann, Bürgermeister von Laurs Heimatstadt Neckarbischofsheim und Freund der Familie, am Freitag bei der Trauerfeier für den getöteten Beamten in Mannheim verlas. Auch sehr viele unbekannte Menschen fänden tröstende Worte, sagte Seidelmann. «Wir spüren, dass wir mit dieser immer noch surrealen Situation nicht alleine sind», zitierte er die Familie.

Die Familie rief in dem Brief auch dazu auf, die Tat nicht zu instrumentalisieren. «Rouven hätte nicht gewollt, dass wir uns von Hass und Wut überwältigen lassen. Stattdessen hätte er uns ermutigt, seine Werte weiterzugeben und für Veränderung und Neuausrichtung zu kämpfen» Es liege nun vor allem an der Politik, dass sich etwas ändere. «Dass nicht, wenn die letzte Träne getrocknet ist, wieder alles zur normalen Tagesordnung übergeht», schrieb die Familie. Durch den großen Zuspruch von Menschen aus ganz Deutschland und aus der ganzen Welt schöpfe man die Hoffnung, dass nun politisch wohlüberlegt reagiert und gehandelt werde.

Kollege würdigt getöteten Beamten mit emotionalen Worten

Mit gefühlvollen Worten hat ein Kollege den in Mannheim getöteten Polizisten Rouven Laur gewürdigt. «Durch seine menschliche, ja liebevolle Art, hat Rouven Spuren in den Herzen aller hinterlassen, die ihm begegnet sind», sagte Ralf Peter Schwindt, ehemaliger Chef des 29 Jahre alten Beamten, bei dessen Trauerfeier in Mannheim.

Laur habe sich immer um andere gekümmert und auch über den Dienst hinaus geholfen. «Ob als fleißiger Helfer beim Betriebsausflug oder als Möbelpacker beim Umzug einer Kollegin: Für keine Aufgabe und Arbeit war er sich zu schade», sagte Schwindt. «Es kommt nicht oft vor, dass wir in unserem Leben jemandem begegnen, der so besonders ist, dass er für immer in unseren Herzen bleibt. Rouven war so ein Mensch.»

Strobl sieht in Tod von Rouven Laur Auftrag für Schutz der Demokratie

Auch Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl, Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht haben bei der Trauerfeier für Rouven Lauer im Mannheimer Rosengarten gesprochen. Thomas Strobl rief nach dem Tod des in Mannheim erstochenen Polizeibeamten Rouven Laur dazu auf, die Demokratie zu schützen. «Sein Tod ist Auftrag, sich mit der gleichen Entschlossenheit, mit der er einen tödlichen Angriff auf uns alle abgewehrt hat, denen entgegenzustellen, die unsere Demokratie umbringen wollen», sagte der CDU-Politiker am Freitag bei der Trauerfeier für den Beamten in Mannheim.

Angesicht Laurs Todes stelle sich die Sinnfrage. «Hier findet man keinen Sinn», sagte Strobl. Um den getöteten Beamten zu ehren, könne man nur an ihn erinnern und das Andenken an ihn als Mahnmal für seine Werte und die Werte der Gesellschaft wachhalten. «Die Polizei in Baden-Württemberg, in Deutschland, und darüber hinaus, erlebt ihre schwersten und bittersten Stunden. Einer der ihren ist getötet worden», sagte Strobl außerdem.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat den Tod des in Mannheim erstochenen Polizeibeamten Rouven Laur als «existenzielle Ungerechtigkeit» bezeichnet. «Denn gerade Rouven Laur war einer, der sich um Verständigung bemüht hat, der nicht in schwarz-weiß gedacht hat, der Ausgleich gesucht hat, der immer an den anderen dachte», sagte Kretschmann am Freitag bei der Trauerfeier für den Beamten in Mannheim. Deshalb treffe einen sein Tod mit voller Wucht.

OB Specht: Angriff hat Mannheim in Grundfesten erschüttert 

Der tödliche Messerangriff auf den Polizisten Rouven Laur hat die Stadt Mannheim aus Sicht von Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) in ihren Grundfesten erschüttert. «Sein Tod wühlt die Menschen in unserer Stadt deshalb so sehr auf, weil er anderen helfen wollte und dies mit seinem Leben bezahlen musste. Und schließlich schmerzt uns der Tod von Rouven Laur so sehr, weil er die Werte verkörperte, für die unsere Stadt steht. Dialog, Offenheit für unterschiedliche Kulturen und die Überzeugung, dass ein respektvolles Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft nur auf der Basis von Werten und Normen möglich ist», sagte Specht am Freitag bei der Trauerfeier für den Beamten in Mannheim.

Die vielleicht größte Gefahr für unsere Gesellschaft sei der um sich greifende Hass und die verbale Gewalt, sagte Specht. Es sei ein wichtiges und mutmachendes Zeichen, dass Tausende Menschen auf dem Marktplatz den Polizistinnen und Polizisten applaudiert haben. «Aber ich frage uns: Muss erst ein Polizist im Dienst ermordet werden, dass wir für unsere Polizei applaudieren? Unsere Polizei und all diejenigen, die sich täglich für die Gemeinschaft einsetzen, haben mehr der Wertschätzung und Anerkennung verdient.»

Die Trauerfeier im Rosengarten war gegen 12.30 Uhr beendet.

Tausende Teilnehmer bei Trauermarsch durch die Mannheimer Innenstadt

Vor der Trauerfeier für den getöteten Polizeibeamten in Mannheim haben mehrere Hundert Kolleginnen und Kollegen des Mannes an einem Trauermarsch durch die Mannheimer Innenstadt teilgenommen. Eine Polizeisprecherin sprach von rund 2000 Menschen, die sich an dem Marsch am Freitag beteiligt hätten, darunter viele Polizeibeamte aber auch Bürgerinnen und Bürger sowie Angehörige des getöteten Polizisten Rouven Laur.

Angeführt wurde der Zug durch die Motorradstaffel der Polizei, dahinter trugen zwei Beamte ein Bild Laurs durch die Stadt. Am Rande der Strecke bildeten unter anderem Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes ein Spalier für den Zug.

Ein 25-jähriger Afghane hatte vor zwei Wochen auf dem Mannheimer Marktplatz fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa sowie den Polizisten mit einem Messer verletzt. Der 29 Jahre alte Beamte erlag später seinen Verletzungen.

(dpa/dls)

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