Mannheim. In der Mannheimer Innenstadt ist ein Auto in eine Menschenmenge gerast. Nach Augenzeugenberichten soll der Mann vom Friedrichsring kommend in die mehrere Hundert Meter langen Planken gefahren sein und auf Höhe des Paradeplatzes mehrere Passanten an- oder umgefahren haben. Dabei kamen nach Angaben aus Sicherheitskreisen zwei Menschen ums Leben, fünf bis zehn Menschen wurden verletzt. Der mutmaßliche Fahrer wurde festgenommen und verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert, meldet die dpa. Unklar ist bislang, ob es sich um einen Unfall oder einen Anschlag handelt. Laut dem baden-württembergischen Innenminister Thomas Strobl saß ein 40 Jahre alter Deutscher aus Rheinland-Pfalz am Steuer des Wagens. Er sei festgenommen worden und liege verletzt in einem Krankenhaus. Die Ermittler gehen nicht von weiteren Tätern aus.
Ein Augenzeuge äußerte sich in diesem Video.
In einem RNF-Spezial berichtet RNF-Reporter Benjamin Heinrich live vom Mannheimer Paradeplatz.
Laut Polizei laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Angaben zu Hintergründen wurden noch nicht mitgeteilt. Das Fahrzeug des mutmaßlichen Täters wurde in der Zwischenzeit im Mannheimer Hafengebiet sichergestellt. LKA-Präsident Andreas Stenger hat den Tatort besichtigt. Auch in Ludwigshafen ist die Polizei im Einsatz, das Polizeipräsidium unterstütze mit Kontrollen im Innenstadtbereich von Ludwigshafen sowie auf den Brücken zwischen den Städten, wie die Polizei mitteilte.
Die Polizei hat ein Hinweistelefon für Bürgerinnen und Bürger eingerichtet. Die Nummer lautet 0800/503503555.
Bilder und Videos zum Tathergang können über ein Hinweisportal unter bw.hinweisportal.de/2025030314-ueberfahrgeschehen/ übermittelt werden:
Im Zusammenhang mit dem Großeinsatz soll eine psychologische Betreuung vor Ort eingerichtet werden. Diese soll die unmittelbar Beteiligten versorgen, wie ein Polizeisprecher in Mannheim mitteilte.
Die Uniklinik Mannheim hat nach eigenen Angaben alles für einen möglichen Massenunfall mit Verletzten vorbereitet. Im Klinikum sei sofort der Katastrophen- und Einsatzplan umgesetzt worden, mit dem die Versorgung von Verletzen vorbereitet wird. Es gebe insgesamt acht Traumateams, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. «Verschiebbare Operationen, die noch nicht begonnen hatten, wurden umgehend vom Operationsplan genommen, um zusätzliche Operationskapazitäten zu schaffen», teilte die Uniklinik mit. Es seien auch die Kapazitäten auf den Intensivstationen verstärkt worden.
Die rnv hat den Stadtbahnverkehr zwischen Mannheim und Ludwigshafen in der Zwischenzeit wieder aufgenommen. Die Linien 1, 2, 3, 4, 4A, 5 5A, 6, 6A und 7 werden weiterhin umgeleitet.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat wegen der Ereignisse in Mannheim ihre Teilnahme am Rosenmontagszug in Köln vorzeitig abgebrochen. Die Ministerin werde laufend unterrichtet, teilte ein Sprecher mit. «Die Rettung von Menschenleben, Versorgung von Verletzten und die ersten Ermittlungen durch die Behörden in Mannheim stehen jetzt im Vordergrund», fügte er hinzu. Unbestätigten berichten zufolge, ist sie auf dem Weg nach Mannheim.
Laut eines Regierungssprechers will sich Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) vor Ort ein Bild der Lage verschaffen. Kretschmann sei auf dem Weg nach Mannheim, teilte der Sprecher mit.
Für alle betroffenen Personen und Augenzeugen des Vorfalls hat die Stadt Mannheim eine psychosoziale Notfallversorgung im Congress Centrum Rosengarten mit Kräften aus Mannheim und benachbarten Städten eingerichtet. Sie können sich auch an das Bürgertelefon der Stadt Mannheim unter 0621-293-6370 wenden. auch der Opferbeauftragte der baden-württembergischen Landesregierung hat eine Hotline unter 0800 000 7556 eingerichtet.
Die Amokfahrt hat auch erhebliche Auswirkungen auf die Fasnacht. In Mannheim sind alle Veranstaltungen im öffentlichen Raum abgesagt, auch am Dienstag. Dies betrifft die Innenstadt (Straßenfasnacht) sowie die Umzüge in Neckarau, Feudenheim und Sandhofen. Auch der Heidelberger Fastnachtszug ist wegen der Todesfahrt abgesagt worden. Das teilte die Stadt mit. Die im Heidelberger Karneval Komitee zusammengeschlossenen Vereine und die Stadt hätten sich in einer Krisensitzung darauf verständigt. Der Schritt sei auch mit Städten und Gemeinden im Umland abgestimmt, die am Dienstag Umzüge geplant hatten – weder in Schwetzingen noch in Weinheim wird das Finale der Fasnacht gefeiert.
«Die schrecklichen Bilder aus Mannheim sind erschütternd und wir sind in Gedanken bei den Opfern und ihren Familien. Unsere Nachbarstadt muss zum zweiten Mal binnen eines Jahres so eine furchtbare Gewalttat erleiden – in so einer Situation war es für uns unvorstellbar, bei uns in Heidelberg einen fröhlichen Fastnachtszug zu feiern», so Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner. „Diese Entscheidung fiel uns nicht leicht doch in Anbetracht der aktuellen Situation halten wir sie zusammen für notwendig und angemessen. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Angehörigen. Wir danken allen für ihr Verständnis und ihre Unterstützung.“ erklärte Schwetzingens Oberbürgermeister Matthias Steffan. „Wir sind alle sehr tief betroffen von den Ereignissen in Mannheim. Feiern und fröhlich sein ist jetzt gerade nicht das Gebot der Stunde, außerdem ist die weitere Bedrohungslage noch viel zu unklar, so Weinheims Rathauschef Manuel Just.
In den vergangenen Wochen hatte es mehrere Anschläge gegeben, bei denen Fahrzeuge in eine Menschenmenge gefahren waren. Im Dezember kamen in Magdeburg sechs Menschen ums Leben, als ein inzwischen 50 Jahre alter Arzt über den Weihnachtsmarkt gerast war. Mitte Februar war ein Mann mit seinem Fahrzeug in eine Gruppe von Demonstranten in München gefahren. Dabei kamen eine junge Frau und ein Kind ums Leben.
(dpa/lsw/ksc/lg/wg)