Mannheim. Die Stadt Mannheim geht bei der Gewinnung von Fachkräften neue Wege. Um dem hohen Bedarf an qualifizierten pädagogischen Fachkräften langfristig zu begegnen, rekrutiert die Stadt erstmalig Erzieherinnen und Erzieher im europäischem Ausland, hieß es in einer Mitteilung.
Die Fachkräftelücke solle auch durch Erzieher aus dem Ausland verkleinert werden. Daher habe Gemeinderat beschlossen, dem Fachbereich Tageseinrichtungen für Kinder ein temporäres Budget bereitzustellen, um das Recruiting von Fachkräften auch im europäischen Ausland zu planen und zu beauftragen.
Spanische Fachkräfte sind angekommen
Anfang November sind die ersten pädagogischen Fachkräfte aus Spanien in den Mannheimer Kitas angekommen. Nach einem „intensiven Vorbereitungsprozess“ wurden die zehn Fachkräfte von Oberbürgermeister Christian Specht, Bildungsbürgermeister Dirk Grunert und Fachbereichsleiter Andreas Müller in Mannheim begrüßt.
„Diese zehn jungen und hoch motivierten Menschen sind ein Glücksfall für unsere Mannheimer Kitas. Sie helfen uns, in der aktuell angespannten Fachkräftesituation die Einrichtungen zu stabilisieren und unsere vorhandenen Fachkräfte zu unterstützen“, erklärte Oberbürgermeister Christian Specht – und sicherte den Personen seine Unterstützung bei der Eingewöhnung in Deutschland zu.
Die Fachkräfte verfügen über einschlägige spanische Berufsabschlüsse und durchlaufen im ersten Jahr Ihrer Tätigkeit den Prozess der beruflichen Anerkennung, hieß es weiter. Nach den ersten zehn Fachkräften in diesem Jahr sollen im nächsten Jahr weitere 20 spanische Erzieherinnen und Erzieher folgen. „Wir wollen bis 2030 in Mannheim 5000 zusätzliche Kita-Plätze schaffen, dafür brauchen wir vor allem mehr qualifizierte Fachkräfte“, betonte Bildungsbürgermeister Dirk Grunert. Diese hervorragend ausgebildeten Erzieherinnen und Erzieher aus Spanien trugen dazu bei, dass der Kita-Ausbau schneller vorangetrieben werden könne.
Pilotprojekt der Stadt Mannheim
Das sogenannte Onboarding von neuen Mitarbeitenden aus dem europäischen Ausland sei eine große Herausforderung, weshalb das Auslandsrecruiting vorerst in einer Pilotphase durchgeführt und im Anschluss evaluiert werden soll. Hierfür wurde eine Fachstelle für Recruiting und Onboarding von neuem pädagogischen Fachpersonal eingerichtet. Darüber hinaus wurde eine Agentur mit weitreichenden Erfahrungen im Segment der Akquise von Fachpersonal im europäischen Ausland beauftragt.
Während des Recruitingprozesses werden die Fachkräfte bereits in Spanien hinsichtlich der Sprache und der kulturellen Anforderungen vorbereitet. Bis zur Einreise in Deutschland erreichen sie das Sprachniveau B1. Ein persönliches Kennenlernen zwischen den Fachkräften, der Tageseinrichtung und der Arbeitgeberin ist Teil des Prozesses. Erst anschließend folgt die finale beiderseitige Stellenzusage, teilte die Stadt mit.
Während des Prozesses der beruflichen Anerkennung sollen die Spanierinnen und Spanier durch sogenannte Praxisanleitende direkt in den Tageseinrichtungen begleitet werden und Sprachfähigkeiten in einem wöchentlich Sprachkurs vertiefen.
Darüber hinaus sollen sie regelmäßige Fortbildungs- und Reflexionsangebote durch die Fachberatung im Fachbereich Tageseinrichtungen für Kinder erhalten.
Zur Erhöhung der Bleibewahrscheinlichkeit sollen die Fachkräfte zudem immer im Tandem in den Kinderhäusern eingesetzt werden, die über spanische Sprachkompetenz innerhalb der Belegschaft und ein breit aufgestelltes Betreuungsangebot verfügen.
Zahlreiche Stellen können nicht besetzt werden
Aktuell können etwa 36 offene Vollzeitstellen in den städtischen Kitas nicht besetzt werden. Bei den freien Trägern sind es geschätzt mindestens nochmals doppelt so viele. Die Stadt habe deshalb zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um zusätzliche pädagogische Fachkräfte auszubilden und zu gewinnen. In diesem Kita-Jahr wurde zum Beispiel mit der neuen Möglichkeit des Kita-Direkteinstiegs die Ausbildungsquote um 20 Prozent erhöht, hieß es abschließend. (dls)