Mannheim. Die MVV will das Erdgasverteilernetz in Mannheim bis 2025 stilllegen. Die Gemeinderatsfraktionen von SPD und CDU haben sich zu dem Vorhaben des Energieversorgers geäußert und fordern bezahlbare Angebote für die rund 25 000 betroffenen Gaskunden in der Quadratestadt.
SPD erwartet „belastbare Aussagen“ von Christian Specht und der MVV
„Mannheim braucht eine flächendeckend gesicherte Versorgung mit Energie und Wärme – in allen Stadtteilen“, teilte die SPD mit. Die Partei erwarte vom Unternehmen und vom Aufsichtsratsvorsitzenden Oberbürgermeister Specht umgehend Informationen und belastbare Aussagen darüber, welche konkreten Unterstützungen und Angebote den Gaskunden unterbreitet werden sollen, wurde Reinhold Götz, Vorsitzender der SPD-Gemeinderatsfraktion, zitiert.
Viele Menschen hätten in hochmoderne und effiziente Gasanlagen investiert, deren Lebensdauer auf Jahrzehnte ausgelegt ist und sich auf den zugesagten Weiterbetrieb des Gasnetzes verlassen. Daher müsse nun insbesondere auch über den Zeitpunkt einer möglichen Stilllegung des Netzes nachgedacht werden. Weiterhin erwarte die Partei Auskunft darüber, wie viele Mannheimer Haushalte 2035 perspektivisch noch Gas nutzen oder bis dahin beispielsweise Zugang zum Fernwärmenetz erhalten können.
CDU-Fraktionschef Kranz: MVV-Pläne sorgen zurecht für Unruhe in der Bevölkerung
„Die Planungen der MVV Energie AG, das Gasverteilnetz 2035 stillzulegen, sorgt zurecht für große Unruhe in der Bevölkerung“, sagte der CDU-Fraktionschef Claudius Kranz. Den 25 000 Gaskunden in Mannheim müsse eine bezahlbare Wärme- und Energiemöglichkeit in allen Wohngebieten angeboten werden. Der Grund für die Planungsüberlegungen der MVV Energie AG zum Ausstieg aus dem Gasverteilungsnetz in Mannheim sind negativ veränderte Regelungen des Bundes und der Bundesnetzagentur, wie beispielsweise veränderte Abschreibungsmöglichkeiten und steigende Netzentgelte. Aufgrund der durch die Beschlüsse der Bundesregierung veranlassten steigenden Netzentgelte würden viele Bürger mit Gasanschlüssen massive Erhöhungen des Gasendpreises erdulden müssen, hieß es weiter. Wenn dadurch mehr Gaskunden auf Wärmepumpe oder Pelletheizung umsteigen, hätte dies eine noch höhere Preiserhöhung für die dann noch verbleibenden Gaskunden zur Folge.
Hier zeige sich das wiederholte Versagen der Ampel-Regierung. Sie habe nicht an die vielen Hausbesitzer gedacht, die nunmehr vor großen finanziellen Herausforderungen stehen, betonte CDU-Stadtrat Lennart Christ. Das Versprechen, die Energiewende sozial verträglich umzusetzen, sei erneut gebrochen worden, ergänzte Kranz.
SPD fürchtet „soziale Unwucht“ in den Stadtteilen – CDU fordert sofortige Beratung
Mit der plötzlichen Festlegung, dass es 2035 keine Gasheizung mehr geben soll, drohe nun das, wovor die SPD-Gemeinderatsfraktion stets gewarnt habe: nämlich eine soziale Unwucht in den Stadtteilen, die nicht für den Fernwärmeanschluss vorgesehen sind, sagte der energiepolitische Sprecher Bernhard Boll. „Diese haben nun das Nachsehen und werden alleine gelassen. Daher braucht es zeitnah einen Fahrplan, wie der Umbau auf erneuerbare Energien gelingen und geschultert werden kann“, wurde Boll weiter zitiert.
Das von der MVV geplante Ausstiegszenario müsse jetzt dringend im Aufsichtsrat beraten werden, teilte die CDU mit. „Wir hätten uns von der MVV Energie AG hierzu auch eine frühzeitige Information und Einbindung der Politik gewünscht. Wenn schon die Bundesregierung nicht an die Menschen vor Ort denkt, muss dies der Kommunale Energieversorger tun“, sagte Stadtrat und CDU-Kreisvorsitzender Christian Hötting.
Hinweis:
Die MVV will am Freitag über ihre Pläne zur Gasversorgung in Mannheim bei einer Pressekonferenz informieren. Wir halten Sie in unserer Ausgabe von RNF life ab 18 Uhr im TV auf dem Laufenden.
(dls)