Mannheim / Rhein-Neckar. Ein Mann aus dem Rhein-Neckar-Kreis ist angeklagt, in der Zeit zwischen 2003 und 2022 zehn Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht zu haben. Dabei soll es sich um 128 Taten des sexuellen Missbrauchs von Kindern, 14 Taten des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern sowie 42 Taten des sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen gehandelt haben, teilte das Landgericht am Freitag mit. Außerdem wird dem Angeklagten der Besitz von Bildern und Videos mit kinder- und jugendpornographischem Inhalt zur Last gelegt. Von schwerem sexuellem Missbrauch ist beispielsweise dann die Rede, wenn der Täter mindestens 18 Jahre alt ist und der Missbrauch mit einem Eindringen in den Körper des Opfers verbunden ist.
Prozessauftakt ist am Montag, 25. September 2023, 9 Uhr. Fortsetzungstermine sind für den 2., 6., 9. 11., 13., 23. und 27. Oktober sowie 10. November festgesetzt (jeweils 9 Uhr).
Verfahren möglicherweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Das Landgericht weist darauf hin, dass in Verfahren, die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung zum Gegenstand haben, die Öffentlichkeit für Teile der Hauptverhandlung ausgeschlossen werden kann. Insbesondere wenn die Straftaten zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen begangen worden sein sollen. Ein Ausschluss der Öffentlichkeit könne auch die Plädoyers und das letzten Wort des Angeklagten im Verfahren betreffen, hieß es.
Taten mit Bild- und Videoaufnahmen dokumentiert – Ermittler werten tausende Dateien aus
Im Juni 2023 hatten Polizei und Staatsanwaltschaft über diesen Fall informiert. Demnach ermittelten die Behörden nach dem Hinweis eines Zeugen gegen einen 45-Jährigen aus dem Rhein-Neckar-Kreis wegen des Verdachts des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen.
Über einen Zeitraum von mehreren Jahren soll der Mann immer wieder Kinder und Jugendliche missbraucht haben. Der Tatverdächtige habe sein Vorgehen mit Bild- und Videoaufnahmen dokumentiert. Ob Aufnahmen verbreitet wurden, war unklar. Der Tatverdächtige kam unter anderem über seine Vereinstätigkeit mit den Geschädigten in Kontakt, hieß es in der damaligen Pressemitteilung. Der Mann wurde festgenommen und sitzt seit Dezember 2022 in Untersuchungshaft.
Bei der Durchsuchung seiner Wohnung stellten Ermittler umfangreiche Beweismittel sicher. Hinweise auf eine Tatbeteiligung weiterer Personen hatten sich bis Juni nicht ergeben. Für das Verfahren wurden etwa 550 000 Bild- und 28 000 Videodateien auf mehr als 100 digitalen Speichermedien ausgewertet.
Ausschließlich männliche Opfer im alter zwischen elf und 17 Jahren
Alle Betroffenen konnten nach Angaben der Behörden identifiziert und vernommen werden. Die insgesamt 18, ausschließlich männlichen Geschädigten, waren zum jeweiligen Tatzeitpunkt zwischen 11 und 17 Jahren alt, hieß es im Juni.
Die Ermittlungen ergaben, dass der Tatverdächtige in mehr als 100 Fällen den Tatbestand des sexuellen Missbrauchs von Kindern und in mehr als zehn Fällen des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern verwirklicht haben könnte. Darüber hinaus steht der Tatverdächtige im Verdacht, sich des sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen, des Herstellens und Besitzes von Kinder- und Jugendpornografie sowie der Verletzung des „höchstpersönlichen Lebensbereiches“ durch Bildaufnahmen strafbar gemacht zu haben.
Aufgrund der Sichtung und Auswertung der Masse an Beweismitteln für das weitere Ermittlungsverfahren, der Ermittlung weiterer Geschädigter und aus Gründen des Opferschutzes war zunächst von einer Information der Öffentlichkeit abgesehen worden. (dls/pol)