Die Rhein-Neckar Löwen sind die große Enttäuschung der Handball-Bundesliga. In der European League können sie eine schwache Saison zwar nicht mehr komplett retten, aber zumindest aufhübschen.
Mannheim. Den Platz hinter der Ersatzbank ist Uwe Gensheimer langsam leid. Denn von dort aus ist sein Einfluss auf das Spiel gering. Wenn überhaupt. Was «noch schwieriger ist», wie der langjährige Kapitän der deutschen Handball-Nationalmannschaft zugibt, wenn es sportlich überhaupt nicht läuft. So wie bei den Rhein-Neckar Löwen, denen Gensheimer schon seit vielen Monaten auf dem Feld nicht helfen kann.
In der Bundesliga hängen die Nordbadener im Tabellenmittelfeld fest, nur eines der vergangenen neun Ligaspiele gewann der Pokalsieger. Doch es gibt nicht nur Hoffnung auf ein baldiges Comeback von Gensheimer, sondern auch noch auf einen Titelgewinn.
Trotz Problemen gegen Nexe Nasice favorisiert
Im Playoff-Hinspiel der European League treten die Mannheimer am Dienstag (20.45 Uhr) bei RK Nexe Nasice an. In der nächsten Woche wird das Rückspiel in Heidelberg ausgetragen. «Alle haben mega viel Bock auf diese Partien», sagt Trainer Sebastian Hinze. Nationaltorwart David Späth spricht gar von einem «der wichtigsten Spiele des Jahres für uns».
Trotz aller Probleme gehen die Löwen als Favorit ins Duell mit dem kroatischen Erstligisten. «Die Aufgabe ist keine einfache, aber definitiv eine machbare», sagt Rückraumspieler Philipp Ahouansou, der mit Blick auf die bislang enttäuschende Bundesliga-Spielzeit das Abscheiden im internationalen Wettbewerb aber auf keinen Fall überbewerten möchte: «Ich würde nicht sagen, dass die European League die Saison retten kann.» Ein Weiterkommen «würde uns aber guttun» und bedeuteten, dass es die Mannheimer im Viertelfinale mit Sporting Lissabon zu tun bekommen.
Zumindest auf Torwart Späth ist Verlass
Keine Frage: Auf der europäischen Bühne hat der zweifache deutsche Meister bislang geliefert. In der Bundesliga droht allerdings die schlechteste Saison der Vereinsgeschichte seit dem Wiederaufstieg 2004. Dabei wollte der Club nach dem Pokalsieg und Rang fünf in der Vorsaison eigentlich seinen Rückstand auf die Spitzenvereine verkürzen.
«Es ist nicht optimal gelaufen, das ist kein Geheimnis», meint Torwart Späth, der als einer der wenigen Löwen seit Wochen konstant gute Leistungen zeigt. Der 21 Jahre alte Senkrechtstarter ist der personifizierte Hoffnungsträger. Ein anderer kommt vermutlich bald dazu.
Gensheimer arbeitet sich heran
Vereinslegende Gensheimer stieg nach schwerer Knieverletzung und monatelanger Zwangspause vor knapp drei Wochen ins Mannschaftstraining ein, musste zuletzt aber mit der Belastung ein wenig kürzertreten. In Nasice wird der 37-Jährige vermutlich fehlen, angesichts der nahenden Rückkehr aber die Saison als einer der wenigen Löwen als Gewinner beenden.
«Es gab einfach das Ziel, noch einmal Spiele zu bekommen und mich auf dem Feld zu verabschieden», sagt der waschechte Mannheimer, der am Saisonende seine imposante Karriere beendet und Sportchef bei den Löwen wird. Möglicherweise macht er sogar mit einem Titel Schluss. (Rudolf Schiffmann, dpa)