Mannheim. Die Stadt Mannheim geht mit einem neuen digitalen Angebot einen weiteren Schritt in Richtung Barrierefreiheit und Inklusion: Ab sofort steht auf der städtischen Website ein Gebärdensprach-Avatar zur Verfügung, teilte die Stadt mit. Dieser Service soll gehörlosen Bürgern den Zugang zu wichtigen Informationen in ihrer Muttersprache – der Deutschen Gebärdensprache – ermöglichen.
„Für gehörlose Menschen ist die deutsche Textsprache häufig wie eine Fremdsprache. Online-Texte sind für sie oft nicht ausreichend“, betonte Ursula Frenz, Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen der Stadt Mannheim. „Daher gehen wir mit dem Gebärdensprach-Avatar einen wichtigen Schritt, um Informationen für alle Menschen in Mannheim zugänglich zu machen.“
Mannheim habe sich zusammen mit anfangs über 40 Kommunen am bundesweiten Projekt „Kommunaler Gebärdensprach-Avatar“ beteiligt, aus dem die Software für das Baukastensystem hervorging. Ziel des Projekts und der Software sei es, die digitale Teilhabe für gehörlose Menschen zu verbessern. Die von der Charamel GmbH initiierte und durchgeführte Entwicklung der Software profitiere auch von neuesten Ergebnissen aus der KI Grundlagenforschung und wurde im Bundesforschungsprojekt AVASAG entwickelt.
Der Baukasten ermögliche eine modulare Gebärdensprachübersetzung durch einfaches Zusammenstellen von Textbausteinen. Die Texte werden dann von einem Avatar, einer künstlichen Person mit Mimik, Gestik und Körpersprache gebärdet und diese Videos lassen sich per Videoplayer auf der Homepage einbinden.
Die Videos sind in ihrer Geschwindigkeit anpassbar und leicht zugänglich abrufbar. Aktuell können sich Bürger über die Navigation und Inhalte auf der Website, die Erklärungen zur Barrierefreiheit sowie den Personalausweis in Deutscher Gebärdensprache informieren. Die Inhalte sollen schrittweise erweitert werden. Mittlerweile seien die Videos auch mit Untertiteln nutzbar. Jegliche Änderungen von Informationen können so unkompliziert auch in den Gebärdensprach-Videos adaptiert werden, ohne dass das Video neu gedreht werden muss, hieß es weiter.
Der Gebärdensprach-Avatar befinde sich noch in der sogenannten Beta-Phase, werde jedoch kontinuierlich weiterentwickelt. Beta bedeutet, dass vereinzelte Videos noch kleine Fehler enthalten können und noch nicht der endgültigen Version entsprechen, aber verbessert werden.
Das Angebot der Übersetzung in Gebärdensprache solle jedoch bei Veranstaltungen oder in Beratungsgesprächen nicht durch den Avatar ersetzt werden. Hier sollen weiterhin Dolmetscher vor Ort eingesetzt werden, beispielsweise beim städtischen Neujahrsempfang, dem Forum Inklusion oder bei Aufführungen des Jungen Nationaltheaters Mannheim.
Darüber hinaus sei die Sitzung des Gemeinderats am 19. November zum ersten Mal in einem Testlauf live von Gebärdensprachdolmetschern begleitet worden. Ein Schwerpunkt der Sitzung seien die Etatreden der Fraktionsvorsitzenden sowie des Einzelmitglieds des Gemeinderats gewesen. Die Aufzeichnung der Sitzung ist online abrufbar. (dls)