Bei der Oberbürgermeisterwahl in Mannheim läuft am kommenden Sonntag alles auf ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen hinaus: Neben den beiden Bestplatzierten von CDU und SPD tritt nur ein eher unbekannter Kandidat in der mit rund 325 700 Einwohnerinnen und Einwohnern zweitgrößten Stadt Baden-Württembergs an.
Der parteilose Uğur Çakir war im ersten Wahlgang am 18. Juni auf weniger als ein Prozent der Stimmen gekommen, während CDU-Politiker Christian Specht 45,6 Prozent der Wählerstimmen erhielt und damit nur knapp die absolute Mehrheit verfehlte. Auf dem zweiten Platz landete der Fraktionschef der SPD im Gemeinderat, Thorsten Riehle, mit 30,2 Prozent. Nun gewinnt derjenige, der die meisten Stimmen bekommt.
Anders als im ersten Durchgang treten die Kandidaten von Grünen und Linkspartei, Raymond Fojkar und Isabell Belser, nicht mehr an. Sie vereinten fast 18,8 Prozent der Stimmen auf sich. Und das könnte womöglich ausschlaggebend sein – sollten ihre Unterstützerinnen und Unterstützer sich bei der Neuwahl für Riehle entscheiden.
Während die Grünen nach dem Rückzug des eigenen Bewerbers nun den 53 Jahre alten SPD-Kandidaten unterstützen, empfahl das Bündnis um Belser zumindest, nicht Specht zu wählen. In seiner langjährigen Amtszeit als Erster Bürgermeister und Dezernent habe der 56-Jährige keine Akzente gesetzt, die für fortschrittliche Politik stünden.
Das Mannheimer Rathaus ist seit mehr als 50 Jahren in SPD-Hand. Insofern wäre ein Sieg des CDU-Bewerbers ein Paukenschlag. Amtsinhaber Peter Kurz (SPD) scheidet nach 16 Jahren aus.
Rund 235 000 Menschen sind zur Wahl aufgerufen. Acht Männer und Frauen hatten sich im ersten Wahlgang für das vakante Amt beworben. Die Wahlbeteiligung lag bei nicht mal einem Drittel.
Themen gibt es reichlich in der Quadratestadt – von Mobilität, über Migration bis Finanzen. Zudem wird über einen möglichen Neubau oder die Sanierung des Stadions diskutiert, eine neue Stadtbibliothek und fehlende Betreuungsplätze in Kitas. Auch die Klimaziele der Stadt sind Aspekte, die im Wahlkampf eine Rolle spielen.
Im Gemeinderat der nordbadischen Metropole an Rhein und Neckar stellen die Grünen mit 13 Sitzen die größte Fraktion, gefolgt von der SPD mit 10 und der CDU mit 8 Sitzen. FDP/MfM, Freien Wähler – ML sowie die AfD haben jeweils 4 Sitze. Eine Fraktion von Tierschützern, Linkspartei und «Die Partei» hat fünf Sitze.
Bürgermeisterwahlen finden in Baden-Württemberg meist unabhängig von der Wahl des Gemeinderats statt. Nur in kreisfreien Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern und Einwohnerinnen – Stadtkreise genannt – und sogenannten Großen Kreisstädten ab 20 000 Einwohnern werden die Rathauschefs als Oberbürgermeister/Oberbürgermeisterin bezeichnet. (dpa)