Sa, 12.11.2022 , 13:08 Uhr

Mannheim/Heidelberg - Festivalleiter Sascha Keilholz: Kinos wie andere Kulturgüter fördern

Die Politik sollte Kino als Kulturgut anerkennen und es entsprechend fördern, fordert ein Experte. Das von ihm geleitete Filmfestival in Mannheim und Heidelberg zeigt die hohe Qualität von Titeln aus aller Welt.

Mannheim (dpa/lsw) – Kino sollte nach Meinung eines Experten als Kulturgut wie Theater, Museen oder Orchester wertgeschätzt werden. «Den Kinos muss perspektivisch eine ähnliche Förderung zukommen wie anderen Kulturformen», sagte der Leiter des Internationalen Filmfestivals Mannheim – Heidelberg, Sascha Keilholz, der Deutschen Presse-Agentur. Während die kommunalen Kinos nachhaltig von ihren Standortgemeinden unterstützt würden, seien Programmkinos auf Auszeichnungen angewiesen. Gefährdet seien auch große Kinokomplexe wie das Mannheimer Cineplex, das im kommenden Jahr schließt. «Die Politik muss sich überlegen, wie diesen Kinos geholfen werden kann», sagte Keilholz.

Das Internationale Filmfestival Mannheim – Heidelberg zeigt vom 17. bis zum 27. November Streifen aus über 40 Ländern und ist damit eines der größten dieser Art in Deutschland. Im vergangenen Jahr zog das Festival 18 000 Zuschauer in Präsenz und online an; coronabedingt waren 60 von 80 Titeln auch im Netz abrufbar, dieses Mal sind es nur 21. Keilholz rechnet mit mindestens gleichbleibender Gästezahl.

Eine Überlebensstrategie für Kinos sei die enge Kooperation mit anderen künstlerischen Ausdrucksformen, erläuterte Keilholz. Beim Festival gibt es in der Sektion «Facing new Challenges» die Kooperation mit der Kunsthalle und dem Nationaltheater. Zu sehen sei die Serie «Landscapes and Bodies» des Künstlers Daniel Kötter über den Raubbau an Ressourcen – sowohl als 360-Grad-Filme mit VR-Brillen, als auch projiziert mit Live-Begleitung einer estnischen Techno-Band.

Bei der Stadtentwicklung müssten Kino-Standorte mitgedacht werden, regte Keilholz an. Stadtmarketing könne die Kinolandschaft verstärkt herausstellen. Grenzüberschreitende Angebote wie gemeinsame Abonnements für Schauspiel und Film könnten den Kinos neues Publikum und zusätzliche Einnahmequellen erschließen.

Beim Festival in den beiden Nachbarstädten werden 65 Streifen gezeigt von Liebesgeschichten wie der Eröffnungsfilm «Tagebuch einer Pariser Affäre» über den Blick in die Abgründe der südkoreanischen Arbeitswelt bis hin zu einem kritischen Porträt der Ukraine vor dem Krieg. Auffällig viele Streifen stellen starke Frauen in den Mittelpunkt. In 7 von 16 Filmen im Internationalen Wettbewerb führen sie Regie. Dieser Wettbewerb «One the rise» ist der Kern des Festivals, bei dem Filmschaffende mit ihren ersten oder zweiten Werken um den mit 30 000 Euro dotierten International Newcomer Award und den mit 10 000 Euro dotierten Rainer Werner Fassbinder Award für das beste Drehbuch konkurrieren. (Bild: Florian Greiner)

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