Im Final Four der European League spielen die Rhein-Neckar Löwen ab Samstag um den Titel. Hinter dem Handball-Bundesligisten liegt eine verkorkste Saison. Bald verlässt auch noch Juri Knorr den Club.
Mannheim. Von der Rolle des Außenseiters will Sebastian Hinze nichts wissen. Streng genommen ist dem Trainer der Rhein-Neckar Löwen ohnehin herzlich egal, wie seine Mannschaft eingeordnet wird. Vor der Endrunde der European League an diesem Wochenende in Hamburg konzentriert er sich auf das Wesentliche. «Es geht einfach darum, an zwei aufeinanderfolgenden Tagen seinen besten Handball zu zeigen», sagt der 45-Jährige. «Wenn man schon zu einem Final Four fährt, will man den Pokal auch mitnehmen.» So machten es die Löwen und er vor einem Jahr im DHB-Pokal. Doch lässt sich Geschichte wiederholen?
Im Halbfinale des zweitwichtigsten Europapokalwettbewerbs nach der Champions League bekommen es die Mannheimer am Samstag (18 Uhr) mit dem Bundesliga-Spitzenclub Füchse Berlin zu tun. Das zweite Duell um den Finaleinzug bestreiten ab 15 Uhr die SG Flensburg-Handewitt und der rumänische Erstligist Dinamo Bukarest. Von der Papierform spricht viel dafür, dass sich im Finale am Sonntag (18 Uhr) Berlin und Flensburg gegenüberstehen. Beide Clubs spielen eine starke Bundesliga-Saison – und vor allem eine deutlich bessere als die Löwen, die ins Tabellenmittelfeld abgerutscht sind und lediglich im internationalen Wettbewerb überzeugten.
Entsprechend sei die Teilnahme am Final Four der European League zwar ein «Highlight» und eine «Belohnung», wie Kapitän Patrick Groetzki sagt. Die Qualifikation für die Endrunde in Hamburg könne aber seiner Meinung nach nicht dafür sorgen, dass «jetzt alles gut aussieht, was vorher nicht gut aussah». Groetzki bittet um eine Aufarbeitung, ihm geht es um eine Gesamtbetrachtung. Und der Routinier macht deutlich, dass die gute Saison im Europapokal die Bilanz nicht komplett retten könne. Maximal ein bisschen schönen.
Sollten die Löwen die European League nicht gewinnen, werden sie in der nächsten Saison in keinem internationalen Wettbewerb vertreten sein. Dies würde einem schweren Rückschlag gleichkommen. 2022 hatte Geschäftsführerin Jennifer Kettemann einen Fünfjahresplan ausgerufen, an dessen Ende die Rückkehr in die nationale Spitze stehen soll. Jahr eins startete verheißungsvoll und besser als erwartet mit dem Pokalsieg und Rang fünf in der Liga. Doch jetzt dümpeln die Mannheimer im Niemandsland der Tabelle herum, einzig die Auftritte auf internationaler Bühne sorgten für Begeisterung.
«Wir sind in diesem Wettbewerb einfach eine andere Mannschaft», sagt Spielmacher Juri Knorr. Um ihn herum sollte das Löwen-Team der Zukunft für den Angriff auf die Spitze formiert werden. Doch der 24 Jahre alte Nationalspieler kündigte an, den Club im Sommer 2025 dank einer Ausstiegsklausel verlassen zu wollen. Diese Personalie trifft die Löwen hart. Möglicherweise bestreitet der deutsche Meister der Jahre 2016 und 2017 an diesem Wochenende sogar für längere Zeit seine vorerst letzten Europapokalspiele. (Rudolf Schiffmann, dpa)