Mannheim. Nach sechs Jahren endet die Zwischennutzung ALTER am Alten Messplatz in der Neckarstadt. Wie der gemeinnützige Verein POW e.V. mitteilte, sehen sich die Veranstalter nicht mehr in der Lage, die Fläche ehrenamtlich und ohne zugesicherte Mittel weiter zu betreiben.
Mehr als sechs Jahre Spielbetrieb hätten dem Verein viel abverlangt. Der Verein sei zu dem Schluss gekommen, dass das zehnköpfige Vereinsteam ohne entsprechend gesicherte Mittel und auf ehrenamtlicher Basis den Raum in dieser Größe nicht weiterführen könne. Das weitere Vorgehen ist nach Angaben der Veranstalter derzeit noch offen. Der Vorstand sei im regen Austausch mit Vertretern der Stadt und Politikern aus dem Gemeinderat. Klar sei, dass eine rein ehrenamtliche Weiterführung nicht mehr ohne weiteres möglich ist. „Wir haben viele Ideen und Ansätze, aber wir brauchen intern auch die Zeit und vor allem auch die Mittel, um diese auf der verkleinerten Fläche des Brückenkopfes erfolgreich weiterzuentwickeln, also eine kreative produktive Pause”, teilte POW-Vorstand Julia Alicka mit.
Der Vorstand stellt klar, dass es nun auch an der Stadt ist, die Zwischennutzung nicht nur verbal, sondern auch finanziell zu einer Mannheimer Institution zu machen. „Mit ALTER haben wir gezeigt, welche Orte Mannheim und vor allem die Neckarstadt dringend braucht. Das war mir immer am wichtigsten: Konzerte, Spielgeräte, kein Konsumzwang und offen für alle: ALTER hat gezeigt, wie öffentlicher Raum heute entwickelt werden sollte“, beschreibt Julia Alicka ihre Vision und Motivation für das Projekt. Ziel sei es, die Winterpause zu nutzen, um im kommenden Jahr ein neues Angebot für die Fläche am Brückenkopf mit Unterstützung der Stadt zu präsentieren, teilte der Vorstand weiter mit.
Seit 2018 am Alten Messplatz – Vom Angstraum zum Pilotprojekt der Nationalen Stadtentwicklungspolitik
Das gemeinwohlorientierte Zwischennutzungsprojekt ALTER am Alten Messplatz wurde 2018 vom gemeinnützigen Verein POW e.V. in Kooperation mit der Stadt Mannheim und der Mannheimer Stadtentwicklungsgesellschaft MWSP umgesetzt. ALTER stehe für einen inklusiven öffentlichen Raum, an dem ganz unterschiedliche Milieus und Altersklassen der Mannheimer Stadtgesellschaft friedlich zusammenkommen, um Sport zu treiben, Kunst und Kultur zu genießen und Bildungsangebote in Anspruch zu nehmen.
In den Jahren vor 2018 war die Fläche unter anderem durch Kriminalität in Verruf geraten und hatte sich zu einem Angstraum entwickelt. Mit einem innovativen Ansatz und einem vielfältigen Nutzungskonzept sei das Projekt ALTER 2018 gestartet habe die Fläche mit Kultur, Workshops und Sportflächen gefüllt. Nicht nur in Mannheim habe ALTER Aufmerksamkeit erregt: 2018 wurde ALTER für den „Spiegel Social Design Award“ nominiert. 2019 kam nicht nur die Nominierung für den „polis Award” hinzu, sondern auch die Auszeichnung als Landessieger des „Deutschen Nachbarschaftspreises”, die dem Verein von Ministerpräsident Winfried Kretschmann überreicht wurde.
Neben dem baden-württembergischen Sozialminister Manne Lucha besuchten Bundesfamilienministerin Franziska Giffey, mehrere Bundes- und Landtagsabgeordnete, viele Fachgruppen und unzählige Studierende das Gelände. Der Ritterschlag sei Anfang 2020 erfolgt, als sich der Verein gegen mehr als 200 Mitbewerber durchsetzte und vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bau als Pilotprojekt der Nationalen Stadtentwicklungspolitik ausgezeichnet wurde.
Gebührender Abschluss und Rückbau der Fläche
Gemeinsam mit dem Einraumhaus soll im letzten Monat noch einmal gebührend mit Aktivitäten, Konzerten, Workshops und diversen Angeboten mit der Mannheimer Stadtgesellschaft gefeiert werden. Mit dem Ende des Spielbetriebs am 30. September beginnt für den Verein der Rückbau. Alle Spielgeräte werden entweder auf die zukünftige Fläche umgesetzt (Tischtennisplatten), „unspielbar“ gemacht (Basketballkörbe) oder komplett von der MWSP abtransportiert (Pumptrack, Miniramp). Die Bühnen werden abgebaut und das rosa Gebäude verbarrikadiert. (dls)